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Jedoch: Kalk ist kein Baustoff für materialtechnisch und handwerklich unerfahrene Kalkneulinge. Kalk verzeiht keinen Fehler! Schon nach erster Bewitterungsphase liegt alles am Boden und düngt die Landschaft. Das ist fein aus Sicht des Auftraggebers, denn das passiert bestimmt immer in der Gewährleistungszeit. Tipp, um Abstreitversuche des Auftragnehmers rechtzeitig und VOB-mäßig zu kontern: Endabnahme der Kalkleistung an Fassaden erst nach erster Bewitterungsphase. Die typischen Mängel sind dann auch von einem Laien als Materialverluste ohne Fernrohr und Mikroskop zu orten und ohne Wenn und Aber (von wegen Beweislast bei Auftraggeber!) zu beseitigen. Schnell kann das auch in eine Art "Wartungsvertrag" ausarten. So soll es nicht sein. Deswegen empfehle ich bewährte Mechanismen bei der Abwicklung der Planungsleistungen von der Bestandsaufnahme über die Vergabe bis zur Abrechnung und Abnahme, die einmal zum qualitativ besten und gleichzeitig preisgünstigsten Bieter und Leistungsergebnis führen. Ein paar wichtige Vereinbarungen im Bauvertrag beugen auch hier nicht ausschließbaren Überraschungen für den Planer und Bauherrn - freilich auch für den nachlässigen Handwerksheini - vor. Pech nur, daß so mancher Bauherr (auch in Baubehörden) lieber sagt, Billigpfuscher her, Referenzen egal, Augen zu und durch. Solche sollte man meiden - denn zum guten Bauen braucht es auch den guten Bauherrn beim besten Verstand. Umfrage: Wo hat er sich versteckt?
Wichtig: Kalkprodukte (von der Ausmörtelung von Fehlstellen über Hinterfüllung von hohlstehenden Putz- und Mauerwerksbereiche bis zur Schlämmung von Haarrißbereichen und Neuanstrich) stellen hohe Anforderungen an die sachgerechte Materialwahl (Kornabstufung, Bindemittelart betr. Ca0-Gehalt und Verunreinigungen mit ausblühfähigen Salzen, Zuschlagsrezeptur (Gruben- und Brechsand, Ziegelmehl, Feintone, Steinmehle), traditionelle Vergütungszutaten (von Fruchtsäure bis bindungsverstärkendem Zucker) und Nachbehandlungsmittel bei Abbindestörungen (Kaseinverdünnungen, Kalksintertränkung).
Gleichzeitig und ebenso wesentlich kommt es auf die handwerksgerechte Ausführung betr. Beachtung der Objektsituation, der Witterung, der Vor- und Nachbehandlungsvorgänge und der Materialapplikation (Vierkornregel für Schichtstärke, Vorfestigung am Untergrund mit speziellen Kalkapplikationen) usw. sehr an. Aus meiner Praxis habe ich hier aus vielen Fehlern lernen müssen, die auch keine noch so gute Bauleitung und Herstellerbetreuung verhindern konnten.
Themenlink: Typische Kalkfehler, die auch viele Kalkfuzzis nicht kennen oder nicht ernst nehmen oder nicht rechtzeitig verraten. Hinterher, wenn der Auftragnehmer seine Arbeit wieder vom Gerüst schaufeln kann, ist die ausgebrochene Schlaumeierei dann groß. Aber leider auch ein immenser Ärger auf Auftraggeberseite über die Frage, warum die plötzlich so zahlreichen Experten denn nicht eher ihre Schlauheit im Sinne der Katastrophenvermeidung dem Planer oder gar Bauherrn preisgaben.
Wichtig ist also auch die Leistungsbeschreibung mit Verankerung ausreichender Qualitätssicherung im Bauvertrag. Man weiß ja nie.
Als wesentliches Element einer erfolgreichen Maßnahmendurchführung empfehle ich grundsätzlich die Durchführung einer Musterachse an einer Referenzfläche. Hier kann man die entscheidenden Schritte betr. Materialwahl und Ausführung im kleinen und rechtzeitig einstudieren. Die spätere Maßnahmenkonzeption und -durchführung wird dadurch wesentlich abgesichert - Voraussetzung: ein betr. Materialverhalten und Ausführungstechnik kalkkompetenter Handwerksbetrieb für die Bemusterung, der nicht zum ersten Mal echte Luftkalkprodukte in die Hand bekommt und entsprechende Referenzen vorweisen kann. Es gibt hier doch nur wenige, allzuwenige Betriebe, die für eine qualifizierte Bemusterung empfehlenswert wären. Wer sich hierzu zählen lassen will, darf sich bei mir gerne melden. Es gibt immer mal Bedarf bei Bauherren, die den Schwindel mit den sicherheitsvortäuschenden aber dennoch bestandsuntauglichen Modernbaustoffen über haben.
So könnte ein nahezu perfektes Leistungsverzeichnis entstehen, das betreffend Technik und Budgetsicherheit das Optimum für den Auftraggeber und das Obkjekt bieten kann. Wenn die hier beschriebenen Randbedingungen aber nicht passen: Finger weg vom Kalk und weiter pfuschen wie gewohnt. Die verschärfte und haftungsrelevante Einbindung der Hydraul- und Kunststoffbaustoffe in das Baugeschehen mit entsprechenden Vertragsmechanismen ist dann für den Planer eine wesentliche Überlebenshilfe. Die Produkthaftung unterliegt nämlich mit seiner Planerhaftung etwa gleichem Ewigkeitsanspruch. Ganz im Unterschied zum bankrottgefährdeten Handwerkspfuscher.
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Dipl.-Ing. Erwin Gierlinger: "Stein-Putz-Risse
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Auswirkungen chemischer Wohngifte - Was so drin ist in den Industriefarben u. -baustoffen und was es bewirkt.
Lehmputz - Technische Info von Kirchbauhof GmbH
BUILDING CONSERVATION: A Guide to Information, Events, Books, Courses and
Organisations in the UK Concerning the Conservation and Repair of Historic Buildings
buildingconservation.com:
Lime Mortars & Renders; The Relative Merits of Adding Cement <>
Pozzolans
for Lime Mortars <> Article:
Hydraulic Lime <> Traditional
Lime Plaster: Myths, Preconceptions and the Relevance of Good Practice
<> Awash
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