Für die Frage nach offener oder geschlitzter Rohrführung ist auch nach den Erfahrungen an den von mir geplanten Temperiersystemen seit den 80er Jahren (Auszug Projektliste s.u.) klar geworden, daß die im Einklang mit gestalterischen Wünschen geschlitzten Unterputz-Systeme auch etwas mehr Energie verbrauchen können.
Beispiele: Eggenbach Lkr. Lichtenfels, Fachwerkhaus Nr. 2/3 (Haustechnik mit
Hüllflächentemperierung 1990)
Burgkeller im Palas der Burg Burgthann (Burgthann (Roads to Ruins)<>Burgthann (Burgverein)),
Galerieflügel, Doppelkapelle-Vorraum und Remisenrestaurant von Schloß Neuenburg ob Freyburg/Unstrut (Die Neuenburg in Roads to Ruins (Foto von Ed Kane 2000: Konrad Fischer mit dem Nutzungsentwurf der Neuenburg)<>Neuenburg off. Seite<> Neuenburg (DBV)<>)
Kirche Obristfeld,
Die ehem. Synagoge in Odenbach, RLP,
- Temperierung mit konservatorischer Zielstellung 2001, die Kilianskirche
in Waldbach (konservatorische Temperierung und Kirchenheizung mit elektrischen und warmwasserführenden Heizsystemen, 2006-07), ca. 25
Wohnungs-, Mietshaus und Einfamilienwohnhaustemperierungen für Gebäude aus unterschiedlichen Epochen bis
heute in Bayern, Baden-Württemberg, Berlin, Brandenburg, Hamburg, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen,
Rheinland-Pfalz, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein und Thüringen.
Fürstbischöfliches Schloß Veitshöchheim
(Einbau einer im EG wasser-, im OG elektroversorgten Hüllflächentemperierung mit konservatorischer Zielstellung,
Planung und Ausführung 2001-04, Jahreswärmeverbrauch für
geregelte konservierende Temperierung im ersten Betriebshjahr ca. 10 kWh/cbm bzw. 50 kWh/qm im warmwasserversorgten, teils mit
wandschlitzgeführten Temperierleitungen im EG - der dafür
mittels den Meierschen Ueff-Werten
und weiteren absenkenden Korrekturfaktoren berechnete Wärmebedarf,
führte dabei zu einer wirtschaftlichen Bemessung der Heizzentrale.
Daß man für HOAI-gerechtes Planungshonorar sogar bei der
Planung technischer Ausrüstung HOAI-gerechte Planung bis ins
allerletzte substanzschonende Detail erhalten könnte, dürfen
Sie dem u.a. Abschlußbericht entnehmen.). Luftansicht Schloß Veitshöchheim - wikimapia.org, Schloß Veitshöchheim - Abschlußbericht der Schlösserverwaltung
Aus dem vorläufigen Abschlußbericht - Zusammenfassung (akt. Version 10/07):
Vortragsreader (aktualisiert) für: Technische Gebäudeausrüstung im Baudenkmal Tagung des Beirats für Denkmalerhaltung der Deutschen Burgenvereinigung e.V. Würzburg, Festung Marienberg, 31.01. - 01.02.2004 Studientag für Konservierung und Restaurierung Denkmalpflege und Denkmalnutzung Das Baudenkmal und seine Ausstattung im Spannungsfeld zwischen Konservierung und Nutzung Weiterbildungszentrum der FH Erfurt, 25.06.2004 Raumschale und Technik im Baudenkmal Jahrestagung des Facharbeitskreises Schlösser und Gärten in Deutschland Bayreuth, Neues Schloß, 02.-04.04.2006 (Link zur Kurzfassung der sonstigen Vorträge) Konrad Fischer
Stuckaturen von Antonio Bossi und die um 1810 eingerichteten Räume des Großherzogs Ferdinand von Toskana mit seltenen Papiertapeten prägen die hochwertige Raumausstattung.
Papiertapete im herzoglichen Abort, ...
Das museal genutzte Schloß ist im Winter für den Besucherverkehr geschlossen. Bauschäden vor der Restaurierung als Auslöser der HüllflächentemperierungDie witterungs- und nutzungsbedingten Feuchte- und Temperaturschwankungen beschädigten sowohl die massive Baukonstruktion als auch die hochwertige mobile und wandfeste Ausstattung. Die Klimamessungen im ungeheizten Bauwerk vor dem Projektstart belegten im März etwa 13 Grad höhere Außentemperaturen und damit eine erhebliche Kondensationsgefahr von feuchter Warmluft als lokaler Tauwasserniederschlag an den ausgekühlten Bauteilen und dem Inventar. Die stetigen instationären Klimawechsel, bei denen die Raumluft teils wärmer und feuchter als die Raumoberflächen ist, nach der Sommerperiode dann kälter und trockener, verursachen hygrothermische Wechselbeanspruchungen der Oberflächenschichten. Langfristig enstehen so Oberflächenrisse und Malschichtablösungen. Außerdem können dadurch in den Baumaterialien eingelagerte mobile bzw. leicht lösbare Salze ausblühen und den Malgrund und die Farbschichten dabei beschädigen. Deswegen veranlaßten das staatl. Hochbauamt Würzburg und die Bayerische Schlösserverwaltung den Einbau und Betrieb einer klimastabilisierenden Hüllflächentemperierung (Bauteiltemperierung) als konservatorische Gegenmaßnahme. Sie wurde im Zusammenhang mit der ohnehin anstehenden Restaurierung der Raumschalen und einigen nutzungsbedingten Umbauten von 2001 (Planungsstart) bis 2006 (Einweihung) verwirklicht.
Bei kalten Außentemperaturen kondensierte an den Einfachfenstern die überschüssige Raumluftfeuchte ab. Dies verminderte noch größere Durchfeuchtungsschäden in kritischen Klimasituationen. Die Sollkondensation an den Gläsern der "undichten" Einfachfenstern und deren ausreichende Fugendurchlässigkeit vermindern in der Heizperiode den Feuchtegehalt der Raumluft. Damit kann sie mit weniger Energie aufgeheizt werden. Wärmetechnisch bieten "normal" schließende Einfachfenster und der damit verbundene Luftaustausch vor allem bei strahlungsintensivem Heizbetrieb also keine Nachteile. Die Wärmestrahlung (Infrarot-Bereich: Wellenlänge > 2,7 µm) kann übrigens das Fensterglas ebenso wie das UV-Licht (< 0,3 µm) nicht durchdringen. Der maßgebliche Teil des Wärmetransports durch die Außenhülle ist von der Wärmestrahlung und nicht der Wärmeleitfähigkeit und dem U-Wert abhängig. Ein einfaches Beispiel mag das veranschaulichen: In einem Raum mit 20 m² und 2,50 m Höhe stehen in der Heizperiode die an der kalten Fassadenseite abkühlenden Energiemengen aus 50 m³ Heizluft mit 62,5 kg Gewicht einer IR-Wärmeabstrahlung der erwärmten Oberflächen von Innenwänden, Decke und Fußboden mit über 10 Tonnen speicherfähiger Baumasse gegenüber. Insofern ist das Verhalten der Fassadenbaustoffe gegenüber der Wärmestrahlung der entscheidende Faktor. Schwere Massivbauteile können der Durchstrahlung mit elektromagnetischen Wellen selbstverständlich wesentlich mehr Widerstand leisten, als leichte Materialien wie übliche "Dämmstoffe". Deswegen ist Mauerwerk, Holz oder eben Fensterglas jedem schütteren und leicht durchstrahlbaren Baustoff himmelweit überlegen. Außerdem filtert jede zusätzliche Fensterscheibe mehr kostenlose Energie aus dem Tageslicht und verringert damit den heizkostensparenden Energiegewinn des Bauwerksinneren durch eindringende Solarstrahlung. Fazit: Im Gegensatz zu den üblichen Annahmen sind die Einfachfenster trotz ihrer Undichtheit auch im Schloß Veitshöchheim echte Energiesparkonstruktionen. Sie wurden restauriert und im Bestand erhalten. Gleichwohl erhielten sie in den Museumsbereichen lichtfilternde Innenvorhänge aus konservatorischem Grund. Viele historischen Materialoberflächen sind ja lichtempfindlich: Pigmente bleichen aus, Textilien und Leder werden brüchig, organische Bindemittel korrodieren, Temperaturspannungen und wärmebedingt lokale Austrocknung beanspruchen alle Materialien. Die Lichtenergie ist im musealen Umfeld ein durchaus ernstzunehmender Schadensfaktor. Deswegen ist der Lichtschutz dem Energiesparen übergeordnet.
Neben den „normal“ zu beheizenden Gebäudebereichen wie Kastellanswohnung, Büro, Kasse und Besuchertoiletten waren die musealen Schau- und Nebenbereiche lediglich nach konservatorischen Gesichtspunkten zu temperieren. Die bisher gegebene Belastung des Bestands durch Kondensataufnahme und Temperaturwechsel sollte vermindert werden. Damit kam eine Klimatisierung im museumsüblichen Umfang mit aufwendiger Luftbehandlung und Anlagentechnik nicht in Frage. Sie hätte zwar definierte Luftzustände erreichen können, jedoch - und das zeigen die vielen Schäden durch Heizung und Klimatisierung - die damit verbundenen extremen Temperatur- und Feuchteschwankungen im Nahbereich der Bausubstanz und des Inventars nur ungenügend behindern können. Deswegen wurde ein langsam gleitendes und begrenztes Nachführen der Raumluftfeuchte und -temperatur an die äußeren Witterungsverhältnisse angestrebt. Die raumseitigen Oberflächen der Bauteile und des Inventars werden dadurch weniger belastet, ihr damit einhergehender Alterungsprozeß wesentlich verlangsamt. Mit einer stetig betriebenen Hüllflächentemperierung läßt sich diese substanzschonende Zielstellung erreichen. In den musealen Räumen hält die speicherprogrammierbare Steuerung der Temperieranlage die Innentemperatur auf mindestens 6 K (Kelvin) über der Außenlufttemperatur. Nach oben wird die Raumtemperatur auf maximal 20 °C begrenzt, nach unten auf mindestens 6 °C. Schon dieser "Sparbetrieb" mit Einschaltung ab 5 Kelvin Differenz der Raumtemperatur zur Außentemperatur und Abschaltung bei 7 Kelvin Differenz kann die zerstörerischen Feuchte- und Temperaturwechsel im wertvollen Bau- und Ausstattungsbestand entscheidend verringern. Die Raumklimasituation des Bauwerks folgt damit im Jahresablauf dem Außenklima gleitend und stark gedämpft. Ohne die vorher festzustellenden Extrema und bei wesentlich höherer Klimakonstanz im Rahmen der konservatorisch zuträglichen Grenzwerte sind die Bedingungen für alle empfindlichen Exponate, Ausstattungsstücke und der Bausubstanz selbst wesentlich verbessert. Und das alles ohne die konservatorische Probleme einer substanzzerstörend und teuer einzubauenden sowie zu betreibenden Klimaanlage wie etwa Staubumwälzung, Ionisation von Staubteilchen, Staubfahnen an Bauteilen, Bildung von Wasserdampfclustern, Kapillarkondensation an kalten Bauteilen, Kurzzeitregelschwankungen und weitere.
Diesem Zusammenhang an der Materialoberfläche selbst - dem eigentlichen Schutzobjekt im konservatorischen Sinn! - widmet die Hüllflächentemperierung im Unterschied zu üblichen Strategien der luftgestützten "Raumklimatisierung" höchsten Vorrang: Die Wärmestrahlung als elektromagnetische Welle im Infrarot-Bereich durchdringt in Lichtgeschwindigkeit die Raumluft, ohne sie zu erwärmen. Nur die bestrahlten "Körper" werden warm. Analog sind Lichtstrahlen in der Luft unsichtbar. Sie "erleuchten“ reflexive und erwärmen absorptionsfähige Materialoberflächen. Damit ist ein wärmebestrahlter Körper systematisch wärmer, als die von ihm erst indirekt erwärmten Luftmoleküle im Kontaktbereich. Folglich bleibt die Raumluft in einem strahlungserwärmten Raum systematisch kühler als dessen Raumhülle und Inventar. Damit sinkt auch der Luftdruckunterschied zur Außenluft, ebenso der Lüftungswärmeverlust und der davon abhängige Heizenergieverbrauch. Klimaanlagen und sonstige Luftheizsysteme erreichen - verstärkt mit der üblichen Nachtabsenkung des Heizbetriebs - genau das Gegenteil: Bei ihnen ist die Luft immer wärmer, als die erst über Warmluftkontakt erwärmte Raumhülle und das Inventar. Die Feuchte aus der Luft kann aber nur an kälteren, nicht an wärmeren Körpern kondensieren. Insofern sind alle gebläseabhängigen Luftheizsysteme und die ebenfalls über erhitzte Luft arbeitenden Konvektionsheizungen (Konvektorheizung, Fußbodenleisten mit Kleinkonvektoren, Unterflur-Radiatoren, ...) nicht nur dreckige Staubschleudern, sondern auch schimmelpilzfördernde Befeuchter mit sinnlos verschwenderischem Energieverbrauch. Die gleichmäßig wärmestrahlende Hüllflächentemperierung bietet für Museen, historisch wertvoll ausgestattete Räume sowie feuchteempfindliche Baukonstruktionen und Inventare deswegen unschlagbare Vorteile. Doch auch wirtschaftlich gesehen sind Temperieranlagen wegen ihres geringeren Technikaufwands und der sparsamen Betriebsweise wesentlich günstiger als "normale" Heizungen und Klimaanlagen. Selbstverständlich gelten diese Vorteile bei der Heiztechnik, den Anlagen- und den Betriebskosten auch für alle "normalen" Gewerbe- und Wohngebäude. Die Energiesparfrage und die Bemessung der Temperieranlage Oft wird versucht, mit U-Wert-optimierten Dämmstoffen den Energieverbrauch auch an massiven Altbauten zu senken. Meistens sind derartige Energiesparmaßnahmen unter dem Titel „energieeffiziente Sanierung“ mit einer tatsächlich energiesparenden Heizungsmodernisierung, vielleicht auch einer hermetischen Gebäudeabdichtung vergesellschaftet. Deswegen fällt in der Praxis kaum auf, daß der Einbau von Dämmstoffen selbst gar keine Energieersparnis mit sich bringt. Auch der üblicherweise intermittierende Heizbetrieb mit Nachtabsenkung kann leider keinerlei Energie sparen: die nächtlich verlorene Wärme muß ja jeden Morgen wieder höchst aufwendig und mit hohem Konvektionsanteil und Lüftungswärmeverlust nachgeliefert werden. Dabei sind Abkühl- und Aufheizvorgänge im Quadrat ansteigende Potenzfunktionen - im Gegensatz zum stetigen Heizbetrieb. Obwohl zumindest jeder Autofahrer weiß, wie im Gegensatz zu einer gleichmäßigen Fahrgeschwindigkeit die hektische Stop-and-Go-Fahrweise Sprit frißt und Bremsbeläge, Kupplung usw. verschleißt, ist das beim Heizungsbetrieb offenbar vollständig unbekannt. Die nachfolgenden Beispiele belegen unsere alternative Herangehensweise bei der technischen Bemessung der Temperieranlage (Anlagenauslegung) durch in der Praxis gewonnene Forschungsergebnisse:
Nicht nur bei der Betriebsweise, auch bei der rechnerischen Bemessung der Temperieranlage weicht unsere Vorgehensweise in wesentlichen
Punkten vom Normverfahren ab. Einmal erfolgte unsere Wärmebedarfsberechnung nach der lokalen Jahrestemperaturkurve
(im Unterschied zu den für ganz Deutschland ohne Berücksichtigung klimatischer Unterschiede "gültigen"
Gradtagszahlen der DIN 4108). Zum anderen setzten wir für die Wärmedurchgangskoeffizienten nicht die genormten U-Werte an.
Sie bevorzugen im Gegensatz zu den energetischen Realitäten – siehe obige Beispiele - die speicherlosen und deswegen gar
nicht dämmfähigen Leichtbaustoffe. Für das
tatsächliche Verhalten massiver Bauwerke im energetischen Sinn liefern solche U-Werte keine Anhaltspunkte.
Die Ausgangswerte der Wärmedurchgangskoeffizienten für die historischen Konstruktionsaufbauten entnahmen wir der Technischen Norm Gütevorschriften und Lieferbedingungen TGL 35424/02, da die neubauorientierte DIN 4108 dafür keine Werte liefert. Die alternative Berechnung verbessert den U-Wert einer Wand auf der Nordseite von 1,14 auf einen Ueff-Wert von 0,54, auf Ost- und Westseite von 1,14 auf 0,20 und auf der Südseite von 1,14 auf - (minus!) 0,12 W/m²K. Dank dieser „Strahlungsphysik“ - im bewußten Widerspruch zur industrieseitig übermäßig gesteuerten „Bauphysik“ – konnten wir die Wärmeerzeugung und –verteilung der Temperieranlage wesentlich kleiner und kostengünstiger auslegen. Dabei reizten wir die sich aus der Strahlungsphysik nach Kirchhoff, Boltzmann und Planck sowie die aus der Praxis abzuleitenden Reduzierungsmöglichkeiten nicht mutwillig aus, um noch ausreichend Sicherheitsreserven zu behalten. Bei dem Ansatz der U-Werte für die Einfachfenster hielten wir uns noch an die DIN-U-Werte, deren erhöhter Solareintrag wurde nicht angesetzt. Auch beim Ansatz des Lüftungswärmebedarfs reduzierten wir nur etwas in Richtung Realität. Diese Sicherheitsfaktoren ließen es dann in einigen Räumen auch zu, die sich rechnerisch ergebenden geringen Unterschreitungen des Wärmeangebots hinzunehmen. Auf kostenintensive und gestalterisch teils störende Heizflächenergänzung konnte so verzichtet werden. Die Wärmeerzeugung und -verteilungDer gegebene Wärmebedarf konnte durch ein kleines Blockheizkraftwerk (12,5 kW) mit Pufferspeicher im Gewölbekeller gedeckt werden. Spitzenlasten versorgt zusätzlich der schon im Bestand für die Kastellanswohnung vorhandene Gas-Brennwertkessel (24 kW).
Die Warmwassererzeugung versorgt die in untergeordneten Räumen offen, im Besucherbereich und höherwertig gestalteten
Räumen eingeputzt, im Kassenbereich im Fußboden verlegte Sockelrohr-Kreisläufe im EG sowie die
Deckenkreisläufe und die Kastellanswohnung. Für Räume mit erhöhten Temperaturanforderungen
(Büro, Kasse, Toilettenanlagen) sind zusätzliche Flachheizkörper Typ 10 als Strahlplatten an den
Temperierleitungen angedockt. Die Kastellanswohnung behielt ihre schon vorhandenen Konvektoren.
Die Außenflächen der Prunkräume im OG werden zur Sicherheit gegen Wasserhavarie nur elektrisch mit hinter der Fußbodenleiste und auf dem Deckenstuckgesims schonend verlegten Heizkabeln geringer Leistungsabgabe (20 W/m) erwärmt.
Dazu kommen im besucherfreien Winter mobile Marmorplattenstrahler verschiedener Größe mit einer bedarfsgesteuerten Leistungsabgabe von 400 - 1500 W. Sie werden in Raummitte angeordnet und bestrahlen von dort die Raumschale. Es gibt sie in verschiedenen Bauarten (rückseitig gefräste und eingemörtelte Heizkabelführung, aufgeklebte Heizplatinen, trocken montierte Heizplatten und Heizmatten, Karbonfaserbeschichtung, Heizgläser mit leitender Metalloxidbeschichtung, ...) unterschiedlicher Qualität, Wartungsfreundlichkeit und Dauerstabilität. Das mobile Fahrgestell in unterschiedlichen Ausführungen und Berücksichtigung der optimalen Lastverteilung auf den empfindlichen Parkettböden wurde von einem Metallbaubetrieb nach unserer Planzeichnung extra in Sonderbauweise angefertigt und gehörte damals nicht zum Lieferprogramm der Marmorplattenhersteller. Da die Marmorplatten nur im besucherfreien Zeitraum im Betrieb sind, haben wir dabei auf kostentreibenden Design-Schnickschnack bewußt verzichtet.
Die Steuerung der Temperieranlage Die Steuerung der Heiztechnik und das Monitoring der Raumklimawerte wurde verhältnismäßig aufwendig vorgesehen, da der Pilotcharakter des Projekts dies bauherrnseits erforderte. Zur Kontrolle des Energieverbrauchs der Heizungskomponenten dienen Wärmemengen- und Stromzähler, die den Verbrauch jedes Kreislaufs einzeln auswerten.
Der durchschnittliche Jahres-Heizenergieverbrauch aller temperierten Flächen nach drei Betriebsjahren liegt bei 44,5 kW/qm und 9,1 kW/cbm (Heizöläqivalente: 4,45 Liter/qm und 0,91 Liter/cbm. Die lage- und bauartbedingt unterschiedlich verwertbare Solareinstrahlung, der Anteil an Unterputzrohrleitungen und die Einbeziehung der etwas wärmeren Besuchertoiletten führen in den Geschossen zu etwas unterschiedlichen Verbrauchsmengen. Jahresverbrauch:
Das tatsächliche Temperaturniveau lag ausweislich des Temperaturmonitorings selbst bei niedrigsten Außentemperaturen bei ca. 7 bis 10 °C. Dies belegt das ideale Zusammenspiel von Massivbaukonstruktion und Temperiertechnik. Der zusätzliche Gas-Brennwertkessel für Lastspitzen mußte zum Verbrauch nur knapp 4 Prozent beisteuern. Damit zeigt das Beispiel Veitshöchheim, daß die Beheizung im Sinne der Hüllflächentemperierung durchaus auch zu einer Energieeinsparung in Burgen, Schlössern und anderen historischen Großbauten genutzt werden kann. In vielen Baudenkmälern sind ja die üblichen - technisch nachteiligen und wirtschaftlich zweifelhaften - Energiesparmaßnahmen wie der Einbau von Wärmedämmung an der Fassade oder Innenwand sowie der Austausch der historischen Fenster gegen Isolierfenster schon aus denkmalpflegerischen Gründen ausgeschlossen. Damit bleiben energiesparende Maßnahmen auf das Heizungssystem beschränkt - und können dort auch besonders erfolgreich sein. Der Planungsaufwand Im hochwertigen Baubestand ist das rechtzeitige Erkennen der Einbau- und Trassenkonflikte sowie eine darauf aufbauende Detailplanung und Leistungsbeschreibung besonders wichtig. Dazu braucht es neben einer zutreffenden Bestandsaufnahme entsprechende Sorgfalt bei der Planung. Nicht immer wird hier abgeliefert, was die bestandsgerechten Regelungen und Extras der Leistungen gemäß HOAI (Honorarordnung für Architekten und Ingenieure) vorsehen. Wobei die nicht unübliche Unterhonorierung dann Mißerfolge auf dem Schlachtfeld Altbausanierung geradezu vorprogrammiert. Unsere Erfahrung in der Baudenkmalpflege und ein fairer Planungsvertrag haben die ingenieurtechnischen Anforderungen auch bei diesem Projekt wesentlich "zum Guten" beeinflußt. Nur ein "verschärfter" Aufwand kann ja ungewollte Substanzverluste, Kostenexplosionen und Terminkatastrophen vermeiden helfen. 1
Insgesamt belegt die Hüllflächentemperierung im Schloß Veitshöchheim die positive Wirkung der Wärmestrahlungs-Temperiertechnik im speicherfähigen Massivbau aus konservatorischer und energetischer Sicht. Bei im Vergleich zu High-Tech-Klimaanlagen mit allen Luftbehandlungs-Raffinessements doch wesentlich geringeren Investitions- und Betriebskosten sowie trotz einiger Unterputz- und Unterbodentrassierungen deutlich erhöhten Substanzschonung. Weitere Einsparungsmöglichkeiten liegen in dem pilotcharakterbedingten erhöhten Aufwand für die Heizanlage und Steuerung sowie einem Verzicht auf verdeckte Leitungsführung, der wohl auch die Betriebskosten noch weiter vermindern könnte. Die Baukosten (Stand 2005): Heizanlage Warmwasser mit Blockheizkraftwerk: 70.000 EUR, Elektrotemperierung: 35.000 EUR, Steuerung: 50.000 EUR. Dank Ich danke der Bayerischen Schlösserverwaltung und dem Staatlichen Hochbauamt Würzburg für das erwiesene Vertrauen in unsere von (fast) allen Normen abweichende Planung und die faire Vertragsgestaltung, sowie meinem Mitarbeiter Dipl.-Ing. Peter Göhring für sein Engagement bei der Entwicklung und Durchführung substanzschonender Haustechnik. Hochstadt am Main, 2.8.2006 / akt. 17.04.2008 Aus dem Restaurierungsbericht der Bayer. Schlösserverwaltung, BD Peter Seibert: "... Das Schloss war bisher nicht beheizt. Dadurch trat in den Wintermonaten im Bereich der Fenster, Fensterlaibungen und Außenwände an den Innenseiten Kondensationsfeuchte auf, die zu Schäden an den Fensterbrüstungen und den Papiertapeten führte. Durch eine ausgeklügelte Temperierung im Winterhalbjahr wird das nun zuverlässig verhindert. Unter dem nicht mehr originalen Natursteinboden des Vestibüls wurde eine Fußbodenheizung verlegt. In den übrigen Räumen des Erdgeschosses wurden im Sockelbereich und Gesimsbereich unter Putz verlegte Warmwasser-Heizleitungen installiert. Im Obergeschoss werden die Außenwandflächen mittels elektrischer Heizdrähte auf den Gesimsen und durch mobile Marmorplatten-Elektroheizkörper erwärmt. Elektrischer Strom und Heizwärme werden durch ein kleines gasbetriebenes Blockheizkraftwerk im Keller erzeugt. Mittels Kraft-Wärme Kopplung wird hierbei ein sehr hoher Wirkungsgrad in der Energieausnutzung von 85 Prozent erreicht! ..." |
U.a. auch dazu eine Forumsdiskussion im Haustechnikdialog
Paßt auch dazu: PDF-Fachartikel: "Analysing indoor Climate in Building Heritage in Slovenia" von Marjana Šijanec Zavrl, ZRMK, Technological Building and Civil Enginering Institute, Ljubljana, Slovenia. Es wird berichtet, wie andernorts die gigantischen Kondensationseffekte an historischen Schloß- und Kirchen-Innenwänden als Folge von Sommerluft und Konzertnutzung meßtechnisch erfaßt und belegt werden. Ebenso gibt es meßtechnische Nachweise zum konservatorischen Effekt (ohne Energieverbrauchsbetrachtung - warum wohl?) von danach installierter Wandtemperierung, wenn auch leider wieder mal unter Putz und Inkaufnahme der Substanz- und Wirkungsverluste. Ein durchaus lesenswerter Fachartikel, for all, which yet a little bit Schoolenglish understanden can ;-)
Scheune und Pferdestall im Hennebergischen Museum Kloster Veßra, Temperierung mit konservatorischer Zielstellung,
Gustav-Adolf-Museum im Geleitshaus Weißenfels Temperierung Museum, Gaststätte, Wohnung, Seminarbereich,
Zeyern, Anwesen Kaiser, ein verschiefertes Wohnhaus
in Blockbau- und Fachwerkkonstruktion, Temperierung für Wohnzwecke, u.a. Neubauten)