C) Sonstige Fehler
Das Verkaufsinteresse von Lieferanten und Produzenten der Baustoffe steht - oft im Unterschied zur Baustellenmischung - gerade
bei Fertigmischungen / Werktrockenmörteln / Trockenmörtel-Sackware / Siloware im Widerspruch zur ehrlichen Information
über all die praktischen Schwierigkeiten im Umgang mit den Produkten, zu Produktbeschränkungen für den geplanten
Einsatzbereich, zu den üblichen Fehlerquellen und all den sonstigen Umständen, die die Einsatzkatastrophe vorprogrammieren.
Man will ja seinen Verkaufsschlager nicht schlechtreden. Dem Bauherrn, Planer und anbietenden Handwerker sowie Denkmalpfleger darf davon
möglichst nichts zu Ohren kommen. Das könnte ja die Umsätze verringern, die echten leistungsabhängigen Kosten
offenbaren. Deshalb schreibt oder (wenn das Gehirnschmalz nicht reicht) mopst man Produktinfos von sonstwo zusammen und verbrämt
sie mit blumigen beschönigenden Werbesprüchlein.
Fragt man nach der Produktanwendung, tönt es vollmundig: Kein Problem! Null Problemo! Wahrheitsgehalt Null, Problemvermeidung
ausgeschlossen, aber feinjustierte Verklausulierungen im Kleingedruckten, damit Haftungsübernahme möglichst auch.
Versagensgemunkel aus der Gerüchteküche oder dem Wettbewerb wird abgewiegelt und professionell mit Gegenangriff gekontert.
Volldeklaration - Was ist das? Fehlanzeige.
So können die sonstigen Beteiligten den wahren Aufwand unterschätzen, das Baubudget wird unterfinanziert, Unterangebote decken die tatsächlich erforderlichen Leistungen nicht ab. Das erzeugt automatisch Minderleistung, die oben genannten Fehler haben auch darin ihre Quelle. Wir kennen das von allen Branchen. Werden während der Ausführung dann die absonderlichsten Phänomene sichtbar, heißt es erstmal beruhigend: das ist normal, das wird schon, das kommt noch, das war doch immer so, keine Angst. Hauptsache, die Lieferantenrechnung wird gezahlt, die Nachlieferung bestellt. Liegt dann der Klumpatsch im Dreck, heißt es oberschlau: das Objekt, der Untergrund, der Handwerker, der Planer, der Bauherr, die Sonne, der Wind, der Regen, der Frost, die schwarze Katz, was weiß denn ich, vielleicht der Teufel oder der liebe Gott? Auf jeden Fall: Ich nicht! Denn ICH bin der King. Dafür brauch ICH keinen Doktor.
Und die Baufirma (von Handwerk traut man sich schon gar nicht mehr zu reden)? Die verspricht alles. Haben wir schon immer so gemacht, kennen wir uns aus, haben wir unsere Fachleute dafür, wir sind die Meister vom Fach. Kommt es mangels besserer Alternativen, dank unterstem Preisniveau und schlechtestmöglicher Leistungsbeschreibung und VOB-widrigster Vergabe dennoch zum Auftrag, kommt erst mal die Nachtragskiste für jeden vergessenen Furz, dann die Einwendung wegen DIN mit Verabschiedung aus der Gewährleistung, dann der Austausch vertraglich zugesicherter Baustoffqualitäten gegen minderwertigsten Müll, dann vor und hinter dem Rücken des Bauherrn und Bauleiters Einsparung möglichst vieler Leistungsaufwendungen, die handwerklich geboten wären. Hiergegen kann eigentlich nur eines helfen - die möglichst perfekte Vertragsgestaltung auf Grundlage einer nachtragsverhindernden systematischen, möglichst viele kostenexplosive bzw. qualitätsmindernde Handwerkertricks vorhersehenden und deswegen wirksam bekämpfenden Leistungsbeschreibung. Dazu braucht es Erfahrung, Erfahrung, Erfahrung. Und solideste, rechtskommentargestützte Kenntnis der VOB und des BGB auf Bauherrnseite, um nicht nur den günstigsten, sondern auch den qualitativ besten Bieter auf die preiswürdigsten Bieterränge zu platzieren. Möglich wäre das, doch wer zerbricht sich darüber schon rechtzeitig den Kopf? Nun, ist auch das Kind vergabetechnisch in den Brunnen gefallen - worauf ist dann bei der Ausführung von Kalkarbeiten besonders zu achten, um das Schlimmste dennoch zu verhindern?
Die oben erwähnten Ursachen für Kalkpfusch sind ja nur ein matter Abklatsch der praktischen Erfahrung. Sie können aber gleichwohl erste Hinweise geben, worauf geachtet werden muß. Und das ist schon etwas mehr, als man sonst bekommt, gell?