Waren denn die Low-Tech-Bauheinis früher wirklich so blöd, als sie absorptionsfähige Bohlenstuben, ausgetäfelte Gemache, Fachwerk-, Block- und Mauerwerksbau mit hocheffizienten Strahlungsheizsystemen und "manuell" öffenbaren Fassadenverschlüssen (vulgo: Fenster) kombinierten, um bei kalten Wintern und heißen Sommern angenehm temperiert rumzukuscheln, dabei allerlei Frühlingsweisen und Minneliedlein auf Lauten herumzupften sowie für ausreichenden Nachschub bei vielen passenden und unpassenden Gelegenheiten - nicht nur in englischen Wäschekammern - sorgten? Na eben. Erst der moderne Waschdepp goß sein teuer erwärmtes Badewasser in dürftige Blechwannen. Die historische Variante sah dafür den Vollöko-Energiespar-Massiv-Holzzuber vor. Eben teuflisch schlau, so ein alter Klimaschützer.
Da er nix von DIN, von EnEV und sonstiger "Bauhysik" wußte, war ihm eben die Wahrheit am Bau wohl bekannt. Sie wird z.B. in dieser bemerkenswerten Grafik - "Bild 1" aus der Ossi-TGL 26760/07 - "Heizlast von Bauwerken" deutlich:
Die X-Achse zeigt den k-Wert von 0 bis 2,5, die Y-Achse den Strahlungsabsorptionswert gr. phi. Und je mieser (höher) nun der k-Wert wird, umso besser verwertet das Bauteil die Solarstrahlung, egal bei welcher Oberflächenfarbe der Wand. Logisch, daß damit ein toller Zugewinn kostenloser Wärmeenergie für Massivbaustoffe verbunden ist, den k-Wert-optimierte Dämmbuden wirkungslos verpuffen lassen. Es gab eben schon Erkenntnis vor Gertis und Hauser.
Ein hochinteressantes Meßergebnis der Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft FAL offenbart die ganze Misere der
außentemperaturfixierten U-Wert-Knechte. Während die "winterliche Außentemperatur" (blau: DWD - Deutscher Wetterdienst mit
Meßstation am Gelände um die Ecke) eiskalt herumfriert, liefert die Sonne geradezu gigantische Energiemengen durch Solarstrahlung in
die Massivbaukonstruktion (rote Sichtziegelschale 11,5 cm). Doch davon will das verschnöselte Öko-Solarzeitalter rein gar nix wissen
und verpulvert dafür Bürgergeld in wirkungslosen PV-Anlagen. Tipp für Normalos: Häuser mit außen täglich erwärmten Wänden braucht man
innenseitig weniger zu heizen. Sie kühlen auch nächtens nie so eisig unter die Außenlufttemperatur wie Dämmfassaden, haben dadurch
geringere Temperaturdifferenzen zwischen innen und außen und damit geringeren Wärmeabfluß.
Hätte das gemessene Bauwerk eine massivere oder gar einschichtig durchgemauerte Außenfassade, käme es natürlich nicht zur hier
gezeigten Annäherung der morgendlichen Temperaturkurven an die Außenlufttemperatur.
Bei Messungen am 36,5er Mauerwerk an meinem Wohnhaus zeigt sich immer ein deutlicher Abstand auch bei Tieftemperaturen um die -20 Grad
Celsius, auch an der Nordfassade. Grund: Die tägliche Solarzustrahlung wird erfolgreicher und nachhaltiger eingespeichert als in dem
dünnen Vormauer-Backstein des Versuchsbaus an der Bundesforschungsanstalt.
Weitere Nachteile aller dünnen Vormauerbacksteinerei:
Sie sind meist mit Klinkern oder klinkerähnlich gebrannten Hartbrandsteinen und Zementmörtel erstellt. Diese Konstruktion ist extrem
temperaturdehnfähig, da der Zementmörtel sich um mehr als das Doppelte ausdehnt, als der Backstein. Und sie bekommt als dünne Schale
auch wesentlich mehr Temperaturunterschiede im Tagesablauf mit, als echt bewährtes, traditionell-massives Einschichtmauerwerk.
Obendrein ist die Mörtelhaftung am Hochbrand- oder Klinkerstein wegen dessen geringerer Saugfähigkeit viel schlechter, als an
"weicheren" und niedriger gebrannten und saugfähigeren Backsteinen. Folge: Es entstehen Fugenflankenabrisse des Fugmörtels der
Vormauerschale, die enstehenden offenen Fugen (Blattkapillare) sind extrem kapillar saugend und benässen die Fassade oft bis hinter
die Vormauerschale, an der dann die Brühe runterrinnt, ohne daß der Bauherr was davon sieht.
Richtig interessant wird das, wenn die doofe Schlaumeierei des sogenannten Expertentums die hinerseitige Abtrocknung der angenässten
Mauerschale blockiert, weil die dafür einst vorgesehenen Luftschlitzlein an der Sockelzone und sonstwo zugemörtelt werden und als
Krönung des handwerklichen und bauphysikalischen Irrsinns der Moderne die Luftschicht des Hohlmauerwerks mit Dämmschüttungen zugemüllt
werden. Wegen "Wärmedämmung" und "Energiesparen" und sogar "Klimaschutz" mit "CO2-Vermeidung". Die Dämmschicht wird dann aber dolle
durchfeuchtet. Am Ende beweist der dicke Schimmelpilzbefall an der Innenwand, wie intelligent die modernen Männer (meinetwegen
auch die Frauen) am Bau wirklich sind. Wobei der Schadenszusammenhang oft erst nach mühsamstem oder unendlichem Suchen offenbar wird
oder eben nie. Klimaschutz-Bauen heute. Hier zum entsprechenden Beispiel meines lieben Kollegen Jeff Howell aus England:
Cavity Wall Insulation - Hohlraumdämmung
Heute sind wir - industrieberaten und wissenschaftsabergläubig - so schlau, eigentlich recht gute Baustoffe wie den Ziegelstein als dünnste Vorsatzriemchen vor "dämmender" Luftschicht einzusetzen oder gar explosiv zu durchporen, um ihn zur riß- und feuchtegefährdeten Lachnummer ohne ausreichende Speicherkapazität herabzuwürdigen. Wirklich lustig für die Bauherrn, die dann in den gerissenen Schimmel-Öko-Buden zum Fenster hinaus heizen. Jeder ist eben seines Glückes Schmidtchen.
So wird nun mit EnEV und Bußgeld erzwungen, daß man unsere Buden mit wirkungslosen Schäumen und Gespinsten beklebt bzw. ausfacht. Das wollen unsere Beamten, Politiker sowie fast die ganze Baubranche und Medienmeute so. Dürfen wir denen trauen, wenn sie Energieersparnisse aus Heizungsmodernisierung und Dichtanstrengung (gegen die 60%-Wärmeverluste, die durch Konvektionsheizungs-Abluft entstehen) dem wirkungslosen Dämmen zuschreiben und ausbleibende Ersparnisse dem bösen Nutzerverhalten? Da zählt dann nur das simulierte Schreibtischergebnis der Sesselfurzer. Holzauge, sei wachsam!
Kommentar:
Das altfränkische Forschungsergebnis aus Lichtenfels wurde in diversen unabhängigen Redaktionen des In- und Auslands positiv aufgenommen, publiziert und kommentiert (Erstveröffentlichung: Bautenschutz+Bausanierung Nov./Dez. 8/01, Langfassung "X für ein U? Der U-Wert und seine Brauchbarkeit: Dämmstoffe im Vergleich - bauphysikalische Grundlagen und Ableitungen einer viel diskutierten Temperaturmessung", 6/02, R. Müller Verlag, Köln, und weiter unten.Einleitend wird darauf hingewiesen, daß die behördlich mittels EnEV durchgesetzte Zwangsdämmung im Konflikt mit überall "drastisch zunehmendem Schimmelbefall in Innenräumen" steht, den pottdichte Fenster und feuchte Wohnungen verursachen. Weiter im Text:
"Umweltmediziner wie Dr. Frank Bartram warnen vor schimmelpilzbedingten Gesundheitsstörungen und davor, "dass wir heutzutage Häuser abdichten in der guten Absicht, Wärme und damit Energie zu sparen". Professor Karl Gertis vom Fraunhofer-Institut für Bauphysik bestreitet das: "Die Dämmung der Wand kann niemals Schimmelpilz hervorrufen." Er räumt aber ein, dass es an zu dichten Fenstern liegen könne. Gegen diese Ansicht wenden sich Bausachverständige und Architekten, für die zu viel Dämmung die Ursache für vernässte Hauswände ist. Sie machen den sogenannten Wärmedurchgangskoeffizienten, den K-Wert, dafür verantwortlich. Der unterstütze bei Häuslebauern die Einstellung "viel hilft viel" und propagiere statt altbewährter Baustoffe wie Vollziegel oder Massivholz den Einsatz von leichten Dämmstoffen wie Hartschaum oder Fasermatten. Darüber kann Karl Gertis nur den Kopf schütteln. Für ihn reduziert der Einsatz von solchen Materialien den Energieverbrauch, erhöht die Behaglichkeit und löst Umweltprobleme."
Abschließend fragt die Redaktion als Reaktion auf den "Expertenstreit", ob das alles "auf Kosten der Gesundheit vieler Bürger?" gehe. Interessante Frage!
Gilt vielleicht das Motto "Laßt uns die Architekten weiter verscheißern"? Sollen sie ihre Bauherrn und Bauwerksnutzer nur weiter mit schädlichem Dämmwahn hinters Licht führen, Glasfaserdämmung/Mineralfaserdämmstoff überall reinstopfen, deren Faserstaub nur mit extremem Aufwand in den wohngesundheitlichen und arbeitsschutztechnischen "Griff" zu bekommen ist (wenn überhaupt) und sich folienmäßig eingepackt, durch Kondensat und Materialfeuchte vollsaugt und schimmelt, bis auch der Hausschwamm ausbricht, gesundheitlich kaputtmachen und Milliarden verpulvern. Das nützt den Rechtsanwälten (die Wohnungswirtschaft flüstert: der Regreß gegen die "Dämmstoffempfehler" wird schon vorbereitet. Aufgeklärte Mieter wehren sich nämlich mittels Mieteneinbehalt wg. nicht erreichter, aber zugesicherter Minderungen der Warmmieten nach umlagefinanzierter Dämmung. Tatsächlich belegte Heizenergieersparnisse nach "energetischer" Sanierung sind nämlich - wenn nicht einem warmen Winter - dem teuer erkauften Heizungsaustausch bzw. krankmachender Bauabdichtung zuzuschreiben. Für Energieersparnisse im Sinne der U-Wert-Berechnung können noch nicht einmal die begünstigten Herstellerverbände glaubwürdige Belege vorweisen. Man erhält dort Schreiben mit der entlarvenden Aussage: "Mit den tausendfachen Belegen [gemeint: für erwiesene Energieersparnisse durch Dämmstoffverbau, die den Empfänger auf einem Seminar maximal beeindrucken sollten, KF] meinte ich, dass mehr als 600.000.000 qm funktionierende WDV-System mehr als genug Beweis sind" (Schreiben vom 25.1.05) - aber eben keinen echten Energiesparbeweis.
Übrigens: zig Jahre haften Planer und Baufirmen für Fehlberatung und lt. BGH entfällt der Honoraranspruch bei der Planung unwirtschaftlicher Dämmung, egal was WSVO und EnEV fordern. Und auch der Vermieter darf wirtschaftlichen Blödsinn nicht auf den Mieter abwälzen, das sagt auch das Landgericht Hamburg.
Weiter: Der Schwindel mit der Wärmedämmung - Kapitel 11