Das Bild zum Thema: Frans Francken - Der Tod und der Kaufmann (1620)
Der Einsatz von hydraulisch wirkenden Mörteln - der Standard auf unseren Baustellen - auf der Bindemittelgrundlage von Zement, oder angeblich denkmalfreundlich als sog. "Kalkmörtel" mit mehr oder weniger hydraulischem Kalk, Hüttensand, Trockensilikat und Traß ist im Altbau außerdem mit so einigen technischen Problemen verbunden. Diese werden nicht selten geleugnet, verharmlost oder wie ein Tabu verschwiegen (Bildbeispiele):
- oft zu harte Mörteldruckfestigkeit gegenüber rein hydratisch abbindendem Luftkalkmörtel, Kalkmörtel, Luftkalkputz und Kalkputz aus lediglich Sand und Hydratkalk / Weißkalkhydrat mit der Folge der Ablösung vom wenigerfesten Untergrund. Dummerweise werden bei Trockenmörteln nur Normfestigkeitswerte, gewonnen an Laborprüflingen aus/in Stahlformen, die dem Mörtel gar kein Wasser abnehmen können und deswegen bei Kalkmörtel die ausreichend belüfteten Porenraum zur CO2-Aufnahme voraussetzen, bei Hydraulmörtel jedoch keine Nachversorgung mit Wasser aus dem sorptionsfähigen Untergrund liefern, bekanntgegeben. Am Objekt erreichen die hydraulischen, zementären Mörtel jedoch Härten, die weit darüber liegen (Faustformel: Normwert mal 3-4). Ursache: Der hydraulische Normprüfling "verdurstet" in seiner Laborumgebung: Stahlwandung der Mörtelform ohne Wasserrückversorgung wie am mineralischen Objektuntergrund; 20oCelsius Mitteltemperatur anstelle ca. 2-12o wie auf der typischen Baustelle, auf der dann das Austrocknen wesentlich länger dauert - mit Folge besserer Festigkeitsentwicklung.
Hinzu kommt das häufige Versagen der zugegebenen Porenbildner wegen Über- bzw. Untermischung, zu kaltem oder zu warmem Anmachwasser, ungeeigneter Applikationstechnik, Wind, Sonne und Sterne... Dann bleibt der Mörtel ein dichtes Gemisch aus viel zu kleinen Sandkörnern, die zwar Maschinengängigkeit garantieren, aber wegen hoher Oberfläche viel zu viel Zementleim zur Bindung benötigen - bei hohem Wasserbedarf.
Ergebnis:
1. Mörtelfestigkeiten entsprechend B15 aufwärts.
2. Spätrißschäden mit Y-förmigem oder mauerfugenfolgendem Verlauf, bei Fugmörteln Flankenabrisse und Haftungsstörung am Untergrund.
3. Schwundrißbildung
- Freie ausblühfähige Alkalien (bauschädliche Salze) im Bindemittel Zement, in Hydraulkalken und besonders im Traß, in gewissem Maße auch in sulfatbeständigen Spezialzementen und Silikat-Wassergläsern sowie in Hüttensand als Hydraulzuschlag, mit der Folge der Untergrundverseuchung und erhöhten Dichtigkeit gegenüber dem Untergrund (Trocknungsblockade, erhöhte Frost- und Feuchtebelastung des Untergrunds).
Der vielgepriesene aber schadsalzreiche Traßkalkmörtel für den Wiederaufbau der Dresdner Frauenkirche war schon von weitem an seiner salzweißen Ausblühung (Gips/Sulfat?) weit über den Fugenbereich hinaus zu erkennen. Darüber schweigt die Fachpresse "Putz/Stuck/Naturstein/Sanierung", die nur das hohe Lied des Industrieprodukts singen darf. Peinlich, wo doch die alten Baumeister nur mit Luftkalk zurechtkamen. Sie hatten ja noch keine krawattenbefrackte Trockenmörtelberater.
- Da zementäre Mörtel als "Sanierputz" für die Fassadensanierung, Mauersanierung und Wandsanierung im Altbau angepriesen werden, kommen diese auch bei sulfatbelasteten Untergründen - sogar auf Herstellerempfehlung - zum Einsatz. Folge: Treibmineralbildung zwischen Sulfat des Untergrunds (selbstverständlich auch der regelmäßig hohen eigenen Sulfatfrachten. Tipp: nach Deklaration/Vorlage Bindemittelanalyse fragen und mit Werten von Luftkalk vergleichen!) und C3A-Phasen des Zements. Derartige Salzkristallnadeln (z.B. Ettringit und Thaumasit) in Sanierputzporen werden sogar als Beweis der Salzaufnahme gehandelt, obwohl sie ihren Ursprung im Zement selber haben.
Die Kunst der Pore - www.maler.at/Farbenkreis: Zum Thema Sanierputz (aus Herstellersicht!)
Arendt/Seele: Schadensfall zum Thema Silikat auf Sanierputz (Auszüge aus DAB 11/99)
Weiter: Kapitel 6 - Mörtel: Seite 2 3 4 5 6 Kapitel 7 - Anstriche: Seite 1 2 3 4 5