Last, but not least:
NÜRNBERG. Wegen akuter Belastung ihrer Schule mit Krebs erregenden Stoffen hat die Stadt Nürnberg die rund 600 Schüler der örtlichen Georg-Ledebour-Schule eine Woche früher in die Sommerferien geschickt. Gleichzeitig beschloss der Stadtrat nach Angaben des Stadtsprechers den sofortigen Abriss der aus den 70er Jahren stammenden Grund- und Hauptschule.
Die Belastung der Schule mit der als Krebs erregend geltenden Biphenyle ist seit längerem bekannt. Bereits im Sommer vergangenen Jahres waren bei Messungen Konzentrationen von bis zu 20000 Nanogramm pro Kubikmeter Raumluft festgestellt worden. Nach den geltenden Vorgaben müsse bereits bei einem Grenzwert von 3000 Nanogramm gehandelt werden, hatte schon damals die Schulleitung betont. Das PCB ist offenbar als Weichmacher in der Dichtungsmasse zwischen den Fugen der Betonplatten enthalten."
Die Folgenachrichten zusammengefaßt: "Giftskandal bundesweit Thema, Ganz Deutschland schaut auf den PCB-Präzedensfall an der Georg-Ledebour-Schule" (OT 8.8.01) und "Hohe PCB-Werte in drei weiteren Schulen, Problem breitet sich aus - SPD fordert Kontrolluntersuchung für alle Lehranstalten ... Unter den neuen Fällen war auch eine Schule, die erst in den 80er Jahren errichtet wurde. ..." (OT 24.8.01). Verdacht fällt nun auch auf Teppiche und sonstige Synthetik-Bauaustattung.
Zur Versachlichung ein Auszug des Schreibens von Prof. Dr.-Ing. habil. Claus Meier, Nürnberg an den bayer. Innenminister Beckstein vom 25.01.02:
"Der Ausgangspunkt von PCB (polychlorierte Biphenyle) sind zwei Benzolringe (C6H6, sehr stark verdampfend und flüchtig), die durch zwei wegfallende H-Atome zusammengebunden werden und das Biphenyl bilden (C12H10). Bei der Chlorierung werden die H-Atome nun durch Chlor-Atome ersetzt (C12H10-nCln). Sind es wenige H-Atome, so spricht man von niedrigchlorierten Biphenylen (dies könnte dann als SCB - subchlorierte Biphenyle - bezeichnet werden), die leicht flüchtig sind und demzufolge auch in der Raumluft enthalten sind. Diese sind vom Menschen leicht abbaubar und können deshalb nur unmittelbar nach der "Aufnahme" im Blut nachgewiesen werden. Bei Raumluftmessungen werden also die ungefährlichen niedrigchlorierten, die leicht flüchtigen Biphenyle aufgespürt. Werden demgegenüber jedoch beim Biphenyl viele H-Atome durch Chlor ersetzt, dann spricht man von hochchlorierten Biphenylen, den polychlorierten Biphenylen, eben PCB, die als gefährlich anzusehen sind und die sich langfristig besonders im Fettgewebe festsetzen, schwer abbaubar sind und somit zu akuten Gesundheitsschäden führen können. Wenn es um die "PCB"-Problematik geht, handelt es sich also immer um die polychlorierten Biphenyle. Diese hochchlorierten PCB Feststoffe sind in der Natur sehr stabil, eine gewisse Kontamination liegt heute fast überall vor." - z. B. auch in Lebensmitteln und sonstwo. Vorsicht vor unseriösen Raumluftuntersuchern. Auch sie stehen übrigens in Beratungspflicht und Regreßanspruch!