Der Malerzeitschrift "Die Mappe" 10/99 entnehmen wir folgende Ausführungen zu den Lotuseffekten (gekürzt ist das Schaulaufen, zu dessen Übersicht ich den Originalartikel sehr empfehle):
"Immer wieder Diskussionsstoff
[...]
Dr. Klaus Murjahn, Gesellschafter der Deutschen Amphibolin-Werke von Robert Murjahn Ober-Ramstadt:
[...] Die anfänglichen Versprechungen [Lotusans betr. Schmutzabweisung] einzuhalten, dürfte in dem angekündigten Umfang sehr schwierig werden. Fassadenverschmutzung ist ein sehr komplexes Thema, und es gibt viele Faktoren, die dazu beitragen.
[Einschub K.F.: Wesentlicher Grund der Suche nach neuen verschmutzungsabweisenden Farben, die wir ja in der Kalkfarbe schon hatten: Kalkfarben sind auf den Kunstharzmörteln, mit denen Wärmedämmfassaden beschichtet sind, nicht geeignet.
Die sollgemäß "absaufenden" Wärmedämmfassaden sind feucht und binden zusätzlich zu deren elektrostatischen Schmutzfängerei Dreck in Mengen. Das ist der beste Nährboden für schwarze und grüne Pilze und Algen, die dumme Hausbesitzer erst mal als Verschmutzung registrieren. Natürlich kann das durch kapillarsperrende Farbsysteme, egal welcher Zusammensetzung, nicht verhindert werden! Und trotzdem tun die Farbhersteller so. Warum, ist klar: Je mehr WDVS und Kunstharzmörtel, desto mehr verkaufte Kunstharzfarben.
Und der hochgelobte "Prof. Erfinder" des sog. Lotuseffekts - im Urheberstreit mit ebensolchen Erfindern in der Ziegelindustrie - propagiert im Radio schon die zusätzliche Fassadenvergiftung mit toxischen Farbzugaben, da den Schimmelpilzen mit seinem Lotusrezept erwiesenermaßen nicht beizukommen ist.]
Eine dauerhaft saubere Fassade kann es nicht geben. [...] [Es] ist zu befürchten, daß die Werbekampagnen, die in diese Richtung zielen, nicht die hochgesteckten Erwartungen der Verbraucher erfüllen, weil sich nach einer Zeitspanne von zwei bis drei Jahren herausstellen wird, daß selbstverständlich auch - um beim Beispiel zu bleiben - Lotusan-Fassaden tendenziell verschmutzen, und zwar in den Abhängigkeiten von den Rahmenbedingungen. [...]
Der Maler sollte sich vor allem auf seine Berufserfahrung verlassen. Er sollte daran denken, daß er vielleicht in zwei, drei oder fünf Jahren vom Auftraggeber gefragt wird, warum seine Fassade trotz des teuren Produkts und der großen Werbeversprechungen doch eine Verschmutzung aufweist. Er befindet sich dann konkret in einem Gewährleistungsrisiko. Es ist ihm deshalb zu empfehlen, die Auftraggeber aufzuklären, daß er in bezug auf Verschmutzung keine Garantie übernehmen kann und daß das Phänomen Verschmutzung von so vielen Faktoren abhängt, von denen die Farbe nur einer ist. [...]
Ich bin der Meinung, daß Aussagen wie "nicht verschmutzend", "nicht veralgend" und "nicht verpilzend" nach dem heutigen Stand der Technik [K.F.: Gemeint WDVS-Betrug der etablierten Bauphysik?] in dieser Verallgemeinerung nicht zu verantwortend sind. Daß im übrigen so etwas nicht imageförderlich ist, liegt auf der Hand. [...]
Maler sollen Kunden sagen, daß es den Lotuseffekt im Pflanzenbereich gibt, aber nach dem Urteil der Fachleute nicht bei Fassadenfarben. [...] Vorläufig existieren nur Werbeaussagen und Gutachten, die aber in unserer Branche nur bedingt den Praxistest ersetzen können.
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