Zur Schimmelpest: Energie Journal des stern 46/2000
In ÖKO-TEST 2001 erklingt nun das letzte Halali zur Hatz auf Vermieter, die von der modernen Bauphysik mit unwirtschaftlicher Wärmedämmung, lebensgefährlicher Blower-Door-Dichtung und hermetisch luftdichten Wärmeschutzfenstern bzw. davon verführten Planer und Handwerker ausgeschmiert und gewissenlso reingelegt wurden:
"GEFÄHRLICHE SCHIMMELPILZE
Jede dritte deutsche Wohnung unbewohnbar
Ein Drittel aller deutschen Wohnungen soll so stark mit Schimmelpilzen und Wohngiften belastet sein, dass sie eigentlich nicht mehr bewohnbar sind. Zu diesem Ergebnis kommt der norddeutsche Umweltexperte Klaus-Peter Böge.
... [Nach seiner Auswertung von mehr als 10000 Messungen in ganz Deutschland] kommt es besonders in Energiesparhäusern und nicht genügend ausgetrockneten Neubauten, aber auch in ... sanierten Altbauten zu Problemen mit Feuchtigkeit und Schimmel. Dafür sind einerseits verbesserte Wärmedämmung und andererseits falsches Lüften verantwortlich.
Dr. Rudolf Kirchner vom Gesundheitsamt Eberswalde bestätigte die alarmierenden Befunde. Er rät Mietern, sich beim Einzug die Schimmelfreiheit vom Vermieter schriftlich bestätigen zu lassen. Ist Schimmel zu sehen oder zu riechen, sollte sofort das Gesundheitsamt benachrichtigt werden.
Bei starkem Befall, Feuchtigkeit und Geruch kann der Mieter übrigens eine Mietminderung von bis zu 80 Prozent verlangen. Wird nachgewiesen, dass es zu Gesundheitsschäden kommt, ist eine fristlose Kündigung nach § 544 BGB möglich. Dazu sollte man sich ... beim ... Rechtsanwalt Rat holen. (elf)"
© Götz-Wiedenroth-Karikatur: Klima-Kamikaze (durch Energiepass-Weltklasse):
"Ich habe mich zur CO2-Einsparung für Maximaldämmung entschieden - Für die Schimmelpilze in dieser Wohnung hat sich das Klima schon total verbessert!"
Was nicht zu empfehlen ist: Der "typische" (?) Schimmel-Sachverständige, der dann für seine Empfehlung zur Stoßlüftung plus Zusatz-Dämmung 50 Seiten Textbausteine für 6.000 DM abliefert (und "seinem" Richter dafür 1.000 DM übereignet). Inzwischen hat aber die Plastikfensterindustrie reagiert und bietet "Fugenlüftungssystem" mit "Lüftungsfräsungen mit Mitteldichtung", "Kammlüftung", "Lüfterkanal mit Anschlagdichtung und Mitteldichtung", "Teildurchlässige innere Anschlagdichtung" und "Dichtungsausnahme". Der Gipfel: Klimaautomaten mit beweglicher Lamelle, austauschbarem Pollenfilter und Staubfilter als Aufsatzsystem, das bei entsprechendem Winddruck von außen automatisch dichter schließt, sonst aber ausreichend offen steht. Wie einfach schafften das die alten Baumeister: Ihnen genügten die nach außen öffnenden Fensterflügel, teils nur mit einem beweglichen Flügel im Winterfenster. Jedoch: Warum einfach, wenn's auch kompliziert gelingt? Wofür gibt es denn die F+E-Abteilungen in der Fensterindustrie? Erst die Buden mit übermäßig dichten Gummilippen-Fenstern hermetisch versiegeln bis der Bewohner im eigenen Mief erstickt und dann als Retter aus dem selbstfabrizierten Anschlag auf die Wohngesundheit auftreten wie Ziethen aus dem Busch mit undichten "Spezialdichtungssystemen". Hauptsache, es kostet und fördert den Umsatz.
Aus einer Anzeige in Novalis 2/1999 für ein Luft- und Raumreinigungsgerät:
"Gift in den eigenen vier Wänden
Hausstaub häufig belasteter
als die Luft an Straßenkreuzungen
Etwa 20.000 mal pro Tag atmet der Mensch Luft ein und wieder aus. Nur wenige Bundesbürger - lediglich vier Prozent - glauben, daß die Luftqualität in ihrer Wohnung schlecht sei. In der Heizperiode sind es immerhin neun Prozent. Für manchen mitunter ein folgenschwerer Irrtum. Neue Forschungsergebnisse belegen nämlich: nicht nur unsere Umwelt, auch die Raumluft in unseren Wohnungen ist häufig erheblich mit Schadstoffen belastet. Allergien, Atembeschwerden, Augenbrennen, Kopfschmerzen und unerklärliche ständige Müdigkeit können die Folge sein. Kein Wunder, sind doch die Ergebnisse einer aktuellen Untersuchung des Bundesgesundheitsamtes in Berlin alarmierend.
Die Wissenschaftler untersuchten 3.000 Wohnungen. 24 Kubikmeter Staub wurden auf Schadstoffe geprüft. Mehr als 20.000 Daten über den Zustand bundesdeutscher Wohnräume und ihrer Raumluft zwischen Flensburg und Garmisch wurden zusammengetragen. Resümee der Forscher des Bundesgesundheitsamts: "In den meisten Wohnungen ist die Luft oft bis zu fünfzigmal giftiger als an vielbefahrenen Straßenkreuzungen der Großstädte."
Zu den Schadstoffquellen in den eigenen vier Wänden gehören beispielsweise Hausstaub, Lackierungen, formaldehydbelastete Möbel, Reinigungsmittel, Sprays und Kosmetika. Gerade im Hausstaub finden sich häufig zahlreiche Chemikalien, menschliche Hautpartikel, Milbenkot und Schimmelpilze - eine ganz besonders schädliche Mischung. [...]
Was die Luft unserer Wohnräume belastet, sind vor allem Schmutz, der von außen in die Innenräume gelangt, Insekten und ihre sterblichen Überreste, Haustiere, aber auch erkrankte Hausbesucher. Nicht zu vergessen sind außerdem menschliche Hautpartikel. Mit mehr als 50 Millionen Teilchen pro Tag und Mensch stellen sie den Hauptbelastungsfaktor dar.
Gerade Milben und ihre Symbionten, die Schimmelpilze, fühlen sich in diesem Milieu besonders wohl. Ihr Kot kann die Schleimhäute angreifen und Asthma, Bronchialerkrankungen und allergische Reaktionen hervorrufen. [...]
Gerade die perfekte Wärmeisolierung unserer Häuser - aus Kosten- und Umweltschutzgründen notwendig - hat zusätzlich zu einem verminderten Luftaustausch geführt und so die Vermehrung von Milben und Schimmelpilzen gefördert."
Was wir lernen: Die Verseuchung unserer Industriebaustoffe mit Chemikalien,
die übertriebene Abdichtung unserer Fenster, die sinnlos dichte Wärmeisolierung
unserer Gebäudehüllen bei Vernachlässigung derer Speicherqualitäten
fördern das Sanierungs- und Staubsaugergeschäft. Von dessen Nutznießern
ist folglich nur Symptombekämpfung bei weiterer Förderung der Schadensursachen - "aus Kosten- und
Umweltschutzgründen" - zu erwarten. Und bei medizinischer Betrachtung dieser ungeheuerlichen Schadstoffbelastung,
die uns die Bauchemie und ihre "Sanierindustrie" (=Heilindustrie!) in unseren Wohnung gönnt, stößt man unweigerlich auf die Folgen für unsere
Gesundheit: Nicht nur allerlei Demenzerkrankungen von Alzheimer bis Knochenerweichung, auch eine Unmenge sonstiger
Krankheiten nervlicher und organischer Natur sind auf die zunehmende Anreicherung unserer Fettzellen und vor allem auch der Gehirnmasse
durch kaum abzubauende Wohngifte zurückzuführen. Schön, daß an der hilflosen Behandlung der damit verbundenen
Krankheitssymptome wiederum die Chemie - diesmal Abteilung Pharmakologie - profitiert. Wie immer bestens unterstützt von einer
Phalanx von Profiteuren des "Gesundheitssystems". Wer das wohl im Einzelnen sein kann, dürfen Sie dreimal raten.
Und daß man aus diesen Kreisen die sinnvollen Heilmethoden z.B. mit geeigneten Vitaminpräparaten - in
zigtausenden Studien untersucht und erwiesen aber nicht in zugelassenen Medikamenten umgesetzt - unterdrückt, ist vielleicht auch
mehr als nur ein Gerücht in Insiderkreisen. Von allerlei Bauschwachverständigen bekommen Sie ja für Ihr schönes Geld auch empfohlen,
was ganz sicher am wenigsten Ihnen, aber am meisten der Industrie nützt, oder?
ibau-Planungsinformationen 28.5.1999:
"Wärmedämmung oder frische Luft?
Lüften - aber richtig
[Bundesverband Flachglas, Troisdorf] ... " Wärmedämmung - schön und gut. Aber seit es diese modernen Isolierfenster gibt, haben wir auch Schimmel an den Wänden!" Ein Einwand, der ebenso hartnäckig ist wie leicht zu entkräften.
Es ist ganz natürlich, daß in bewohnten Räumen Luftfeuchtigkeit entsteht. Während diese Feuchtigkeit aber bei Altbauten durch die Fugen und Ritzen der alten Holzfenster entweichen kann, ist dieser Weg bei den dicht schließenden Fensterprofilen unserer Zeit versperrt. So kann sich die Luftfeuchtigkeit an den meist ebenfalls gut isolierten Wänden absetzen. Mögliche Folge: Schimmelbildung. Der Weg zurück ist sicherlich keine Lösung - zumal die Schadensvermeidung denkbar einfach ist. Was in früherer Zeit von allein lief, muß heute gesteuert werden: die Lüftung nämlich.
Dabei aber schütten viele das Kind mit dem Bade aus und stellen die Fenster dauerhaft auf Kippstellung. Und übersehen dabei, daß mit der Luftfeuchtigkeit auch die Wärme entweicht, womit der Umweltvorteil des Wärmeschutzglases aufgehoben ist. Die Lösung des Dilemmas: mit Verstand lüften.
Täglich eine Viertelstunde und danach mehrmals wenige Minuten Frischluftzufuhr durch das weit geöffnete Fenster reicht bei Wohnräumen meist aus, um ein gesundes Raumklima ohne feuchte Wände herzustellen. Dabei sollte die Heizung ausgeschaltet sein. Dreiundzwanzig Stunden und 45 Minuten kann dann das Wärmeschutzglas seine Wirkung entfalten: wohlige Wärme bei niedrigen Hauskosten. In Feuchträumen wie Badezimmern sollte natürlich zusätzlich immer dann gründlich gelüftet werden, wenn erhöhte Luftfeuchte entstand."
Obermain Tagblatt 22.10.1999
"Es wird zu wenig gelüftet
Experten: Allergiegefahr in Innenräumen wächst
MÜNCHEN
Jeder zweite Allergiker in Deutschland weiß nichts von seiner Erkrankung.
Die Patienten wüssten nicht, dass ihre Krankheitssymptome allergisch bedingt seien, sagte der Mediziner Josef Wenning (Villingen) am Donnerstag auf der 21. Tagung der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie in München. Weitere 25 Prozent der Allergiker wüssten zwar von ihrer Überempfindlichkeit auf allergieauslösende Stoffe, suchten aber keinen Arzt auf.
Prof. Heidrun Behrendt (TU München) berichtete vor rund 700 Medizinern, Wissenschaftlern und Allergieexperten von einer deutlich erhöhten Konzentration Allergie auslösender Stoffe (Allergene) in Innenräumen. Durch die besonders wärmegedämmten Räume liege die Luft-Wechsel-Rate bei einem Wert von 0,3. Notwendig wäre die Frequenz von eins, das bedeute eine Lüftung der Räume je Stunde."
"Sachverständige" - auch in den DIN-Ausschüssen - und Werbeaussagen der Industrie fordern die geplagten Bewohner solcher Schimmelpilzbrutanstalten also zur "Stoßlüftung" auf, weisen ihnen Schadensquoten mangels Lüftung zu, wo doch Prof. Dr.-Ing. Roloff, Institut für Bauklimatik, TU Dresden, nach langjähriger Forschung an wirklichen Gebäuden [nicht im Labor!] eindeutig festgestellt hat (Roloff, Graupner: Bauklimatische Probleme, Zusammenhänge und Schlußfolgerungen beim Umgang mit dem Bauteil "Fenster", in: Das Fenster im Profanbau in Sachsen, Schriftenreihe für Baukultur, Architektur und Denkmalpflege; Baukonstruktive Blätter 1, Hrsg. Sächsisches Staatsministerium des Innern, Dresden 1996:
Die Folgen dieser Fensterentwicklung sind seit ca. 10 bis 15 Jahren bekannt: Nach Einbau dieser gedichteten Fenster sind zahlreiche Fälle von Kondensationsschäden einschließlich Schimmelpilzbildung aufgetreten, obwohl sich nach dem Fenstereinbau die Nutzungsbedingungen der Räume und Gebäude nicht geändert haben. [...]
Inzwischen setzt sich erfreulicherweise zunehmend die Erkenntnis durch, daß die ursprüngliche Fensterlüftung mit ihrer Zweiteilung in ständige [Fugen-] und zeitweise [Stoß-] Lüftung vom Prinzip her richtig war. Eine [Stoß-] Lüftung, die völlig vom [...] Nutzer abhängt, kann nicht mit der auch für das Bauwerk erforderlichen Zuverlässigkeit funktionieren, Analysen von Schadensfällen bestätigen das eindeutig.
Bei Fensterlüftung ist eine vom Nutzer weitestgehend unabhängige ständige Lüftung als Grundlüftung zu realisieren, die durch eine mehrmalige Stoßlüftung durch Fensteröffnung zu ergänzen ist. [... Für den Planer gilt,] daß er sich bei einem Schaden am Gebäude oder seiner Ausstattung nicht darauf berufen kann, lediglich eine Forderung der WSVO erfüllt zu haben."
Aus den Meßreihen Prof. Roloffs ergab sich übrigens, daß auch nach umfangreicher Stoßlüftung sehr bald der ursprünglich zu hohe Feuchtegehalt der Raumluft wieder erreicht war. Die "Auffüllung" des Feuchtegehalts erfolgte aus der "abgesoffenen" Wandkonstruktion, die durch Stoßlüftung eben nur oberflächlich abgetrocknet war, da sich das Porenwasser mit seiner Dipolbauweise an den gegenteilig geladenen Porenwandungen "magnetisch" festkrallt und auch dank dispersiv vernetzter Kunststofffarben nicht mehr kapillar abtrocknet. Dies kann sogar jeder Sachverständige in verschimmelten Räumen in einer halben Stunde selbst feststellen. Einfach Messen, Lüften, Warten, Messen. Für Schimmel genügen übrigens ca. 55% Luftfeuchte aufwärts. Außerdem ist zu berücksichtigen, daß sich der Fensterleibungsbereich bei Stoß-, bzw. Kipplüftung erheblich abkühlt, wodurch vermehrte Kondensataufnahme erzwungen wird. Dem Buch "Bauphysik nach Maß", Beton-Verlag 1995, sind folgende Werte des Wassertransports aus Wohnräumen zu entnehmen:
Situation: | Aw = 38,6 m2 (77,2%) | |
AF = 11,4 m2 (22,8%) | ||
Geschlossene Bebauung | ||
Klima: | Außen 0oC/65% r.F. Innen 22oC/40% r.F. | |
Wenig Wind | ||
Ergebnis: | Wassertransport durch Mauerwerk | 7,4 g/h |
Fensterfugen | ||
ohne | 59,0 g/h | |
mit Dichtung | 3,9 g/h | |
Fensterlüftung | ||
Kippstellung | 140 g/h | |
ganz geöffnet | 4540 g/h |
Weiter: Energiesparen und Wärmeschutz am Altbau Kap. 16Wobei, wie oben angemerkt, die hervorragende Entfeuchtung durch das ganz geöffnete Fenster bei Stoßlüftung nur auf die Raumluftfeuchte wirkt und die schon in den Bauteilenporen gespeicherte Nässe kaum beeinflussen kann. Das sieht sogar Dr.-Ing. H. Künzel vom Fraunhofer-Institut für Bauphysik so und schreibt in: Sollen Hausaußenwände atmungsfähig sein? in: Physik unserer Zeit, 21 (1990) Heft 6:
"Man muß bedenken, daß durch einmaliges, kurzes Lüften [sog. Stoßlüften] zwar die Feuchtigkeit aus der Luft, nicht aber die in Oberflächenschichten absorbierte Feuchte abgeführt werden kann. Dies war nur bei den früher verwendeten undichten [d.h. mit technisch perfektem Fugendurchlaß bestens "funktionierenden, sehr preisgünstig konstruierten] Fenstern möglich, die einen ständigen Luft- und Feuchteaustausch mit der Außenluft zuließen." Anm. in [...] KF. Und allein durch den Einsatz eines Thermo-Hygrometers mit integriertem Datenlogger könnte das tatsächlich gegebene Heizverhalten und Lüftungsverhalten des Raumnutzers / Mieters auch im Hinblick aus seine Stoßlüftung zweifelsfrei nachgewiesen werden. Das könnte so einiges an Gerichtskosten und Sachverständigenhonoraren sparen.
Links zum Thema
"Schädliche Gumilippendichtung von Plastikfenstern führt zu Schimmelbildung - Rechtsfolgen undichter Fenster"
Schimmelförderung durch Dispersionsanstrich
Der Schimmel und die Wärmedämmung