4. Mangelhaftes Aufrauhen der Frischmörtel-Oberfläche
Wurde der beim Auftragen oberflächlich verdichtete Frischmörtel nicht genug aufgerauht, entstehen eine geringere Gesamtoberfläche und eine sperrende Sinterhaut aus Kalkkristallen. Dies verlandsamt die Wasserabgabe und Trocknung. Damit bleiben die Mörtelporen länger mit Wasser gefüllt und "bekommen keine Luft". Dies bremst den CO2-Zutritt aus der Luft, deren Aufnahme im Porenwasser mit nachfolgender Umwandlung in Kohlensäure und damit die Geschwindigkeit / das Tempo der Carbonatisierung (Kohlensäure + Kalklauge = Salz-Kalkkarbonat + Wasser). Der Mörtel trocknet und erhärtet folglich langsamer. Kommt jetzt Frost, kann der noch nasse, unter der Oberflächenzone nicht abgebundene Mörtel auffrieren. Kommt Regen, wird unabgebundenes Bindemittel - Kalklauge - ausgewaschen und rinnt über die Fassade. Dort bindet es direkt an der Oberfläche durch Kohlendioxidaufnahme aus - es karbonatisiert und bildet pickelharte Sinterschleier / Sinterschichten / Kalkläufer. Die trocknungsbedingte Versinterung der Oberfläche reichert dort Bindemittel an, besonders, wenn der Mörtel zu wasserhaltig ist. Der ungleichmäßige Bindemittelanteil und Festigkeitsaufbau im Mörtelquerschnitt führt dann zu Rissen. Die gebremste Trocknung erhöht also die Frostgefahr und fördert die ungewollte Verschmutzung der Oberfläche mit ausblühenden Versinterungen.
Klassischer Fehler beim Verstrich von Fugmörtel mit dem Fugeisen im nassen Zustand: Anreicherung von Feuchtigkeit, Feinkorn und Bindemittel an der Oberfläche. Das führt zu Frostschäden und vermindert dort die Abbindung des Mörtels wegen zu hoher Verdichtung und Trocknungsblockade der Oberfläche. Ausbluten der unzureichend erhärteten Bindemittel und gestörte Untergrundanhaftung wg. Aufbrennen der hinteren Zone kann obendrein die Folge dieser Abbindestörung sein. Abhilfe: Lagenweise korrekter Schichtaufbau mit ausreichender Feuchteversorgung, Abkehren der überfeinen Oberfläche noch in der Frischmörtelphase mit einem Besen, Nachbefeuchtung bis zur Abbindung.
5. Kalkmörtel ohne Witterungsschutz durch bindemittelreichen Anstrich
Die kapillaraktiven Luftkalkmörtel können Feuchte schnell aufsaugen, aber nach den Untersuchungen des französischen Bauphysikers Cadiergues auch um den Faktor 10 schneller als Zementmörtel über die ganze Oberfläche wieder abgeben. Ungestrichene oder nur pigmentierte Kalkputze sind in hohem Maße frostgefährdet, vor allem bei großen Schichtstärken. Stark bewitterte Putzflächen, insbesondere bei großen Gebäudehöhen, müssen deswegen mit einem Kalkanstrich geschützt werden.
Ein kalkverträglicher Anstrich (freskale Kalktünche, Kalk-Kasein-Anstrich) vermindert das Porenvolumen des Mörtels in seiner direkt bewitterten Zone ohne Kapillarblockade. Die sich daraus im Mörtel ergebende Porengeometrie bremst eindringendes Wasser ab, sorgt aber gleichzeitig für verstärkte Kapillarentfeuchtung von innen heraus. Die kapillare Feuchtewanderung funktioniert nämlich nur von Grob- in Feinporen, nicht umgekehrt.
Beregnung füllt deshalb vorwiegend die Anstrichzone - abgesehen vom kapillaren Feuchteeintrag in durchgehende Rißbereiche. Die vollgesaugte kleinporige Anstrichzone dichtet tieferliegende grobporige Putzschichten ab. Überschüssiges Regenwasser dringt dann nicht mehr ein, sondern läuft an der Fassade nach unten. Der über die Risse tiefer eingedrungene Regen wandert im Kapillarsystem beschleunigt an die Oberfläche. Ist sie wie bei Kalktünche nicht kapillarsperrend versiegelt, trocknet die Feuchte schnell ab.