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Ivo Hammer, Wien

Die malträtierte Haut

Anmerkungen zur Behandlung verputzter Architekturoberfläche in der Denkmalpflege

(Abbildungen nur beschrieben)

Roland Möller zu Ehren: Dresden 1995


In der von ihm seit 1983 in Dresden aufgebauten akademischen Lehre der Restaurierung von Wandmalerei hat Roland Möller von Anfang an die Farbigkeit der Architektur einbezogen, ein historisches Verdienst. Die Liebe zu den einfachen handwerklichen Erzeugnissen der Gestaltung historischer Architekturoberfläche gibt Roland Möller weiter. Er hat Schule gemacht, wie wir auch an vielen Beiträgen dieses Familiensymposiums sehen können. Mit dieser fast obsessiven Liebe zu den scheinbar geringfügigen Elementen der Oberfläche, die nicht nur Kleidung, sondern Haut der Denkmale sind, fühle ich mich mit Roland Möller besonders verbunden. Ich denke auch an die Praxis und Lehre meines Vaters [1], wenn wir Wandmalerei sowohl ästhetisch wie technologisch als Teil, als Spezialfall von Architekturoberfläche sehen. So verstehen wir auch den Kulturbegriff der Charta von Venedig von 1964 [2].
Wie wir alle wissen, werden in der herrschenden Praxis diese einfachen verputzten Oberflächen oft als auswechselbares Gewand, als vêtement modifiable [3] betrachtet. Die Haut der Denkmale wird bis heute malträtiert.(Abb. 1)
Die folgenden Anmerkungen wollen sich nicht am Lamento über den Kulturverfall beteiligen, sondern versuchen, einige Gedanken zu den Ursachen der Fehlentwicklungen zu notieren.Die Hindernisse, die der Erhaltung der materiellen und ästhetischen Identität der Architekturoberfläche im Wege stehen, sind nicht nur technischer Art, sie verweisen auf übergreifende gesellschaftliche Probleme. Aber auch technologische Fragen erfordern für ihre Beantwortung Erkenntnismethoden, die sich nicht nur auf selektive naturwissenschaftliche Daten stützen, sondern sich bemühen, Zusammenhänge aufzuspüren. Die praktischen Lösungen, die wir im Rahmen der österreichischen Denkmalpflege entwickelt haben, knüpfen an der historischen Tradition handwerklicher Reparatur an und versuchen zugleich moderne Kriterien der Denkmalpflege zu verwirklichen - ein Unterfangen, das freilich nicht ohne Widersprüche zu bewerkstelligen ist.

Lernen von der Geschichte
Denkmale sind nicht nur Vergegenständlichung von Ideen, die man zum historischen, künstlerischen oder sonst kulturellen Erbe zählt. Sie sind in ihrer materiellen Substanz auch Botschafter historischer Technologie. Sie repräsentieren technische Erfahrung und technisches Wissen, das in Jahrhunderten, ja Jahrtausenden im unendlichen Prozeß von Versuch und Irrtum, von try and error, entwickelt wurde. Ihre Existenz ist geradezu Beweis für die Intelligenz technischer Lösungen, sowohl jener der ursprünglichen Herstellungs- und Gestaltungstechnik als auch jener der späterer Veränderungen, also auch der Pflege und Reparatur. Was von diesen technischen Lösungen sich im Prozeß der Verwitterung bewährt hat, wurde von der Verwitterung historisch selektiert, das Gute, also das gut Gemachte und gut Gepflegte, blieb erhalten, das schlecht Gemachte und schlecht Gepflegte existiert nicht mehr.

Kontinuität der handwerklichen Methoden: Herstellung und Reparatur
Trotz vieler Unterschiede im Detail sind insgesamt die technischen Unterschiede bei Verputzen bis ins 20. Jahrhundert nicht sehr groß. Die Handwerker arbeiteten bei der Herstellung und auch bei der Reparatur eines Verputzes mit dem traditionellen Werkzeug, der Kelle und in der traditionellen Weise der Bearbeitung der Oberfläche. Die Materialien, Handwerkszeuge und Methoden wurden in den Jahrhunderten wenig verändert. Bis über das 17. Jh. hinaus finden wir in Österreich Mauerwerk aus Bruchstein, daneben und bis heute Ziegelmauerwerk. Gebrannter Kalk und Sand von nahen Waldbächen wurden gemischt und zusammen gelöscht [KF: Luftkalkmörtel]. Ein Zuschlag von zerstoßenen Ziegeln [KF: als latent hydraulischer Zuschlag] und möglicherweise auch von vorgetrocknetem Kalk kann häufig sowohl im originalen Mörtel und in jenem für die Reparaturen verwendeten festgestellt werden. Sie haben oft eine leicht rötliche Farbe. Ihre Zusammensetzung ist so ähnlich, daß sie kaum voneinander unterschieden werden können. Sichtbare Spuren der Alterung und der Reparatur wurden akzeptiert.
Die durch Handwerker vorgenommene periodische Pflege und Reparatur mit Materialien und Methoden, die zu dem Bestand kompatibel waren, verhinderten in der Regel ausgedehntere Schäden. Die periodisch aufgetragenen Kalktünchen hatten nicht nur ästhetisch erneuernden, sondern auch technisch konservierenden Effekt. (Abb.2)

Bruch mit der handwerklichen Tradition
Der historische Ort für den Bruch mit dieser Tradition der handwerklichen Herstellung und Pflege ist nicht leicht zu finden. Er dürfte mit tiefgreifenden sozialen und und vor allem ökonomischen Veränderungen in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts zusammenhängen, aber auch mit dem schon lange, jedenfalls seit dem 15. Jahrhundert virulenten Prozeß der Autonomisierung der Kunst, der Trennung von Kunst und Handwerk, von Hand- und Kopfarbeit [4].
Die Erteilung des Patents für Roman-Cement, 1796, mag dazu ein bezeichnendes Datum sein [5]. Ein hochhydraulisches, stark härtendes Material ersparte beim Mauern das lästige Trockenlöschen des Kalkmörtels [6], beim Antrag von Verputz waren - kurzfristig zeitsparend - größere Schichtdicken möglich. Verputze aus reinem Romanzement sind aber meines Wissens nur aus dem späteren 19. Jahrhundert erhalten [7], das Material wurde vor wohl allem als hydraulischer Zuschlag und für Mörtelgüsse verwendet.

Seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden - in merkwürdiger Inkonsequenz zur Steinfreilegungsmode - barocke Kalkfassaden mit Ölfarben überstrichen [8]. Anlaß dafür war wohl auch die zunehmende Luftverschmutzung mit schwefeligen Stoffen vor allem in den Ballungszentren, nicht zuletzt durch Hausbrand mit Kohle. Die Vergipsung des Kalks nahm entsprechend zu, vor allem der neuen Anstriche mit Kalk [KF: Kalktünche / Luftkalktünche / Kalkanstrich].
Der bis heute nicht überwundene Bruch mit der Handwerkstradition fand durch ein entsprechendes Bewertungsmuster seine Vertiefung. 1817 sprach der Geheime Oberbaurat Friedrich Schinkel, der mit Goethe und Boissereé in Kontakt war, von verputzten Wänden als "widerlichem Kontrast zu Hausteinmauerwerk" [9]. Die eigentümliche Verbindung von Materialpurismus und Indifferenz gegenüber historischer Architekturoberfläche, die auch im bekannten Polychromiestreit ihren Ausdruck fand [10], wirkt bis in unser Jahrhundert fort, auch in der Denkmalpflege. Noch 1932 wird in Salzburg das Abschlagen des alten Putzes als "glückliches Werkprinzip" bezeichnet, 1934 im Zusammenhang mit der Wiener Hofburg die grundsätzliche Freilegung auch ursprünglich sicher überschlämmter Steine befürwortet. Max Dvorak reduziert 1916 in seinem berühmten Katechismus der Denkmalpflege das denkmalgerechte Aussehen von Architektur auf "schlichten Verputz von außen" und "weiße oder graue Tünche im Innern". Die am scheinbar autonomen Einzelkunstwerk orientierten Wertvorstellungen der Fachwelt, der Kunsthistoriker, Architekten, Denkmalpfleger, behinderten das Erkennen der Bedeutung eines rein handwerklich hergestellten Elements der Architekturoberfläche wie des Verputzes oder der Färbelung [11].
Bis in die 60er Jahre unseres Jahrhunderts, wohl vor allem von Dvorak ausgehend, bestand das Dogma der Behandlung der Oberfläche historischer Architektur -nicht nur in Wien -in einem Überzug aus ungefasstem Reibeputz. Der Bestand an historischer Architektur versank in ein tristes Grau in Grau.

Polychromieforschung und Erhaltungspraxis
Unsere Kenntnisse über die Materialien, Techniken und Formen der Beschichtung von Architekturoberfläche, auch mit Verputzen, sind in den letzten 30 Jahren größer geworden [12]. Die Arbeit von Roland Möller hat an diesem Erkenntnisfortschritt führenden Anteil. Es ist heute nahezu selbstverständlich, daß vor der Restaurierung einer Fassade die historische Polychromie untersucht wird. Bei entsprechender Qualifikation des/der untersuchenden Restaurators/Restauratorin und genügendem Aufwand an Zeit und Sorgfalt wird es meist auch gelingen, mit hinreichender Genauigkeit die historischen Phasen der Polychromie und ihre Zuordnung zu den verschiedenen Fassadenelementen festzustellen.
Nicht selten finden sich die Eigentümer auch bereit, auf ihre individuellen, modernen Wünsche der Farbgestaltung zu verzichten und die Rekonstruktion einer historischen Phase der Fassadenpolychromie zuzulassen.
Noch viel zu selten wird aber auch die materielle Substanz der verputzten, gefassten, gefärbelten Oberfläche erhalten.
Statt der traditionellen Reparatur (mit den historischen Materialien) wird der Verputz auch heute noch an vielen Objekten abgeschlagen oder zumindest mit einer dicken Schicht aus Farbe, die Kunstharze enthält, bemalt. Auf diese Weise werden die Alterungsspuren und auch die Spuren baulicher Veränderungen zum Verschwinden gebracht. Die authentische Oberfläche ist nicht mehr sichtbar. Das historische Bauwerk kann nicht mehr von einer (historistischen) Replik unterschieden werden.
Die aus Fertigprodukten hergestellten Mörtel entsprechen in der Regel nicht den physikalischen und ästhetischen Strukturen der originalen Beschichtung, weder in der Farbe, noch in der Korngröße und Sieblinie der Sande, im relativen Anteil des Bindemittels, in der Verarbeitungskonsistenz etc. Als Folge der Verwendung von Zement werden zusätzlich lösliche Salze in die Mauer eingebracht. Die bei der modernen Reparatur und Rekonstruktion verwendeten Farbmaterialien sind mit der porösen, wasserdurchlässigen (hydrophilen) historischen Architekturoberfläche nicht kompatibel, sie führen im Gegenteil oft sogar zu einer schnelleren Verwitterung der originalen Oberfläche. Die eine Zeit lang haltbare moderne Farbe, die Kunstharz enthält und filmbildend ist, zerstört langfristig ihren Träger, den hydrophilen historischen Verputz. (Abb. 3)

Radikale Intervention und Kosmetik
Die Veränderungen der Bautechnik auch hinsichtlich der Gestaltung und Beschichtung von Architekturoberfläche entwickelten sich im 19. Jahrhundert zunächst eher langsam [13]. Noch bis in die Fünfziger Jahre unseres Jahrhunderts blieb die handwerkliche Tradition der Herstellung und Pflege von Architekturoberfläche mit Materialien, die Löschkalk enthielten, lebendig, zumindest außerhalb der wirtschaftlichen Zentren. Erst in den letzten fünfunddreißig Jahren wurde die handwerkliche Tradition weitgehend von Baustelle verdrängt, und dies nicht nur in technischer Hinsicht, auch methodisch. Die historischen Techniken gerieten in Vergessenheit. Die Regel war nicht mehr Pflege mit minimalem Aufwand an Material und Arbeit, sondern Vernachlässigung und maximale, kostspielige Intervention, wenn bereits irreversible Schäden aufgetreten waren. Es ist dies eine Vorgangsweise, die auch in anderen gesellschaftlichen Lebenszusammenhängen zu beobachten ist: In der Medizin high-tec Intensivstationen und Antibiotika statt sanfter und breit angewandter Hygiene, bei technischen Produkten wie etwa dem Auto teure Ersatzteile oder Neukauf statt laufender Pflege und Reparatur des alten. Orientiert an der Warenästhetik [14], wandelten sich auch die ästhetischen Normvorstellungen: Dem Gebrauchswert wurde der Neuheitswert vorgezogen. Die Spuren der Alterung, Veränderung und Benutzung historischer Architektur, die sich immer über die Oberfläche vermitteln, verschwanden hinter fleckenreiner und "pflegeleichter" Oberfläche von Putz und Farbe. Das Denkmal verlor seine Überzeugungskraft, seine Authentizität und seinen Identitätswert.

Kurzfristiges, technokratisches Denken
Liest man manche Firmenprospekte für Baumaterialien, könnte man glauben, alle Probleme des Bautenschutzes seien durch neue, "modifizierte" Produkte lösbar. Der Beweis wird durch selektive wissenschaftliche Daten und "Kennzahlen" geliefert. Die Bauwerke werden "saniert", ein biologistischer Begriff, der soviel bedeutet wie "gesundmachen". Wissenschaftlich abgesicherte Prospekte der Hersteller von "Sanier"materialien richten sich gezielt an die Eigentümer, die ihrerseits dem ausführenden Fachmann das zu verwendende Produkt vorschreiben.
Fachlich qualifizierte, dem Objekt entsprechende Bearbeitung der Oberfläche wird ersetzt durch teures, aber meist auch durch Laien zu verarbeitendes Material. Kurzfristige Kalkulation, in deren Rahmen Arbeitskosten hoch erscheinen, erspart die Auseinandersetzung mit den Folgekosten, also auch mit der Nachhaltigkeit des Eingriffs in die Architekturoberfläche.
Wir kennen diesen naiven Glauben, daß "Wissenschaft", eine verkürzt verstandene, technokratische Wissenschaft, alle Probleme lösen kann, aus vielen anderen gesellschaftlichen Bereichen. Für jede Krankheit, für jedes Symptom gibt es Mittelchen. Dieses Mittelchen hat (meist) schädliche Nebenwirkungen, Folgesymptome also, gegen die es wieder ein Mittelchen gibt, und so fort, im Schneeballsystem.
In der Praxis richten diese Produkte zur Bau"sanierung" oft beträchtliche Schäden an. Arnold erwähnt in seinem fundamentalen Aufsatz zum Thema Naturwissenschaft und Denkmalpflege [15] unter anderem z.B. die Schäden, die durch die Verwendung von alkalischen Baustoffen wie Zement oder Kaliwasserglas als Material für Mauerinjektionen und für sogenannte Sanierputze entstanden sind. Ganze Generationen von Handwerkern wurden verunsichert und desinformiert, verloren schließlich das Interesse an ihren handwerklich-empirischen Kenntnissen - wofür sie dann manchmal als dumm und unfähig beschimpft werden, (und sich resignierend bisweilen dann auch so verhalten). Auch die durch wissenschaftliche Alterungsversuche nachgewiesene lange Haltbarkeit etwa des Acryloids Paraloid B 72 erweist sich, zumindest unter den Bedingungen der Fassadenmalerei in situ, in der Praxis langfristig als unrichtig [16].

Grenzen der Naturwissenschaft: Phänomenologie und Empirie
Um Mißverständnissen vorzubeugen: Es geht nicht um eine neue, "moderne" Mystifizierung unseres Gegenstands. Im Gegenteil: Die Naturwissenschaft ist unerläßlich für die Erfassung und Erkenntnis der Materialien, Anwendungstechniken, des Zustands, der Veränderungen, der Schäden, der Schadensursachen, und schließlich der Intervention und der Nachkontrolle, also kurz: für jede Stufe der Untersuchung und Intervention. Aber was kann man von ihr erwarten ? Es geht um das Verhältnis von Naturwissenschaft und Empirie, es geht um eine Erkenntnistheorie der Untersuchung in der Denkmalpflege und der Konservierung, um die Frage, welche Erkenntnismethode was leisten kann.
Arnold führt für das methodische Dilemma interdisziplinärer Erkenntnis ein Beispiel aus dem Gebiet der Wandoberfläche an: Ein Bauphysiker, gefragt nach Systemen der Trockenlegung einer Mauer, wird kompetent die Ursachen der Feuchtigkeit feststellen und entsprechende Methoden der Trockenlegung vorschlagen, möglicherweise einschließlich der Beheizung des Raums. Die Durchführung der Trockenlegung könnte für Wandmalereien katastrophal sein. Lösliche Salze könnten in Verbindung mit Veränderungen des Klimas und Mikroklimas von Raum und Mauer zur Zerstörung der Wandmalereien führen.

Interdisziplinäre Erkenntnismethoden
Erfahrungswissen gerät also häufig in Widerspruch zur Aussage naturwissenschaftlicher Analyse. Im Erkenntnisprozess wird häufig nicht akzeptiert, daß für eine realitätsnahe wissenschaftliche Erkenntnis verschiedene Methoden notwendig sind, nämlich naturwissenschaftliche und phänomenlogische.
Die Naturwissenschaft arbeitet in der Regel mit dem Mitteln der logischen Reduktion. Sie analysiert Einzelfragen, was auch die Vereinzelung der Fragen bedeutet.
Die Gegenstände der Denkmalpflege - und dies betrifft in besonderem Maße die mit der Architektur verbundenen Objekte - sind aber in der Realität sowohl materiell wie ästhetisch komplexe, synergistische Gebilde. Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile. Jede wissenschaftliche Aussage kann nur eine Annäherung an die Realität sein. Der Restaurator und auch der Handwerker hat aber die ungeteilte materielle und auch ästhetische Einheit des Objekts vor sich, muß diese erkennen und in sie eingreifen. Franz Mairinger, wie Arnold Naturwissenschafter, brachte dieses Dilemma des Restaurators auf den Punkt, als er seinen StudentInnen zurief: "Vertrauen Sie nie auf eine chemische Analyse, auch wenn sie richtig ist". Auch wenn im Einzelfall ein Fülle technischer und naturwissenschaftlicher Messdaten erhoben werden kann, bleibt dennoch die historische Begrenztheit der Erkenntnismöglichkeit, der "Stand des Wissens", auch der Naturwissenschaft. Selten kann in der denkmalpflegerischen Praxis abgewartet werden, bis "alle" möglichen Daten erhoben sind; der Zustand des Objekts selbst, aber auch finanzielle Grenzen zwingen zu restauratorischen und handwerklichen Entscheidungen [17].

Vernetztes Denken
An der Beurteilung der Schadensfaktoren Feuchtigkeit und Salze wird deutlich, wie eine an Einzelphänomenen orientierte Wissenschaft Mühe hat, Zusammenhänge zu erkennen.
In jedem Lehrbuch steht, daß Feuchtigkeit der Hauptfeind eines Bauwerks ist. Tatsächlich ist Feuchtigkeit Hauptbedingung für alle chemischen, biogenen und für viele physikalischen Schadensvorgänge. Feuchtigkeit ist aber unter normalen Verwitterungsbedingungen nicht generell schädlich. Im Gegenteil. Feuchtigkeit ist in mäßigen Mengen für die Selbstheilung des Verputzes notwendig [18], also für den bekannten Sinterprozess. In der Literatur und auch in Firmenprospekten wird die Bedeutung der Infiltration von Wasser in ein Bauwerk für den normalen Alterungsprozess überbewertet. Auch historische Bauten hatten durch dichtes Steinmauerwerk oder Lehmmörtel im Ziegelmauerwerk nicht selten einen Schutz gegen aufsteigende Feuchtigkeit.
Gegenüber der Infiltration bekamen in Forschung und Praxis die beiden anderen Feuchtigkeitsquellen, die thermische und die hygroskopische Kondensation, lange nicht die notwendige Aufmerksamkeit. Nach vom Bundesdenkmalamt in Auftrag gegebenen Klimamessungen [19] ist an Fassaden thermische Kondensation eine wesentliche, wenn nicht hauptsächliche Ursache der Feuchtigkeit, die jede Nacht und nach fast jedem Niederschlag auftritt. Erst seit den Untersuchungen des Bundesdenkmalamts zum Fall der romanischen Fresken in Lambach ist die Bedeutung der hygroskopischen Kondensation von Feuchtigkeit durch an der Oberfläche konzentrierte Salze gebührend erkannt worden [20].(Abb. 4)

Resistenzfaktoren gegen Verwitterung
Um die Schadensfaktoren zu verstehen und zu bewerten, ist eine Vorstellung nötig, wie eine verputzte und gefärbelte Architekturoberfläche normalerweise gegen Verwitterung reagiert und wie sie normalerweise altert. Jedes Material altert. Oft ist die wichtigste Frage für den Restaurator zuerst: Warum ist der Verputz überhaupt erhalten geblieben? Erst vor diesem Hintergrund können Schadensprozesse in ihrer Bedeutung und Dynamik beurteilt werden (Ähnlich wie der Krankheitsbegriff in der Medizin). Erst dann können die Methoden für Eingriffe entsprechend differenziert werden, kann unterschieden werden zwischen Pflege und dringlichem, manchmal radikalem Eingriff. Es ist nicht gleichgültig, ob z.B. durch lösliche Salze verursachten Schäden mit einer rezenten Infiltration (z.B. durch eine verstopfte Dachrinne) zusammenhängen oder Ergebnis einer jahrhundertelangen Konzentration der Salze an der Oberfläche sind.
Bezüglich der Frage, warum historische Verputze auch an Fassaden überhaupt eine oft so erstaunliche Haltbarkeit bewiesen haben, soll thesenhaft auf folgende Zusammenhänge hingewiesen werden:
· Historische verputzte Fassaden sind immer durchlässig für Wasser in flüssiger Form.
· Feuchtigkeit tritt (an Fassaden) immer auf, jedenfalls als thermische Kondensation, häufig als hygroskopische Kondensation.
· Das verdunstende Wasser (z.B. Kondensfeuchtigkeit) kann bis zur Oberfläche kommen und dadurch viel schneller (Faktor 1000) verdunsten als durch eine Oberfläche, die den Wassertransport nur in Dampfform zuläßt. (Wasserdurchlässig, nicht "atmungsaktiv").
· Durch die schnelle Trocknung des Verputzes ist Möglichkeit der Wirkung von Schadensprozessen geringer, es gibt weniger Zeit zur Bildung von Eis, zur Entwicklung von chemischen und biogenen Umwandlungsprozessen. Auch Subfloreszenzen entstehen seltener, weil die Salznadeln zunächst an der Oberfläche ausblühen können und nicht die Kapillaren zersprengen.
· Der ungehinderte Transport von Wasser in flüssiger Form im porösen System ermöglicht den für die Selbstheilung notwendigen Sinterprozess.

Folgen falscher Baumaßnahmen (technologisch und ökonomisch)
Die landläufige Fehlinterpretation, daß Wasser in jeder Menge schädlich sei, führt in der gegenwärtigen Praxis zu Eingriffen in das Bauwerk, die oft nicht notwendig sind, zu radikal und schädlich. Aufwendige sogenannte Trockenlegungen von Steinmauerwerk Horizontalsperren aus Zement oder Kaliwasserglas z.B.: waren oft nicht nur unnötig und damit verschwenderisch, sondern erzeugten zusätzliche Schäden. Die an der Oberfläche konzentrierten Salze, oft Hauptursache der Schadensphänomene, blieben außer Betracht.
Die häufig verwendeten Sanierputze, die so große Poren haben, daß sie den Transport von Wasser nur in Dampfform zulassen, wirken im Vergleich zu einem wasserdurchlässigen Verputz als Trocknungsblockade, ein viel zu wenig bekannter Zusammenhang. Meist werden sie in Zusammenhang mit einem mehr oder weniger dichten Zementvorspritzer angebracht, so daß zusätzliche Salze in das Mauerwerk eingebracht werden und die Maueroberfläche durch die dort kristallisierenden Salze zerstört wird. Auch eine Hydrophobierung mit Siliconen wirkt als Trocknungsblockade, führt zu Subfloreszenz und verhindert den Sinterprozess.

Reparatur - Restaurierung: Die verlorene Schönheit des Vergänglichen
Architekturoberfläche ist integraler Teil der gebauten Struktur, unabhängig davon, ob sie rein handwerklich oder mit dem Anspruch künstlerischer Gestaltung hergestellt ist. Zur ihrer Erhaltung nehmen Restauratoren, Maurer und Maler je spezifische Aufgaben war. Wenn Denkmalpflege ernst genommen wird als Erhaltung von Werten, die öffentliches Interesse beanspruchen können, dann kann nicht willkürlich, auf Grund einer Vorbewertung des Objekts, eines Vorurteils, entschieden werden, ob die Erhaltung restauratorische oder handwerkliche Aufgabe ist. Die Frage darf also nicht lauten: wer arbeitet an welchem Objekt, sondern die Frage muß lauten: wer macht was am (denkmalgeschützten) Objekt [20]. Bei der Erhaltung von Architekturoberflächen müssen und sollen Handwerker und Restauratoren zusammenarbeiten. Lernen von der Geschichte heißt auch lernen von der handwerklichen Erfahrung, die im Denkmal vergegenständlicht ist. Auch in der Erfahrung heutiger Handwerker sind Elemente historischer Technik zu finden. Indem Restauratoren ihre spezifischen Aufgaben wahrnehmen, nämlich die Befundsicherung, die Konservierung und die Ausarbeitung eines Restaurierungsprojekts, schaffen sie auch die Grundlagen für die Zusammenarbeit mit den beteiligten Handwerkern. (Abb.5.)

Gerade an verputzten und gefärbelten Fassaden wird die Konservierung des ursprünglichen Zustands einschließlich der Spuren der Alterung und Verwitterung eher die Ausnahme sein. Zum Schutz vor zu rascher Verwitterung müssen in der Regel die schädlichen (und teils auch optisch störenden) Stoffe entfernt und die Schutzfunktion der Oberfläche wiederhergestellt werden. In den Methoden der Konservierung sind traditionelle, handwerkliche und moderne, spezifisch restauratorische Verfahren der Intervention verbunden. Voraussetzung sollte nicht nur das Prinzip des minimalen Eingriffs sein, sondern auch die wissenschaftlich begründete Erkenntnis der Schadensursachen. Techniken der Salzverminderung, der Gipsumwandlung und der Beseitigung von Sinterkrusten werden heute teilweise auch von Handwerkern angewandt. Neuere Tendenzen der Restaurierung historischer Architekturoberfläche, die unter Konservierung nicht nur die Erhaltung des authentischen Originals samt seiner Alterungsspuren, sondern auch die Belassung schädlicher Produkte der Verwitterung verstehen, z.B. Gipskrusten, laufen Gefahr, aus der Oberfläche des Denkmals eine Art Konsumartikel zum Genuß der Spuren der Vergänglichkeit zu machen und sie zugleich rasch zunehmender Verwitterung auszusetzen [23].
Die handwerklichen Methoden der Reparatur können, sofern sie nicht auf lebender Handwerkstradition aufbauen können, von der Beobachtung der Reparaturmethoden am Objekt selbst ausgehen. Es wird nichts Neues und nichts "Besseres" erfunden, nichts "nachgestellt", sondern das am Objekt Bewährte und Erfolgreiche weitergeführt. Die historische Tradition der Pflege verputzter und gefärbelter Architekturoberfläche mit Kalktünchen oder Kalkschlämmen schafft nach jedem Anstrich einen relativen Neuzustand der Oberflächenerscheinung, auch wenn Spuren der Reparatur, zum Beispiel Ausbesserungen des Putzes, aber auch Spuren der Verwitterung, sichtbar bleiben (Abb. 6).
In die Freude über die gewonnene und reparierte originale Architekturoberfläche mischt sich die Trauer über die verlorene Schönheit des Vergänglichen, über den Verlust der Patina.(Abb.7)
Der unauflösbare Widerspruch unserer Tätigkeit bleibt bestehen: wir wollen das historische Dokument erhalten, indem wir es verändern.

Abbildungen:

1.
Dürnstein /Niederösterreich, ehemaliges Stift, Südfassade und Turm, um 1725. Die Südfassade war seit der Erbauung unberührt: die Nullfläche mit durchgefärbtem Verputz (Schlacke) mit rauher Oberfläche, die Gliederungen geglättes Fresko; die Turmfassaden wurden 1985 mit einer dicken, unhistorisch grellen Kaliwasserglasfarbe gestrichen; die Restaurierung der Südfassade wurde 1988 in Kalktechnik ausgeführt. Foto Hammer 1987.

2.
Weißenkirchen / Niederösterreich, Pfarrkirche, Südfassade des Presbyteriums, ursprünglicher Verputz von 1523. Seitlich des Fensters sieht man die Netzriegellöcher des Gerüsts, die offensichtlich bei späteren Reparaturen (z.B. an den Fenstern) wieder verwendet wurden. Die Handwerker markierten die Netzriegellöcher mit Kreuzen und machten sie dadurch wiederr auffindbar. In der handwerklichen Herstellung wurde also die notwendige und als selbstverständlich angenommene Reparatur technisch vorbereitet. Foto Hammer 1990.

3.
Spitz / Niederösterreich, Pfarrkirche, Turm von Südwesten, Verputz von 1498; bei der Renovierung 1987 wurden beschädigte Teile des Verputzes von 1498 abgeschlagen. Die gesamte Oberfläche wurde mit einer Schlämme überzogen, die eine Acrylatharz enthält und abschließend hydrophobiert. Die Kosten waren nicht geringer als bei einer Konservierung/Restaurierung. Foto Hammer 1989.

4.
Krems, Ursulakapelle, Ostfassade, Verputz mit Randfascien und Quadermalerei, um 1300 u. 15. Jh. An geringen Tünchenresten (Weiß bzw. Gelb) sind pflegende Reparaturen (18./19. Jh.?) ablesbar. Schäden am Traufgesims des Giebels hatten eine beschleunigte Verwitterung des Verputzes zur Folge (Kruste aus Gips und Calciumcarbonat, lösliche Salze). Foto Hammer 1990.

5.
Krems, Ursulakapelle, Ostfassade, Verputz mit Randfascien und Quadermalerei, um 1300 u. 15. Jh. Nach Konservierung/Restaurierung 1991: Teilweise Hinterfüllung und Konsolidierung, Reinigung mit Hirschhornsalz-Kompressen und Salzverminderungskompressen, dünne Konservierungstünche und partielle Rekonstruktion der Fugenmalerei. Die Ursachen der beschleunigten Verwitterung sind behoben, aber der ästhetische Reiz der Vergänglichkeitsspuren ist unter Konservierungstünche verschwunden. Foto Hammer 1992.

6.
Krems, Ursulakapelle, Ostfassade, Verputz mit Randfascien und Quadermalerei, um 1300 u. 15. Jh., Detail mit Doppelritzung der Fugenmalerei von um 1300, nach Konservierung/Restaurierung 1991: Die mit Sandaufschlämmung gefärbte Konservierungstünche von 1991 füllt nur die an der Oberfläche aufgewitterten Poren des Verputzes, sie ist so dünn, daß die Faktur nicht beeinträchtigt wird. Foto Hammer 1992.

7.
Feste Hohensalzburg, Reckturm von Nordwesten, Verputz 16. Jahrhundert. Die anschließende Fassade zeigt den Zustand vor Restaurierung, der Reckturm zeigt den Zustand ein Jahr nach der Restaurierung von 1991. Wie bildliche Quellen belegen und auch durch Befund nachweisbar ist, war die Verputzoberfläche ursprünglich weiß getüncht; auch spätere Reparaturen des Verputzes tragen eine weiße, mit Sand gemischte Tünche. Bei der seit 1991 laufenden Restaurierung der Fassaden der Feste Hohensalzburg wird technisch und ästhetisch die handwerkliche Tradition der Fassadenreparatur fortgeführt. Jeder Arbeitsetappe geht eine restauratorische Befundsicherung voraus, die Ausführung der Verputzreparatur obliegt Bauhandwerkern. Das entsprechende Konzept der Durchführung wurde im Rahmen einer Pilotarbeit (am Reckturm) von Restauratoren gemeinsam mit Bauhandwerkern entwickelt. Foto Hammer 1992

Publiziert in: Beiträge zur Erhaltung von Kunstwerken 7, hrsg. vom Restauratorenfachverband e.V. unter Mitwirkung der Hochschule für Bildende Künste Dresden und des Restauratorenverbandes Sachsen e.V., Berlin 1997, 14-23.

Anmerkungen

[1] Walter Hammer, Kunstmaler und Restaurator, geb. 17.4.1910 in Schwendi, gest. 31.8.1980 in Ulm.
[2] Charta von Venedig: siehe U. Besch (Hrsg.), Restauratorentaschenbuch 1996, München 1996, 46-48 (Redaktion der Charta von 1989).
[3] P. Philippot, La restauration des facades peintes: du problème critique au problème technique, in Facciate dipinte. Conservazione e restauro (Atti del convegno di studi, Genova 15.-17. aprile 1982 a cura die R. Rotondi Terminiello e F. Simonetti) Genua 1984.
[4] siehe: Autonomie der Kunst. Zur Genese und Kritik einer bürgerlichen Kathegorie. Mit Beiträgen von M. Müller et al., Frankfurt/Main 1972
[5] siehe z.B. H. Albrecht, Kalk und Zement in Württemberg. Industriegeschichte am Südrand der Schwäbischen Alb, Ubstadt-Weier 1991.
[6] K. Kraus - S. Wisser - D. Knöfel, Über das Löschen von Kalk vor der Mitte des 18. Jahrhunderts - Literaturauswertung und Laborversuche, in: Arbeitsblätter für Restauratoren, Heft 1, 1989, Gruppe 6, Stein, 206-221.
[7] z.B. Hohenems / Vorarlberg, Palast.
[8] M. Koller, Denkmapflege mit "Opferschichten", in: Österr. Zschr. f. Kunst und Denkmalpflege 1989, 48-53.
[9] F. Kobler und M. Koller, Farbigkeit der Architektur, in: Reallexikon zur deutschen Kunstgeschichte (Lieferung 75/76, 1975), Bd. VII, Sp. 274-428, Stuttgart 1981)
[10] M. Koller, Architektur und Farbe. Zur ihrer Geschichte, Untersuchung und Restaurierung, in: Maltechnik restauro 1975/3, 177-198.
[11] I. Hammer, Probleme der Erhaltung verputzter historischer Architektur, in: L'intonaco: storia, cultura e tecnologia. Atti del convegno di Studi, Bressanone 24 - 27 Giugno 1985, Padova 1985, 339-352.
[12] Die erste bewundernswerte Zusammenfassung zu diesem Thema für den deutschen Sprachraum von F. Kobler und M. Koller von 1975 (s. Anm. 9) bedürfte dringend einer Neubearbeitung und eine Erweiterung auf Denkmale zumindest im übrigen Europa. Siehe auch die Beiträge in: Restauratorenblätter 16. Fassadenmalerei/Painted Facades. Forschungsprojekt EUROCARE 492 Muralpaint, Klosterneuburg-Wien 1996 und I. Hammer, Symptome und Ursachen. Methodische Überlegungen zur Erhaltung von Fassadenmalerei als Teil der Architekturoberfläche, in: Zeitschrift für Kunsttechnologie nd Konservierung, Jg. 10/1996, 63-86.
[13] Der Fassadenverputz der Pfarrkirche St. Sulpitius in Frastanz (1885-88) ist wohl einer der frühesten Beispiele für die Verwendung von Portlandzement als hydraulischen Mörtelanteil.
[14] W. F. Haug, Kritik der Warenästhetik, Frankfurt/M 1971 (1980: 7. Aufl.) und weitere Arbeiten des Autors zu diesem Thema.
[15] A. Arnold, Naturwissenschaft und Denkmalpflege, in: Deutsche Kunst und Denkmalpflege 45, 1987/4, 2-11.
[16] G. Torraca hat 1985 darauf hingewiesen, siehe die Beiträge in: SCR-Association Suisse de Conservation et Restauration (ed.), Produits synthetiques pour la conservation et la restauration des oeuvres d'art. 3e partie. Utilisation des produits synthetiques 2. Seminaire 19./20./21. novembre 1987 à Interlaken , Bern (Haupt) 1988.
[17] P. u. L. Mora u. P. Philippot, La Conservation des Peintures Murales, Bologna 1977, 266: "Bien que le fixativ idéal n'ait pas encore été découvert et qu'un contróle expérimental complet fasse défaut, un choix s'impose".
[18] H. Paschinger, Fassadenanstriche, in: Restauratorenblätter 4, Wien 1980, 99-108
[19] M. Bogner, Zum Einfluß meteorologischer Parameter auf den Verwitterungsprozess an der Fassadenfläche des Landschlosses Parz, in: Restauratorenblätter 16: Fassadenmalerei/Painted Facades. Forschungsprojekt EUROCARE 492 Muralpaint, Wien 1996, 77-82.
[20] H. Paschinger, Untersuchungen über die Ursache der Zerstörung romanischer Fresken in Lambach (Salzausblühungen), in: H. J. Oel u. K. Schmidt-Thomsen (Hrsg.), Kolloquium über Steinkonservierung (Münster/Westfalen, Westf. Landesamt für Denkmalpflege 25.-27.9.1978), Hannover 1978, 117-125.
[21] I. Hammer, Sinn und Methodik der restauratorischen Befundsicherung. Zur Untersuchung und Dokumentation von Wandmalerei und Architekturoberfläche, in: Restauratorenblätter 9, 1987/88, 34-58; ders.; Historische Verputze in Österreich, in: Denkmalpflege in Niederösterreich 6, 1990, 11-17, 52-53.
[22] I. Hammer, Salze und Salzbehandlung in der Konservierung von Wandmalerei und Architekturoberfläche, in: Salzschäden an Wandmalereien. Beiträge einer Fortbildungsveranstaltung der Restaurierwerkstätten des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege am 28./29. November 1988, Arbeitshefte des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, Band 78, 81-117 (Bibliographie gemeinsam mit C. Tinzl).
[23] siehe z.B. C. Linsinger u. H. Hoffmann, 500-jährige Verputze in der Wachau. Zur Konservierung authentischer Architekturoberflächen, in: Restauratorenblätter 16: Fassadenmalerei/Painted Facades. Forschungsprojekt EUROCARE 492 Muralpaint, Klosterneuburg-Wien 1996, 171-176.

Ivo Hammer, geb. 18.5.1944 in Ulm, 1963-1976 freischaffender Restaurator, 1966-1975 Studium der Kunstgeschichte, Philosophie, klassische und christliche Archäologie in Freiburg/Breisgau und Wien, Abschluß mit Promotion zum Dr. phil., 1976-97: Bundesdenkmalamt Österreich, Restaurierwerkstätten, Ltd. Restaurator für Wandmalerei und Architekturoberfläche, Referent und Lehrbeauftragter an der TU Wien, der Akademie der Bildenden Künste in Wien, an den Fachhochschulen Köln und Hildesheim und an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden. 1997 bis 2008 Professor für Konservierung und Restaurierung von Wandmalerei/Architekturoberfläche an der Fachhochschule Hildesheim/Holzminden.

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Prof. Dr. Ivo Hammer
wall paintings / architectural surface
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1030 Wien
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Kalk, ein unverzichtbarer Baustoff in Geschichte und Gegenwart .
Einige methodische und praktische Bemerkungen

Ivo Hammer

(publiziert in: Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege (Hrsg.), Kalk in der Denkmalpflege, Schriftenreihe des BLFD Nr. 4, München 2011, S. 19-25, Farbtafel II-V.)

Vor mehr als 9000 Jahren haben menschliche Gesellschaften im Bereich des Fruchtbaren Halbmonds, zwischen dem heutigen Iran und Ägypten, (vielleicht auch in China) begonnen, Kalksteine zu brennen und das Kalkhydrat für ihre Bauten als Bindemittel für Mörtel, Tünchen, Schlämmen, als Stuck und Farbe zu nutzen. Die quantitative und qualitative Bedeutung dieses Materials für eine nachhaltige, reparierbare Bautechnik, für das Wohlbefinden der Menschen und für die Ästhetik der Siedlungen, Häuser und Räume bis in unsere Zeit kann gar nicht überschätzt werden. Kalk bindet wasserfest ab, eine Eigenschaft, die man schon im Neolithikum zum Schutz des traditionellen Putzes aus Lehm und organischen Fasern genutzt hat (Abb. 1). Der Import der mediterranen mineralischen Techniken in nördliche Regionen, die traditionell mit Holz und Lehm bauten, erfolgte bis in die Gegenreformation in mehreren Wellen, zunächst durch die römischen Kolonisatoren, dann begünstigt vor allem durch die internationalen Kontakte weltlicher und kirchlicher Feudalherrschaften. Die Behauptung, dass man Kalk unter heutigen Bedingungen nicht mehr verwenden kann, ist falsch und durch eine bis heute lebendige handwerkliche Tradition in vielen Ländern mit zum Teil extremen Witterungsverhältnissen widerlegt (Abb. 2). Die folgenden technologischen Bemerkungen aus der Sicht des praktisch tätigen Restaurators sollen als Handreichung für die Verwendung von Kalk in der nachhaltigen Reparatur und Restaurierung von historischen Bauwerken und ihrer Oberfläche dienen.

Material
Der Kalk wurde, wie bei Vitruv nachzulesen ist, als Baustoff auf zwei verschiedene Arten verwendet:
1. Als Branntkalk (CaO), der mit dem Sand auf der Baustelle Portion für Portion gelöscht wurde („Trockenlöschen“).
2. Als Sumpfkalk (Ca(OH)2), der als Stückkalk gelöscht und in einer wintersicheren Grube gelagert wurde.
Die für den Kalkmörtel als Zuschlagsstoff verwendeten Sande wurden vor der Einführung der Beton-Technologie nicht „gewaschen“ und haben deshalb meist einen erheblichen Anteil an Feinsilikaten (Schluff oder Silt, 2-63 μm) und auch tonige Anteile (< 2 μm), die - neben möglichen Zuschlägen von Ziegelmehl und Pozzolanen - mit dem heiß löschenden Branntkalk hydraulisch reagieren und auch die Carbonatisierung, also die Abbindung des Calciumhydroxids (Kalkhydrat) zu Calciumcarbonat, beschleunigen. Auf diese Weise war der Kalkmörtel auch als Mauermörtel verwendbar. Beim vorindustriellen Brennen des Kalks ergeben sich zwangsläufig Teile, die nicht genügend oder zu stark gebrannt wurden (Abb. 3. Diese Teile, Kalkspatzen genannt, bilden einen Teil des Zuschlagsstoffs und dienen zugleich im Rahmen des natürlichen „Sinterprozesses“ als Bindemitteldepot. Bei der natürlichen, normalen Befeuchtung durch thermische Kondensation und Infiltration (z. B. Schlagregen) und der damit verbundenen Entstehung von Kohlensäure lösen sich geringe Teile des Bindemittels, also des Calciumcarbonats. Der Prozess der Trocknung beginnt an der Oberfläche und durchzieht unter normalen Bedingungen die Matrix des porösen Systems von Mörtel und Tünche. Dabei rekristallisiert das gelöste Calciumcarbonat und führt damit jener "Selbstheilung" des Kalkmörtels, die wir auch "Sinterprozess" nennen. Die Mauersteine kleben bei Kalkmörtel nicht aneinander wie beim Zementmörtel. Der Kalkmörtel erhält seine Festigkeit im Wesentlichen nicht durch Ionenbindung, sondern sozusagen durch "Verfilzung" von Calcit-Kristallen. Das so gemauerte Mauerwerk und auch der Kalkputz mit seinen natürlichen Frühschwundrissen sind technisch gesehen „schubweich“, sie können Vibration, Schall und Deformationen recht gut absorbieren. Diese mehr als 10 000 Jahre alte, bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts geübte Bautechnik erlaubt eine hohe Recycling-Rate von ca. 80% (gegenüber heute ca 5 %), die Steine bzw. Ziegel sind wieder verwendbar, der Mörtel als Zugschlagstoff.
Die nicht löschbaren Teile des Sumpfkalks sinken in der Grube ab, der Kalk erhält eine hohe Reinheit und nimmt kolloidales Wasser auf. Die Aufschlämmung aus Kalkhydrat ist auch für Anstriche und Stuckarbeiten geeignet. Bei den modernen Verfahren wird der Branntkalk im gemahlenen Zustand gelöscht. Meist wird lediglich die Mol-Menge Wasser zugeführt, was Calciumhydrat in Pulverform ergibt. Wenn nicht mit Schwefel-hältigem Material (Öl, Kohle, Alt-Reifen) gebrannt wird, sondern mit Holz oder Erdgas, die Brenntemperatur sorgfältig kontrolliert wird und das zum Brennen verwendete Steinmaterial gut gesichtet wird, kann auch ein solcher Kalk verwendet werden, zumindest im Innenraum. Mikroskopische Überprüfungen im Bundesdenkmalamt Wien und an der HAWK Hildesheim haben bestätigt, dass man den Tünchen und Anstrichen Feinsilikate (Schluff, oft mit etwas tonigen Anteilen) beigemischt hat, die mittels Aufschlämmung von ungewaschenem Sand zubereitet wurden. Die in Größe und Farbe variablen Partikel der Feinsilikate pigmentieren Mörtel und Tünche und geben ihnen einen angenehm gedämpften, schön alternden Ton.

Poröses hydrophiles System
Die Architekturoberflächen aus Kalk sind bis heute aus zwei wesentlichen Gründen erhalten geblieben:
1. Das mineralische poröse System aus Mauer, Mörtel und Beschichtung trocknet rasch und reagiert dadurch günstig auf Faktoren der normalen Verwitterung.
2. Das mineralische System ist reparaturfähig. Haltbarkeit ist eine Funktion der Reparaturfähigkeit. Zugleich ist die periodische Reparatur Bedingung für die Haltbarkeit. (Abb 4)
Feuchtigkeit in flüssiger Form ist nicht an sich schädlich, wenn sie in normalen Mengen auftritt, im Gegenteil: sie ist zur Erhaltung des Systems notwendig. Eine verputzte und mit Kalk bemalte Fassadenoberfläche, die also mit Calciumcarbonat gebunden ist, würde den Verwitterungsprozessen (z.B. thermische Dilatation, Eissprengung, Vibration, Kristallisation und Hydratation von Salzen) nur kurze Zeit standhalten können, wenn nicht (unter normalen, günstigen Bedingungen) durch den Sinterprozess eine "Selbstheilung" des Systems stattfinden würde. Umgangssprachlich heißt es, ein Kalkmörtel "erstickt", wenn kein Wasser in flüssiger Form zu ihm gelangt. An vielen historischen Putzen, die eine raue (d. h. rau abgezogene) Oberfläche aufweisen und die mehrere hundert Jahre gehalten haben, kann man ablesen, dass sie nicht deshalb erhalten geblieben sind, weil kein Wasser eingedrungen ist, sondern deshalb, weil das "normalerweise" eindringende oder kondensierende Wasser rasch verdunstet ist. Es ist bekannt, dass Wasser, das in flüssiger Form bis an die Oberfläche eines porösen Materials kommen kann, um Größenordnungen schneller verdunstet, als wenn es nur in Dampfform an die Oberfläche gelangen kann. Filmbildende (kunstharzhältige) Anstriche, Porenputze ("Sanierputze") und Hydrophobierungen wirken deshalb als Trocknungsblockade. Die schnelle Verdunstung schränkt nicht nur die Möglichkeit der Eissprengung ein, sondern auch den Ablauf chemischer und biogener Verwitterungsprozesse. Lösliche Salze werden vor allem an der Oberfläche deponiert, ihre Salznadeln erscheinen als zunächst nicht schädliche Ausblühungen.
Die Bedeutung der Infiltration von Wasser im normalen Verwitterungsprozess wird auch in neueren Publikationen überbewertet. Übermäßige Infiltration wird bei historischen Bauten in der Regel durch entsprechende Vorrichtungen verhindert: z. B. Sockelmauern aus Naturstein bei Gebäuden aus Ziegeln, Dachtraufen und Gesimse (Abb. 5a). Wenn das Gleichgewicht zwischen der vom Boden infiltrierenden Feuchtigkeit und der Verdunstung erreicht ist - also auch bei porenoffenem Ziegelmauerwerk in der Regel in ca. 30 cm Höhe - infiltriert das Wasser nicht weiter. Eine besondere in der Literatur behauptete "aufsteigende Feuchtigkeit" existiert nicht. Venedig, dessen Ziegelmauern in Salzwasser stehen, wäre unbewohnbar, wenn "aufsteigende Feuchtigkeit" wesentliche Quelle für die Bauschäden wäre.
Auch wenn man eine Fassadenoberfläche noch so gegen Eindringung (kapillare Infiltration) von Wasser schützt, sei es durch Schutzdächer, sei es durch "atmungsaktive", aber nicht wasserdurchlässige, filmbildende Anstriche, sei es durch Hydrophobierung, sei es durch Horizontalisolierung, treten folgende zwei Feuchtigkeitsquellen an jedem aus porösen Materialien bestehenden historischen Bauwerk auf:
1. Thermische Kondensation
2. Hygroskopische Feuchtigkeit
Forschungen des Bundesdenkmalamts haben belegt, dass an Fassaden fast jede Nacht und häufig in Zusammenhang mit Niederschlägen Feuchtigkeit durch thermische Kondensation auftritt. Der Taupunkt wird in der Regel nicht direkt an der Oberfläche erreicht, sondern etwas darunter. Wenn die anschließende Trocknung nur in Dampfform stattfinden kann z. B. durch einen filmbildenden Anstrich oder eine Hydrophobierung, ist sie entsprechend langsamer, mit allen negativen Konsequenzen.
Erst in Zusammenhang mit der Konservierung der romanischen Wandmalereien von Lambach in Oberösterreich (1977-80) ist die Bedeutung der Hygroskopie an der Wandoberfläche konzentrierter löslischer Salze stärker ins Bewusstsein der Fachwelt gerückt. In diesem Zusammenhang wurde auch beobachtet, wie die hygroskopische Wirkung an der Oberfläche konzentrierter löslicher Salze zu sekundärer Ausbreitung der Feuchtigkeit führt. Die "Feuchtigkeitsschäden", also die Schäden im Verputz, die vor allem durch Kristallisation löslicher Salze entstanden sind, können oft eine Höhe von mehr als 3-4 Metern erreichen, obwohl das Mauerwerk selbst nur eine bis ca. 50 cm reichende, geringe vom Boden her infiltrierende Feuchtigkeit aufweist. Eine Horizontalisolierung ("Trockenlegung") ist in der Regel sinnlos, vielmehr müssen die in Jahrhunderten im Trocknungsprozess angereicherten Salze entfernt werden.

Die historische Tradition der Reparatur
Maurer und Maler arbeiteten Jahrtausende lang mit traditionellen Materialien und Methoden. Was die Verwendung von Kalk betrifft, waren technische Änderungen und regionale Besonderheiten im Vergleich zu den Umwälzungen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts eher gering. Wie immer in der historischen Technologie waren vor allem drei Dinge wesentlich: die vorhandenen materiellen Ressourcen, das Festhalten an historisch bewährten Techniken und der möglichst sparsame Umgang mit Material und Arbeit. Zum sparsamen Umgang gehörte auch die periodische Pflege und Reparatur mit Kalkmörtel und Kalkfarben, Fassaden ca. alle 20-50 Jahre, größere Innenräumen ca. alle 10-20 Jahre. Diese historische Praxis der Reparatur und Pflege wirkte nicht nur ästhetisch renovierend, sondern auch technisch konservierend (Abb. 6). Vorhandene Substanz respektierte man weitgehend und entfernte sie nur insofern, als sie (vom handwerklichen Standpunkt aus betrachtet) technisch nicht haltbar war. Ästhetisches Ziel der historischen Reparatur war auf der technischen Ebene die Herstellung von Ansehnlichkeit im Sinne von Gepflegtheit, nicht von Neuheitswert. Bei der Wahl des Farbtons und anderer gestalterischer Mittel sind unsere Vorfahren recht unbekümmert mit dem vorhandenen Bestand umgegangen und haben ihr eigenes Gestaltungsbedürfnis entwickelt. Aber sie hielten zugleich an den traditionellen Materialien und Methoden der Reparatur fest und zerstörten nichts ohne Not. Diesem üblichen Vorgehen der Handwerker verdanken wir die Existenz und Kenntnis von originalen Oberflächen, von ursprünglichen und späteren historischen Phasen (Abb. 7).

Ersatzmaterialien?
In der modernen Denkmalpflege finden wir die paradoxe Situation, dass man zwar zumeist die historischen Phasen der Polychromie untersucht und eine (historisch signifikante) davon als Grundlage für die Neufassung auswählt, aber diese Neufassung dann mit Materialien ausführt, die mit dem vorgefundenen Bestand technologisch und ästhetisch nicht kompatibel sind (Abb. 8).
Mit der Veränderung der ökonomischen Grundlagen, die immer mehr auf kurzfristige Kalkulation ausgerichtet wurden und vor allem im Transportsektor neue Bauaufgaben stellten, und auch unter dem Zwang der dramatischen Veränderungen der Umweltbedingungen in der Folge der industriellen Verwendung von Kohle suchte und fand man, verstärkt seit dem späten 17. Jahrhundert, Ersatzmaterialien zunächst für Kalk als Mörtelbinder, dann - im 19. Jahrhundert - auch für Kalk - Anstriche (Ölfarbe, Kaliwasserglas, Kunstharze, Silikone und Mischungen). So gut wie alle dieser Ersatzmaterialien für Anstriche sind zwar durchlässig für Wasserdampf, - in der Werbemetaphorik "atmungsaktiv" genannt -, aber nicht hydrophil, also nicht durchlässig für Wasser in flüssiger Form. Damit entfallen jene Eigenschaften, die für die Erhaltung des mineralischen Systems günstig sind, also vor allem die rasche Trocknung und die zunächst nicht schädliche Ausblühung von Salzen an der Oberfläche (statt unter der Oberfläche). Auf andere negative Eigenschaften der Ersatzmaterialien wie z. B. die hohe thermische Dilatation, die mangelnde Reparierbarkeit, die elektrostatische Anziehung von Schmutz und die ästhetische Differenz zu den mineralischen Oberflächen können wir an dieser Stelle nicht näher eingehen.

Konservierung und Reparatur: Neue Aufgaben
Gegenüber der historischen Tradition der Reparatur historischer Architekturoberfläche ergeben sich in der modernen Denkmalpflege folgende neuen Aufgabenstellungen:
1. Bewertung von Mörtel, Putz, Stuck, Anstrich als integralen Bestandteil des kulturellen Werts des Denkmals.
2. Erhaltung, also Konservierung auch jener Teile, die nach handwerklichen Kriterien abgeschlagen und erneuert werden müssten. Architekturoberfläche als Teil des Berufsfelds des Konservators – Restaurators, auch in der Hochschul-Ausbildung.
3. Behandlung nicht nur der Symptome von Veränderungen, die als Schäden qualifiziert werden, sondern auch der Ursachen der Schäden (Salze, Krusten, Baumängel).
4. Behandlung der Folgen, die sich aus der Unterbrechung der Tradition der Reparatur und auch durch die Zunahme der Luftverschmutzung seit dem 18. Jahrhundert ergeben (Vergipsung, Krusten).
5. Entfernung von nicht kompatiblen Materialien der Restaurierung und Reparatur (Zementputz, filmbildende Anstriche).
6. Ausbildung von Handwerkern in den historischen Techniken der Herstellung und Reparatur (Abb. 9).

Kooperation Restaurator - Handwerker
Aus der Bewertung der Oberfläche unter Denkmalschutz stehender Architektur als integraler Bestandteil des Denkmals folgt, dass auch jene Teile zu erhalten sind, die nach handwerklichen Maßstäben als unreparierbar zu betrachten und nur durch konservatorische Eingriffe zu erhalten sind. Zudem ergeben sich durch die Vernachlässigung, also die herrschende Unterbrechung der Tradition der Reparatur zusätzliche Schäden. Mittels einer Befundsicherung (Untersuchung und Dokumentation), die von einem Konservator/Restaurator ausgeführt wird, müssen also jene Parameter geklärt werden, die Voraussetzung sind für die Arbeitsmethoden und die Organisation der Arbeitsteilung: Materialien und Techniken, historische Phasen und ihre Bewertung, Zustand, Schäden, Charakterisierung der Schadenssursachen und ein Konzept der Konservierung (Abb. 5b, 10a). In den Architektenbüros und auf der Baustelle regieren heute vorgefertigte Materialien, die im Labor "designed" sind, und die in der Regel teurer sind als das traditionelle Baumaterial Kalk. Die traditionellen Materialien und Techniken des Handwerks sind in Vergessenheit geraten. Zur Befundsicherung gehört also häufig auch die Entwicklung und Überwachung der Technik der handwerklichen Reparatur. Eine Pilotarbeit - nicht nur ein Muster - auf einer begrenzten, in sich abgeschlossenen Fläche bietet die Möglichkeit, die Arbeitsmethode, die Zusammenarbeit zwischen Restaurator und Handwerker und das gewünschte ästhetische Ergebnis praktisch umzusetzen und eine realistische Kalkulationsgrundlage zu gewinnen (Abb. 5b).

Konservierungsmethoden
Zu häufigsten Aufgaben der restauratorischen Konservierung von traditionellem Kalkputz, Stuck und Malschicht gehören die Festigung (Konsolidierung) und Fixierung als Behandlung der Symptome der Schadensfaktoren einerseits und die Salzverminderung und Gips-Umwandlung als Behandlung von Schadensursachen. Die entsprechenden Methoden können wir hier nur kurz andeuten.

Für die mineralische, also hydrophile Konsolidierung von Kalkputz, also die Behebung eines Mangels an Kohäsion, ist selten ein teurer Kieselsäureester notwendig. Entscheidend ist die Festigkeit des historischen Putzes nach Fertigstellung aller Maßnahmen der Konservierung und auch der Reparatur, nicht die momentane Festigkeit. Der Putz sollte nicht härter werden als er vermutlich ursprünglich war. Ein Problem ist auch, dass die im Handel erhältlichen Kieselsäureester nach der Anwendung eine mehr oder weniger lange hydrophobe Phase haben. Durch entsprechende Versuche der HAWK in Hildesheim nachgewiesen ist die festigende Wirkung von Kalkhydrat, das in 1-Propanol (oder 2-Propanol, Isopropylalkohol) dispergiert ist (Abb. 11a-c). Die Dispersion des Kalks kann man auch mit einem handelsüblichen Stabmixer durchführen. Bereits das "Dispergieren" (kräftiges Mixen) von Sumpfkalk (ohne Alkohol) führt zu einer höheren Fließfähigkeit. Die in Florenz entwickelten Verfahren der Konsolidierung mit Bariumhydroxid, Ammoniumoxalat und - in jüngster Zeit - mit Ammoniumphosphat sollen nicht unerwähnt bleiben.

Das technische Problem der mineralischen Fixierung (also der Behebung eines Mangels an Adhäsion) von Kalkputzen auf der Mauer oder von Kalkputzen untereinander besteht darin, dass meist mehrere Aufgaben gleichzeitig zu erfüllen sind: der Schutz der Oberfläche vor mechanischer Belastung, die Konsolidierung der Kontaktzonen, die Füllung der engen Ränder der Hohlstelle, die Füllung eines mehr oder weniger größeren Hohlraums und die möglichst rasche Abbindung. Meistens sind entsprechend kombinierte Verfahren notwendig. Zur Kaschierung der Oberfläche wird heute nicht selten Hydroxipropylcellulose (HPC, Klucel) mit Japanpapier verwendet. Dies ist insofern problematisch, als HPC ein filmbildendes Material ist. In Ammoniak aufgeschlossenes Kasein (3 %) hat sich als Klebemittel zur Sicherungskaschierung nach wie vor gut bewährt, wenn mit Ammoniumcarbonat-Kompresse nachgereinigt wird. Die Vorfestigung der Kontaktbereiche und der Hohlstellen-Ränder mit Ethylkieselsäureester KSE und die Schnellhydrolyse z. B. mit (Kalk)Wasser gehört heute zu den gängigen Verfahren. Für einen Füllmörtel, der aus Kalkhydrat und Sand oder Kalksteinmehl besteht, hat die Vorfestigung auch einen hydraulischen Effekt. Nicht jede Hohlstelle ist gefährdet und muss gefüllt werden.

Seit der erwähnten Konservierung der romanischen Wandmalereien in Lambach, seit 1978, wurde international die Verminderung der an der Oberfläche konzentrierten löslichen Salze mittels Kompressen zur Standardoperation bei der Erhaltung von mineralischer Architekturoberfläche (Abb.12). Mittels der Kompresse nützt man die Tatsache aus, dass bei großem offenen Porenvolumen die Diffusion (also der Konzentrationsausgleich der Salzlösungen) deutlich langsamer ist als der (durch die Verdunstung an der Oberfläche induzierte) konvektive Wassertransport. Untersuchungen der HAW haben aber auch ergeben, dass der diffusive Salztransport in den ersten 15-30 Sekunden einer Kompresse recht hoch ist (Abb. 13). Dies kann man - vor allem bei Wasser-empfindlichen Oberflächen - sich zunutze machen, indem man die Oberfläche nur kurz mit einem saugfähigen Material, z. B. einem Schwamm abtupft. Seit 1980 verwendeten wir in der österreichischen Denkmalpflege auch temporär aufgetragenen Kalkmörtel als Kompresse zur Salzverminderung. Diesen Kompressenputz kann man z. B. im Sockelbereich ohne Gerüst im Herbst auftragen. Man sollte ihn noch während der kalten Jahreszeit an einem trockenen Tag wieder entfernen, um die "Rückwanderung" der im Kompressenputz kristallisierten Salze zu verhindern (Abb. 14).

Wenn die Menge der Feuchtigkeit das normale Maß überschreitet und die Verdunstung nur noch an der Oberfläche stattfindet, bildet sich mit der Zeit - wenn die normale Pflege ausbleibt - eine schädliche Kruste aus Calciumcarbonat, die erwähnte Selbstheilung des Kalkmörtel ist nicht mehr möglich. Diese mit Calciumcarbonat verkrustete Oberflächen haben wir seit 1981 mit Erfolg mit Hexafluorkieselsäure behandelt, ein Arbeitsschritt aus der Kaliwasserglastechnik. Wir erreichten damit nicht nur eine Erhöhung der Porosität und damit der Trocknungsgeschwindigkeit, sondern auch eine desinfizierende und leicht konsolidierende Wirkung. Außerdem hat die Kieselsäure für die Putzausbesserungen oder die folgende Kalktünche einen hydraulischen Effekt.

Die Vergipsung des Kalkanstrichs und der Putzoberfläche einer Fassade als Folge der industriellen Enwicklung und eine entsprechende Krustenbildung war vor der Senkung des Gehalts an Schwefeldioxids in vielen Industrieländern eine wesentliche Schadensursache, mangelnde Pflege verstärkte ihre Wirkung, sie führte an vielen historischen Putzen zu drastischen Schäden wie schwarze Krusten, Blasen und Schollenbildungen. Zellstoff-Kompressen mit Ammoniumcarbonat sind effizient, vor allem bei Oberflächen, die mit löslichen Salzen kontaminiert sind, sie sind aber recht aufwändig (Abb. 5c). Eine Alternative kann Gipsumwandlung mit einer Reinigungspaste aus Ammoniumcarbonat und Methylzellulose sein.

Reparaturmethoden
Mangelnde Pflege und Reparaturmaterialien, die mit den physikalisch-chemischen Eigenschaften der historischen Kalk-Oberflächen nicht kompatibel sind, wie Zementmörtel, Kunstharze und Silikone, zwingen zu Eingriffen, die über die traditionellen Reparaturtechniken hinausgehen. Technische Hilfsmittel wie pneumatische Meissel verschiedener Größe, z. B. Nadelhämmer, können erfahrene Händen so einsetzen, dass die Entfernung von Zementplomben oder Kunstharz enthaltenden Anstrichen mit geringer Verletzung der originalen Oberfläche gelingt. Die Reinigung der im Vergleich zu Natursteinen oft recht weichen Kalkputze mit Sandstrahl kann zerstörerisch wirken. Besonders bewährt ist der Einsatz von Dampfstrahlgeräten mit möglichst geringem Druck. Dieses Verfahren reduziert die Wassermenge, die in das poröse System eindringt und wirkt gleichzeitig durch die Erhitzung biozid. Ohne zusätzliche mechanische Bearbeitung mittels Bürsten sind aber biologische Schadensfaktoren wie Pilze und Flechten nicht ausreichend gründlich zu entfernen.

Die Vorteile eines an der Baustelle gemischten Mörtels sind offensichtlich: Der Mörtel kann an den vorhandenen historischen Mörtel bezüglich Sandfarbe, Ratio Form und Größe der Körnung, und bezüglich zusätzlicher Additive wie z. B. von Ziegelmehl, Trass, Feinsilikaten und auch Kalkspatzen angepasst werden. Meist ist ohne großen Aufwand in der Nähe die entsprechende Qualität des Sandes zu finden. Bei Verwendung von Sumpfkalk statt Kalkhydrat in Pulverform kann man auch die günstigeren Abbindeeigenschaften von Sumpfkalk nutzen. Die Zusammensetzung des Baustellenmörtels ist bekannt und enthält keine Zusatzstoffe, die man nicht selten in Werktrockenmörteln findet, wie zum Beispiel (Methyl-) Cellulose, Kunstharze, Zement und Porenbildner, welche die Abbindungs- und Trocknungseigenschaften des Kalkmörtels und der Kalktünche negativ beeinflussen.

Trotz der großen Bedeutung naturwissenschaftlicher Kenntnisse bei der Erklärung von technologischen Eigenschaften und von Schadensprozessen sollte man sich in der Erhaltungspraxis nicht auf Kennzahlen verlassen. Grundlage für die erfolgreiche Reparatur und Pflege von traditionellen Kalkmörtel und Kalkfärbelungen bleiben letzten Endes die im historischen Objekt verkörperten Erfahrungen und das Können des Handwerks (Abb. 15, 16).

Abbildungen:

1)
Çatalhöyük, Anatolien, Türkei, Siedlung ca. 7400-6200 v. Chr., "building 80, South Area", Ausgrabung 2010. Mauern aus Lehmziegeln, Kalkputz auf einem Grundputz aus Lehm mit Strohhäcksel. Foto www.flickr.com/catalhoyuk.


2)
Guarda, Unterengadin, Haus Nr. 25. Der auf mehr als 1600 m ü.M. gelegene Ort mit seinen Sgraffitofassaden, teilweise noch aus dem 16. Jh., ist ein lebendiger Beweis dafür, dass Kalkfassaden bei entsprechender Pflege mit der traditionellen Kalktechnik auch unter extremen Witterungsbedingungen haltbar sind. Foto Hammer 2010.


3)
Branntkalk (CaO) mit" totem Herz".Die unterschiedlichen Temperaturen, die beim vorindustriellen Kalkbrand natürlicherweise entstehen, führen zu Teilen die nicht löschbar sind, weil sie nicht genügend genügend oder zu hoch gebrannt wurden. Diese Teile führen zu den "Kalkspatzen" der "trocken" (also gemeinsam mit dem Sand) gelöschten Kalkmörtel. Foto: Gotlands Kalk.


4)
Wien I, Singerstr. 18 und 20, Fassen von ca. 1720. Die eingerüstete Fassade wurde 1986 restauriert: Mechanische und chemische Entfernung der stark beschädigten Kalk-Übertünchungen und der beiden Leinöl-Anstriche des 19. Jhs. Wiederherstellung der ursprünglichen Färbelung mit Sumpfkalk gemischt mit Feinsilikaten. Die traditionelle Reparaturtechnik mit Kalk wurde hier 1986 zum ersten mal wieder angewandt, nachdem diese Reparatur-Tradition in Wien mehr als 15 Jahren unterbrochen war.





5) a-d
Weißenkirchen / Niederösterreich, Pfarrkirche, oktogonaler Turm aus Ziegelmauerwerk 1. H. 14. Jh., mit Resten des ursprünglichen geglätteten Putes in Kalkfresko-Technik, großer Turm mit ursprünglichem rau abgezogenem Putz von 1502.Durch die Gurtgesimse ist der Putz von 1502 vor übermäßiger Feuchtigkeit geschützt und trotz großer Pflegeabstände (2 Pflegephasen nachweisbar) über fast 500 Jahre erhalten. Restaurierung (Kooperation von Restauratoren und Handwerkern) 1998. Großer Turm: Reparatur mit Baustellenmörtel (Kalk mit 5 % Trass, Sand aus dem nahen Waldbach, Kalksplitter), vor dem Anwerfen wird sorgfältig vorgeschlämmt, Pflegetünche aus Sumpfkalk (6 J.) und Erd-Pigmenten (a, b). Kleiner Turm: Konservierung des originalen Putzes mit Ammoniumcarbonat-Kompresssen zur Re-Konversion des Gipses zu Kalk (c), Rekonstruktion der Kalkglätte a fresco mit Baustellenmörtel und Sumpfkalk und Feinsilikaten (a). Nach 20 Jahren (d) wäre eine Pflege der exponierten Teile des Turmhelms mit Kalktünche (mit Feinsilikaten) notwendig. Foto: Hammer 1990 (a, d), 1989 (b) und 2010 (c).


6)
Grades, Kärnten, Wallfahrtskirche St. Wolfgang, um 1475, Südfassade, mit Maßwerkmalerei, Restaurierung 1986: Entfernung von Zementplomben, Behandlung von Carbonat-Krusten mit Ätzflüssigkeit (HFKS), Baustellenmörtel, Salzverminderung mit Kalkmörtel, traditionelle Kalkfassung (Fa. Campidell). Ein Beispiel für die in manchen Regionen ungebrochene Tradition der Kalktechnik. Am noch nicht bearbeiteten Chor sind die verputzten Gerüstlöcher zu sehen, die bei der periodischen Pflege des Schindeldaches, der Fassade und der Fenster immer wieder für die Netzriegel des Gerüstes genutzt wurden.


7)
Salzburg, Feste Hohensalzburg, "Reck"-Turm, nord-westliche Seite, Putz 16. Jh. zwei Jahre nach der Reparatur in der historischen, am Objekt feststellbaren Kalktechnik (Reparatur mit 8 RT Sumpfkalk, 3 RT Trasskalk (TRASSIT Plus MM), 26 RT Edersand/Großgmain, 6 RT 0-3mm Walsersand 0-8 mm, 4 RT Kalksplitter, etwas Ziegelmehl). Der zweifache Schlussanstrich besteht aus dem verdünnten Reparaturmörtel (mit Sumpfkalk 6 J.), also nicht weiß und altert entsprechend der Sandfarbe.


8)
Linz, Oberösterreich, Hauptplatz. 32 (li) u. 31. Die rechte Fassade wurde ca. 1995 mit einer gelben und weißen Kunstharz-Farbe gestrichen. 1996 hat man den beschädigten Putz der Fassaden Hauptplatz 32 - 34 (wohl aus der Nazizeit) erneuert und a fresco mit Kalkfarbe gefasst. (Im Foto ist der Gegensatz der noblen, schön alternden Kalkfarbe (li) zu der grellen gelben "Volltonfarbe" nicht so deutlich wie in natura).





9 a, b)
Leiben, Niederösterreich, Schloss, 17. Jh., Traufgesims 18. Jh., Rieselputz 19. Jh. Untersuchung und statistische Dokumentation des Erhaltungszustands entsprechend des zu erwartenden Arbeitsaufwands (BDA/Hammer, Tinzl-Fricke). 1994/95 Konservierung und Reparatur (Kooperation Restauratoren und Gemeinde-Handwerker) in traditioneller Kalktechnik mit Holzkohle-Aufschlämmung als Grau-Pigment. Die Gesamtkosten der Konservierung und Reparatur betrugen nur 80 % der kalkulierten Erneuerung, die behaupteten "denkmalpflegerischen Mehrkosten" existierten nicht. Foto: Hammer 1995.


10)
Übelbach, Steiermark, jährlicher WIFI-Kurs "Handwerk und Altbau" (zusammen mit Bundesdenkmalamt und Landesbaudirektion), Teilnehmer: Maurer und Restauratoren. Praktische Übungen an 1:1 - Modellen. Foto: Hammer 1986.




11 a - c)
Tests zur Eindringtiefe von Kalk in einen Probekörper (Dicke 3,5 cm) aus Kalkmörtel (2 RT Sumpfkalk, 1 RT Muschelkalk OTTERBEIN (NHL 5), 1 RT Quarzsand Q 1-2 mm, 1 RT Q 0-0,5 mm): Sumpfkalk (0,37 g) in Wasser (100 ml) (a) bzw. gemischt mit 1-Propanol (b) und 1 g Weißkalkhydrat dispergiert in 1-Propanol (100 ml). Die Alkalität des Kalks wurde mit Phenolphtalein (10 g in 1 dl Etahnol) sichtbar gemacht. Die festigende Wirkung des Kalks ist belegt. Foto: HAWK/Benno Vogler 2005.


12)
Hildesheim, Kreuzgang St. Michaelis, Westflügel, Biforium um 1230-50. Zellstoffkompressen zur Salzverminderung, 2003 (Restaurator Lothar Hoffmann). Foto: Hammer.


13)
Test zum Nachweis der Effizienz von Kurzzeitkompressen mit verschiedenen Kompressenmaterialien: Wattepad (blau, Zellstofflagen, ARBOCEL mit Japanpapier). Der Salztransport ist in der ersten Minute am höchsten, die ARBOCEL Kompresse zeigt die höchste Effizienz. Diagramm: HAWK/Elodie Rossel 2007.





14)
Dürnstein, ehem. Augustiner-Chorherrenstift, Krypta, um 1676, Wandmalerei von Wolfgang Ehrereich Priefer von Miesbach von 1719. 1986 Versuche zur Salzverminderung mittels Kompressen: ARBOCEL BC 1000, Kalkmörtel, und ARBOCEL stabilisiert mit Kalkmörtel (Nische). Die Wirkung der Kompresse zeigt sich an den dunklen Flecken des Kompressenputzes im Bereich der an der Oberfläche konzentrierten löslichen Salze. Foto Hammer.


15)
Flaurling, Tirol, Widum des Johannes Ris, Humanistenbibliothek um 1500 mit ursprünglichem Putz. Gemaltes Konsolenmaßwerk, Zarte Quadermalerei mit grauen Fugen, roten Ortquader, Spitzbogenfriese und Steinfassung. Konservierung und Reparatur in traditioneller Kalktechnik 1993. Foto Hammer 2006.


16)
Salzwedel, Sachsen-Anhalt, St. Marienkirche, südliches Seitenschiff, 2. H. 14. Jh., 2007 Konservierung des historischen Putzes mit Ammoniumcarbonat-Kompressen (ca. 500 qm!). Ausmalung mit traditioneller Kalktechnik, Pigmente: Sandaufschlämmung, Ziegelmehl, Holzkohle. Foto Hammer 2010.

Autor:
Ivo Hammer, geb. am 18.5.2944 in Ulm. Konservator/Restaurator. Dr. phil. (Kunstgeschichte). 1976-1997 Leitender Restaurator für Wandmalerei/Architekturoberfläche des österreichischen Bundesdenkmalamts. Bis 2008 Professor an der HAWK Hochschule für Angewandte Wissenschaft und Kunst in Hildesheim. 2010-12 Vorsitzender der THICOM (internationale Expertenkommission für die denkmalgerechte Restaurierung des Hauses Tugendhat in Brünn / Tschechische Republik).
ivohammer@me.com , www.tugendhat.eu/en/THICOM.html




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