2. Schlechte Untergrundvorbereitung
Trennschichten am Untergrund wie alte Putz- und Anstrichreste, Graffitis, Staub, Verschmutzung, Moos-, Algen- oder Wurzelbewuchs, aber auch stark verdichtete Altmörteloberflächen mit erheblich eingeschränkter Saugfähigkeit stören die Mörtel- und Anstrichhaftung. Werden sie nicht sorgfältig entfernt, sind Ablösungen und mangelhafter Flächenverbund des Neumaterials die Folge. Auf Natursteinuntergründen muß bei reduzierter Saugfähigkeit eine Haftbrücke, z.B. eine Feinkalkschlämme mit verstärkter Kornbindung, aufgebracht werden, um den dauerhaften Flächenverbund von Neubeschichtungen sicherzustellen.
Unterschiedlich stark und schlecht saugende Untergründe und Altoberflächen stören das gleichmäßige und durchgreifende Abbinden der neuen Schicht. Aufbrennen (stark saugender Untergrund entzieht dem Frischmörtel große Mengen Wasser und damit auch zu viel noch flüssigen Bindemittelleim oder Wind / Hitze beschleunigen das Abbinden zu stark) mit schlechter Putzhaftung, ungenügende Kornverankerung am Untergrund, Abbindestörungen und Risse sind die Folge. In der Frischschichtphase und danach muß der Untergrund ausreichend feucht gehalten werden: durch ausgiebiges Vornässen schon am Tage vor dem Kalkauftrag, dann vor dem Beschichtungsbeginn und gegebenenfalls (warme Witterung, eingeschränkte Saugfähigkeit des Untergrunds) durch Nachbefeuchtung, um das Abbinden nicht vorzeitig zu unterbrechen.
Besonders bei stark saugenden Untergründen wie Tuff, Kalksandstein oder niedrig gebranntem Ziegel ist die Aufbrenngefahr besonders hoch. Hier muß besonders gut vorgenässt und eine dünne Spritzbewurflage als Haftgrund für die folgenden Putzlagen aufgebracht werden. Auch eine Vorbehandlung der saugenden Untergründe durch Tränkung mit einer Kalkmilch kann das schwundarme Abbinden der folgenden Mörtellage begünstigen.
Wenn Vertiefungen im Untergrund nicht zuerst ausgemörtelt, sondern mit der ersten Lage zugemörtelt werden, entstehen besonders starke Schichtlagen. Sie trocknen nur langsam aus, bilden durch alle Folgeputzlagen gehende Schwundrisse und sind stark frostgefährdet.
Werden Kalkmörtel oder Kalkspachtel auf Altmörtel aufgetragen, müssen diese gut von sperrenden Altanstrichen gereinigt werden. Handelt es sich beim Untergrund um Gipsputze oder Gipsspachtelungen, könenn diese durch die sollgemäß wasserreiche Verarbeitung der Kalkschichten aufquellen und sich vom Putzgrund ablösen.
Werden saugfähige Mauersteine in Luftkalkmörtel vermörtelt, müssen diese natürlich ebenfalls gut vorgenäßt werden, da sonst die trockene Kontaktfläche dem Frischmörtel zu viel Wasser entzieht und dort Aufbrennerscheinungen und Abbindestörungen vorprogrammiert sind. Das sicherste ist, die zu vermauernden Steine direkt vorher in einen Eimer mit Wasser zu legen, um sie ordentlich zu wässern.
Besonders vergütete, d.h. mit Zuschlägen wie Kreide, Kalkmehl, Marmormehl und Titandioxid-Pigment gefüllte Kalkanstriche sind besonders aufbrenngefährdet. Die dicke Anstrichschicht hebt sich schnell vom mit Wasser unterversorgten Untergrund ab bzw. brennt bei witterungsbedingt schnellem Auftrocknen auf, reißt, craqueliert und blättert dann unwiderruflich ab. Das Aufbrennen betrifft entweder die ganze neu aufgetragene Anstrichfläche, oder auch nur lokale Bereiche. Gefüllte Kalktünchen bieten zwar dank höherer Schichtstärken eine logischerweise verbesserte Deckfähigkeit / Deckkraft und bieten deswegen schon nach lediglich zwei Anstrichen volle Flächendeckung. Dafür sind solche Farben aber besonders aufbrennriskant bzw. vom Aufbrennen betroffen, da sie eben in viel dickeren Schichtstärken verarbeitet werden, als eine dünne und verhältnismäßig wasserreichere Kalktünche / Kalkmilch, die dann auch erst nach vier oder mehr Anstrichen eine ausreichende Deckfähigkeit erreicht. Ist dann noch das Bindemittel-Zuschlagsverhältnis zu gering bzw. der Pigmentanteil zu hoch, kreiden solche "vergütete" Kalkfarben obendrein noch mehlig ab.