B) Objektbedingte Fehler
1. Verwendung auf stark salzbelasteten und feuchtebelasteten Untergründen
Auf stark salz- und feuchtebelasteten Untergründen wie Sockelzonen im Spritzwasserbereich oder kondensatüberfrachtete Keller- und Erdgeschoßwände können Kalkmörtel bestandsschonend als Opferschicht eingesetzt werden, wenn man die salzbelasteten Untergründe aus bestimmten Gründen nicht vor dem Verputzen entsalzen möchte oder kann. Eine Vermehrung der bauschädlichen Salze wie Nitrat / Kalknitret / Kalziumnitrat, Salpeter / Mauersalpeter und Treibmineralbildung durch Reaktion der am Altbau immer vorhandenen Sulfatbelastung (Gips aus ursprünglicher Zugabe oder bewitterungsbedingter Kalkreaktion) mit C3A-Bestandteilen des zugeführten hydraulischen Bindemittels ist nur bei reinen - und das heißt hydraulefreien / zementfreien Luftkalkmörteln ausgeschlossen. Ihre starke Kapillarität saugt Feuchte und untergrundbedingte Salzbelastungen unbehindert auf.
Salz aus dem Untergrund kann durch den Frischmörtel hindurch auf der Oberfläche ausblühen und abgekehrt werden. In mit Hüllflächentemperierung klimastabilisierten Innenräumen ist dieser Vorgang auf die Frischmörtelphase beschränkt und - wenn die Versalzung / Salzbelastung des Untergrundes / Putzgrundes nur gering ist - nach dem Abtrocknen des Putzes möglicherweise abgeschlossen. Im Außenbereich oder Räumen mit schwankender Luftfeuchte kann sich das Wechselspiel zwischen Kristallisation und Lösung der Schadsalze wiederholen, vor allem auch an salzbelasteten Sockeln. Dann muß allerdings damit gerechnet werden, daß die Versalzung sich in den oberflächennahen Zonen anreichert und dort als abdichtende Trocknungsblockade wirkt. In solchen Fällen ist am besten die kontrollierte Entsalzung der leicht löslichen Salze oder nachrangig die Opferputzmethode mit dem Luftkalkmörtel als Opferputz / Kompressenputz angebracht. Nitrat / Mauersalpeter geht übrigens schon bei ca. 50 % relativer Luftfeuchte in Lösung und kristallisiert darunter aus. Damit sorgt der ständige Phasenwechsel beim Kalknitrat / Mauersalpeter für einerseits oftmalige Benässung des salzbelasteten Mauerwerks, andererseits für häufigen Kristallisationsdruck / Sprengdruck durch die Volumenvergröerung bei der Kristallbildung / Kristallisation.
Trocknen durchnässte bzw. frisch aufgebrachte Kalkmörtel vor der Frostperiode nicht rechtzeitig aus, friert ungenügend abgebundener und schlecht verarbeiteter Putz schollenartig ab. (Gottseidank schon nach der nächsten Frostperiode. Derartige Mängel werden also immer in der Gewährleistungsfrist sichtbar. Das erklärt den Widerstand von Pfuschbetrieben gegen die Kalkmörteltechnik.)
Wichtig ist deshalb ein kapillaroffenes Anstrichsystem, das der Salzbewegung möglichst wenig Widerstand entgegensetzt und deshalb bestandsschonender als schichtbildende Sperranstriche sein wird. Die Dampfdiffusion spielt bei diesen kapillarwirksamen Vorgängen keine Rolle. Dampfdiffusion : Kapillarwanderung = 1 : 1000!
Was freilich nicht geht: Flächiger Mörtelauftrag, vielleicht gar auf 0 ausgezogen, auf bewitterten wasserrückhaltenden Horizontalflächen. Das friert auf.