Auch die Selbstheilung von Kalkmörteln wird durch moderne Farben gestört. Das erforderliche Wechselspiel zwischen CO2-Zufuhr, Feuchteangebot und Trocknung kann nicht mehr funktionieren, wenn überdichte, kapillarblockierend schichtbildende Systeme die Kapillarentfeuchtung unterbinden.
Die wohl aus Bauschadensbeobachtungen entsprungene Flucht der Silikatfarben in die Dispersionssilikat- bzw. Silikatdispersionskonfiguration bringt zwar zunächst geringere Festigkeiten der Farbschicht. Die Angst vor dem üblichen und immer schädigenden Verstoß gegen die Regel von hart nach weich ist begründet. Leider wird damit eine noch höhere Verdichtung der Fassadenoberfläche bewirkt mit allen traurigen Folgen. Verstopfte Kapillarporensysteme bei gleichzeitig versprödungsbedingten Kapillarrißsystemen: Feuchteblockade und Schichtablösung. Merke: Größere Fehler kann man auf Luftkalkmörteln (und vielleicht nicht nur auf diesen) kaum begehen, als sie mit Silikat- bzw. Kunstharz-/Silikonharzfarben zu versiegeln. Nicht nur die hier veröffentlichte Schadensbildsammlung kann das leicht belegen.
Auch aktuelle Schadensfälle (Auszug aus Bericht mit Bildern) belegen, daß karbonatisierungsbehindernde Silikat- und auch Dispersions-Silikatfarbe (als "Mineralfarbe" getarnt und dem Bauexperten untergejubelt) den Luftkalkmörtel erwürgen. Er bekommt unter solchen Pampen "Landkartenrisse", seine vor dem Anstrichauftrag karbonatisierte Oberschicht steht "hart" auf dem weicheren, unkarbonatisierten Unterputz, er frostet auf, reißt schollenförmig ab und fällt die Fassade herunter. Mit reiner, kunstharzfreier Kalkfarbe wäre das nie passiert. Den Ärger, wenn der Produktspezl des Silikatproduzenten im Schadensfall auf der Baustelle herumtönt, der von ihm selbst freigegebene Untergrund wäre unkarbonatisiert, da der verwendete Kalkmörtel nicht karbonatisieren könne und wie immer der Putz und nicht seine Farbe schuld wäre, können Sie sich schenken. Wenn daneben sein einjähriger Sockelanstrich auf Sanierputz ebenfalls herunterschollt, dürfen Sie Behauptungen von wegen "Salz im Sanierputz" erwarten, aber keine Ausführungen zum Thema innere Kondensation und damit einhergehende Frostschädigung der mit Silikatprodukten abgesperrten Fassade. Witzigerweise werden auch die im berühmten Keim´schen Jahrhundertwerk (Tagungspublikation anläßlich 100 Jahre Keim mit hochinteressantesten Fachbeiträgen!) eindeutig nachgewiesenen schadensträchtigen Negativeigenschaften der Silikattechnik bei deren ständigem Aufttreten am Bau von manchen Silikatspezln öffentlich abgestritten. Erwarten Sie keine Regreßübernahme im Schadensfall!
Es ist eben nicht handwerksgerecht, technisch falsch und den allgemein anerkannten Regeln der Technik widersprechend:
- Dispersions-Silikatfarben und sonstige Kunstharzpampen aller Art (Silikonharzfarbe, Silikonharzemulsionsfarbe, Dispersionsfarbe auf PVA-Basis oder mit sonstigen Polymeren verharzt) auf Luftkalkputze zu schmieren, vor allem nicht, wenn diese noch nicht karbonatisiert, erhärtet und abgebunden sind, noch nicht ausreichend abgetrocknet, im Wetter stehend nächtlicher Kondensatauffeuchtung aus abkühlender Außenluft ausgesetzt, beregnet und durch Kapillarrißcraquelee wassersaugend und
- derart harzige Kapillarblocker auf Kalkputze zu beschichten und diese als "dampfdiffusionsoffen" anzupreisen, ohne zur Vermeidung eigener Produzentenhaftung (fehlerhafte Inverkehrbringung gem. ProdHG) ehrlich und in angemessener Deutlichkeit schriftlich im Technischen Merkblatt und bei der Bau- und Handwerkerberatung einzugestehen, daß es Dampfdiffusion an der Fassade nahezu nur in eine Richtung gibt: Kondensat aus Außenluft in die kühlen Porenwandungen der Fassadenkonstruktion durch die Beschichtung. Aber so gut wie nie heraus, der Wassertransport aus der Fassade funktioniert zu 99,9% (1000 : 1) als Kapillarwanderung in der Flüssiphase, kein Tauchsieder-Man verdampft ja das kapillare Porenwasser im Baustoff. Und deswegen mit Chemiepampen der Verlust des Malgrunds unausweichlich ist. Was unendliche Schadensfälle beweisen.
Fazit: Es verstößt krass gegen alle Handwerksregeln, Harzpampen auf alle Arten von mineralischen, auf unbehinderte Kapillatrocknung angewiesene Malgründe an Fassaden aufzuschmieren. Und das weiß natürlich fast kein Maler. Eigentlich schade.
Gerade im Altbau sind deshalb bewährte Verfahren vorzuziehen, trotz geradezu genialischer Anstrengungen der Malerheinis, dem Kunden den größtanzunehmenden Beschichtungsmüll aufzuschwätzen.. Die hier alternativ einzusetzenden Baustoffsysteme sind seit Jahrhunderten erfolgreich im Einsatz und brauchen - handwerksgerecht eingesetzt - den Vergleich mit den Anstrengungen moderner Baustoffindustrie nicht zu scheuen. Im Gegenteil - die meisterliche Erfahrung des Originals hat dem Gesellenstück des Laboranten viel voraus.
Zwar verfügt das Restauratoren- und Kirchenmalerhandwerk vereinzelt noch über handwerklich überlegene Alternativen zu bauchemischen Präparaten. Leider setzt sich aber auch dort das unbegründete Vertrauen in moderne Produkte mit undeklarierten Problemsubstanzen und schwer abzuschätzenden Langzeitfolgen mehr und mehr durch. Die Störung des Feuchtehaushalts wird zugunsten von Klebwirkung und Festigung in Kauf genommen, das Problem- und Materialbewußtsein ausgeschaltet.
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