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1. Natürlicherweise (soweit gerissener/schlitzohroiger Handwerker) Totalverharmlosung aller jedem Fachmann
sofort erkennbarer Altschäden bei der Kaufberatung ahnungsloser Opfer / vor dem Sanierauftrag. Fluglöcher des auf
Hausschwamm / Naßfäulepilze angewiesenen gescheckten Nagekäfers? Einfach übersehen - aber dann:
Totalzerstörerische Voruntersuchung mit Hammer und Pickel als Sanierungsvorbereitung. Danach bleibt kein Gefache
mehr heil, keine Putzhaut mehr stabil, keine Renaissancebemalung mehr zu befunden: das Knochengerippe steht frei, die
Bude ist entkernt, die Kosten explodieren, der Bauherr zahlt. Vom verformungsgetreuen Aufmaß, einer bau- und
fassungsgeschichtlichen Befunduntersuchung und deren Analyse im Hinblick auf möglichst eingriffsarme
Bauuntersuchung und erhaltende, sparsame Instandsetzung hat man ja noch nichts gehört. Der Ausbau einiger
neuzeitlicher Wand- und Deckenverkleidungen hätte zwar genügen können - mehr Show ist jedoch die Totalmethode.
Das zeichnet eben den Experten aus - erst verharmlosen und danach möglichst viel Wind machen
und das verrottete Fachwerk mal richtig durchlüften.
So sieht das dann aus. Fachwerkskelettierung bis zum Gehtnichtmehr. Die hohe Schule der Fachwerkverwüstung
durch Holzschutzexperten - selbstverständlich unter den Augen des Denkmalamts. (Bild: Dipl.-Ing. Architekt Tamas Karascony)
Die Fortsetzung der Sanierung fällt dann äußerst einfach:
Nach dem Filetieren und Skelettieren ist das Bauwerk von allen Nichtfachwerkbauteilen befreit. Nun kann man - freilich erst nach DIN-gemäß überzogenstem Totalrückschnitt aller angegammelten morschvermulmten Hölzöi, egal, wie viel Resttragfähigkeit noch existiert - ans Geraderichten mit Hydraulpressen und Schrauben, mit Winden und Vorschlaghammer gehen. Daß die Verformungen schon sehr alt sind und viele Ausbaustufen bis zu den Anschlüssen von Boden, Wand und Decke, von Fenster und Türen auf die Verformung Bezug nehmen, stört dann ja nicht. Hauptsache die Baukosten explodieren und kein Gefach bleibt erhalten. Der Zimmerer hat's so besonders bequem, der Bauherrschaft und dem interessierten Planer unter Verweis auf den mangelnden Neubaucharakter und einiger sonstig verdächtigen Stellen der alten Konstruktionshölzer möglichst viel feuchtes Bauholz aus Rußland, Polen oder dem Hindukusch aufzuschwätzen. Aber unbedingt gebeilt! Vom Denkmalwert bleibt dann nur eine schale Erinnerung. Hauptsache, man sieht viel Holz zum Schluß. Auf erhaltungswürdige Bauteile muß man dabei nicht besonders achten, sie verrecken während der wüsten Baumaßnahme und müssen dann baukostensteigernd ersetzt werden. Baukosten: 3 x Neubau, Anschauungsmaterial zuhauf in den deutschen Fachwerkstädten. Da hat doch jeder was davon, Fachwerkfördermittel so simpel zu verwursten. Gut, wenn der Fachmann einen allerbesten Draht zur Förderbehörde hat!
Ein besonders brutales Beispiel fränkischer Fachwerksanierung bietet der überregional berümt gewordene Dauersanierungsfall "Fachwerk-Pfarrhaus Gärtenroth"
2. Holz-für-Holzuntersuchung mit irrer Technik und Dokumentation. Der Bauherr zahlt´s ja. Warum sollte man sich mit weniger zufrieden geben, wenn man schon die expertentumbeweisenden Apparillos (z.B. für Bohrwiderstandsmessung) hat. Daß man Untersuchungstechnik nur gezielt und punktuell einsetzt, wenn andere Methoden nicht mehr weiterhelfen, rentiert sich ja nicht. Und wenn nur ein bißchen Erfahrung bei der Suche nach typischen Schwachpunkten der Holzkonstruktion genügt? Warum denn einfach, wenn´s auch brutal geht! Dafür erfolgt dann die Vornamensverleihung für jeden Holzwurm. Übertriebene Angsteinjagerei mit dollen Horroszenarien wegen einiger Befallsspuren im Splintholz, wodurch die Tragfähigkeit kaum beeinträchtigt wird. Dramatisierung von ggf. tatsächlichem Hausschwammbefall. Das kostet Totalerneuerung und Geld und bringt gar nix. Holzschutzschwachverstand pur. Der Bauherr zahlt doch einen empfohlenen Fachmann gern.
3. Verwechslung des Fachwerkkunst mit Disneyland. Konstruktive Fachwerke des 18./19. Jahrhunderts, ohne Zierformen wie Feuerbock oder Gefügekunst des Mittelalters - im Wahn der 30er germanisierend freigeholzt und von ihrem steinbautäuschenden Putzkleid gestrippt - werden unbedingt als Sichtfachwerk weitertradiert. Obwohl das gegen die Handwerksregeln verstößt werden dabei z.B. die Gefache kissenförmig wassersaugend aufgeputzt. Das Fassadenbild mit natursteinimitierenden Brettelgewänden mißachtet dann Technik und Stil - befriedigt aber durch Acrylverfugung und heimattümelnder Belackung und Lasur dennoch den Publikumsgeschmack. Hauptsache, das Holzgefüge wird maximal mißhandelt und zum baldmöglichsten Verrotten verurteilt.
4. Schwamm- und Pilzbekämpfung gegen Hausschwamm, braunen Kellerschwamm, weißen Porenschwamm und sonstigen Naßfäulepilzen mit Gift und metrigem Rückschnitt unter ritueller Beschwörung der vermarktungsfördernd-verbraucherfeindlichen Bauordnung und Holzschutz-DIN 68 800 in all ihren bösen Teilen. Mehr kann man Fachwerk nicht schädigen. Gleichzeitig macht das Anwender und Bewohnern krank. Warum sollte man auch giftfreie Holzschutzmittel benutzen, die obendrein das Holz festigen und dessen Entflammbarkeit herabsetzen? Wofür bekommt denn der normentreue Statiker und holzschutzerkrankte Zimmermann seine Kröten, wenn sie dann das Bauwerk nicht unter ständigem "Hausschwamm, Hausschwamm!"-Gejubel optimal vergiften und zur Sondermülldeponie verwandeln dürfen - vollkommen uneigennützig und neutral beraten vom sogenannten "Holzschutzsachverständigen" und dessen Zufallsbekanntschaften aus der bauchemischen Industrie? Und spätere Reparaturen und Umbauten zum gnadenlosen Vergiftungsangriff auf den Handwerker vorprogrammieren? Strengstens nach Zulassung des DIBt, RAL, DIN und der BAM?
5. Ausspänen mit kunstharzkleber-eingeleimten baufeuchten Spänen. Gegenüber dem Fachwerkholz trockenere Späne hätten sich durch Feuchtannahme ohne Kleber eingeklemmt. Die Klebefuge wirkt dann als Trocknungssperre, das sichert Wasserstau und Verfaulen.
6. Neuholzschwellen werden mit Markzentrum in der unteren Hälfte eingebaut. Die unvermeidlich entstehenden Schwundrisse weisen dann als Wasserfalle nach oben. Und der Sockel wird gegen niemals aufsteigende Feuchte "trockengelegt" und mit waserrückhaltendem "Sanierputz" abgesperrt.
7. Ausfachung neuer Gefache mit möglichst wasserrückhaltenden
Baustoffe wie Bims, Porenbeton oder porosierten Ziegeln. Der Super-Gau natürlich sind faserige / porige Dämmstoffe wie Weichholzfaser-Platten, Mineralwolledämmung und Polystrol-Schaumplatten. Zur Erheiterung
der Holzschädlinge. Unterstützt mit möglichst trocknungsblockierender
Versiegelung/Abdichtung der Gefach-Holz-Fuge sowie der Gefachfläche selbst. Das ist dann normgerecht.
Und fördert durch Wasserstau hinter der Dichtfuge die Vermorschung.
Wobei die Gefachreparatur unbedingt zement- und traßhaltigste starrste, feuchterückhaltende und schadsalzreiche Mauermörtel auf, an und unter die arg weichen, rißvermeidend elastischen Luftkalkmörtel des Bestands draufsetzen muß. Immer möglichst andere Steinsorten verwenden! Auf blöde Formatanpassung an schrägen Holzverlauf unbedingt bzw. weitestgehend bitte verzichten. Weil doch immer gar zu bald das freche Brotzeitglöckerl läuten will! Vor mi a zwaa Läberkäissämpln mäd Gurggn, am Sänft un zwa Byr!
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Ach wie schön, wasserspeichernd chromatgesund und würzig schadsalzhaltig der blaugraue
Zement in seinem reichen Farbenspiel mit handwerklich unübertreffbarer Noblesse!
Das kann nur noch durch schimmelpilzbefallene naßdicht absperrende und ewig feuchterückhaltende,
rißfreudige Stroh-Lehmgefache übertroffen werden! Aus denen hin und wieder auch mal das Getreide (Dinkel?
Hafer? Gerste? Weizen? Emmer? Mais? Reis?) ökogrün rauswuchert. Alles schon gesehen. Sie auch?
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Unübertrefflich der das Original so dermaßen dialektisch verhohnepiepelnde Einfallsreichtum des
Handwerksmeisters bei der jedes Vorbild sprengenden,nein, geradezu auf den Kopf stellenden Gestaltungsunordnung seiner
Fachwerkimitation. Daß die so knstvoll geschreinerten "Gefachelchen" dann durch trocknungsblockierenden und sich
flugs von der Brettlkante ablösenden und dann kapillar regensaufenden Zementmörtel zugeschmiert werden,
darauf dann wasserabweisende und feuchtestauende Plastikpampensoße (pardon: Markenmaterial aus deutscher
Bauchemieproduktion!) - ist doch selbstverständliche Übung und Ehrensache!
Fein durchdacht, die kondensaterzwingende, nicht hinterlüftete Luftschicht durch "trockenen", will sagen
unvermörtelten Vorbau der Vorsatzschale aus Brettfachwerk. Sehr, sehr lustig auch die äußersten,
unübertreffbaren Gestaltungswillen verratenden "Lösungen" Pro & Kontra Fensterln. Das ganze zum Zeitpunkt der
Aufnahme geradezu ein Kabinettsstückchen aus dem Lehrbuch des Meisters für Putzer- und Malerlehrbuben an
Fachwerkfassden. Genau hingucken lohnt!
Und die Fensterla im Erdgeschoß? Aus Plastik - man gönnt sich ja sonst nix. Das war aber der Schreiner! Alle
dürfen ja ans Fachwerkhaus ran - Kompetenz und 25 Prozent weniger Lichteinfall als vorher garantiert, für was
gibt es denn die elektrische Beleuchtung (künftig mit Energiesparlampen!)?
Was fehlt? Die "gesetzlich vorgeschriebene" Wärmedämmung! Aber freilich kommt die als wassersaugende
Schimmelpilzbrut-Innendämmung dran. Man will doch auch Energie sparen, wenn man sonst schon am Notwendigsten
fleißgst eingespart und ansonsten keinen Aufwand gescheut hat ...
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Da ist der dorische Eckkonflikt ein Klacks dagegen, wa? "Heureka!", möchte man dem lattigen Meister des
Brettlwerks zurufen.
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Wobei auch die Maurerkunst bei der Gefachereparatur ihre geschichtlichen Pfusch-Spuren hinterließ: Wassersauge-Kunststein,
früher die erste Wahl bei technisch falschen Ausfachungen. Und heute? Dreimal dürfen Sie raten ...