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Rezension Thomas: "Denkmalpflege für Architekten"
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Rezension - Petzet/Mader: Praktische Denkmalpflege
Michael Petzet, Gert Mader
Praktische Denkmalpflege
Stuttgart, Berlin, Köln, 1995: Verlag W. Kohlhammer, 340 Seiten, zahlreiche,
teils farbige Fotos und Zeichnungen, Format DIN A4, gebunden
Rezension für ARX und BURGEN UND SCHLÖSSER
(aktualisiert 9.04.09)
Der staatliche Denkmalpfleger, Partner oder Gegner des Bauherrn und Architekten?
Wie sind seine Vorstellungen, was will er wirklich? Was in der Baupraxis
oft zu kurz kommt - die Einordnung der behördlichen Vorstellungen
in nachvollziehbare Argumentation - hier ist es: Der gewesene Generalkonservator
und der Chefbauforscher der bayerischen
Denkmalpflege, Prof. Dr. Michael Petzet und Dr. Ing. Gert Mader,
legen ein Gemeinschaftswerk vor, in dem das Handeln am Denkmal von der
Theorie (Geschichte, Begriffslehre, Grundsätze) bis in die Praxis
(Voruntersuchung, Planung und Konzeption, Durchführung) beleuchtet werden soll.
Dabei gelingt es dem Kunsthistoriker Petzet, die Geschichte der Denkmalpflege
zwischen patriotischer Sinnstiftung und Religionsersatz von den alten Römern
bis heute in einer gut lesbaren Überschau zu entfalten. Besondere
Aufmerksamkeit verdient dabei seine Enttarnung des "Mehrklassensystems"
(Klassifizierung, S. 36 ff.), das durch Kategorienbildung die Denkmäler
außerhalb der Kirchen, Burgen und Schlösser nicht nur entwertet, sondern direkt gefährdet.
Aus dem "Primat der geschichtlichen Bedeutung" (S. 35 ff.) entwickelt
sich folgerichtig der Bedarf nach "wissenschaftlicher Forschung".
Dabei hinterfragt Petzet das "einen tiefen historischen Einschnitt
markierende Jahr 1945 als obere "Denkmalgrenze"" - was der
Denkmalerkundung unablässig neue Aufgaben liefert. Die Verifizierung
der Geschichte am Objekt will ja nicht nur Vorgängerthesen überprüfen
(vgl. Illigs auch baugeschichtliche Auflösung des legendären
Carolus Magnus als einfallsreiche Geschichtsfälschung), sondern über
die Denkmalerkenntnis hinaus zum besseren Verständnis des geliebten
Vergangenheitsmythos beitragen. Die auch heute noch geübte Einvernahme
des Denkmals für bestimmte Geschichtsthesen - z.B. durch Archäologie
und neuzeitliche Rekonstruktionsversuche bis zum "Wiederaufbau in neuer Form" (S. 16) veranschaulichen geplante und verwirklichte
Projekte von Frankreich bis Böhmen. Den Weg vom Kampf Dehios gegen das
"Restaurationsfieber" bis zur "Ent-restaurierung" unserer Nachkriegszeit (S. 17 ff.)
beschreibt Petzet mit gewohnt spitzer Feder. Meint er auch uns damit?
Grundsätze und Gefahren des denkmalpflegerischen Handelns zwischen
Konservierung, Restaurierung, Freilegung, Renovierung und Translozierung
(S. 52 ff.) belegen viele abschreckende und vorbildliche Bildbeispiele.
Das fördert Selbstkritik und Erkenntnisgewinn. Dies betrifft auch
die weiterführende Frage der Nutzung: "Ein Denkmal muß
nicht um jeden Preis genutzt werden - es trägt seinen Nutzen bereits
in sich." (S. 105) - andererseits ist das Denkmal dann doch "von
störenden An- und Einbauten zu befreien und gründlich instandzusetzen"
(Beispiel Irsee, Abb. 164). Die schöne Begründung dafür
kann als Rechtfertigungsvorlage dienen: Eine "sinnvolle und die bedeutende
geistige Tradition des Ortes weiterführende Nutzung". Geglückt
ist Petzet auch die Architektenkarikatur in seinen Beispielen vom "Neuen
Bauen in alter Umgebung" (S. 108 ff.) bis zur "Flächensanierung
als tabula rasa" (Abb. 196), mit der er seine Kapitel I-IV abrundet.
Gert Mader, dessen Dissertation in das Buch eingeflossen ist, behandelt ab Kapitel V das "handwerkliche" Rüstzeug, das der
Denkmalpfleger haben sollte. Von der Voruntersuchung bis zur baulichen Sicherung und
Interpretation der Bauteile dienen seine mit Fallbeschreibungen, Zeichnungen, Systemskizzen
und reichem Fotomaterial belegten Praxisbeispiele geradezu als Leitfaden
denkmalgerechten Umgangs mit der Substanz. Aus der bitteren Erfahrung des
Denkmalamts mit ungeeigneten Methoden entsteht so ein überzeugender
Handlungsrahmen, in dem sinnvolle Forschung und zielführendes Tun
erst möglich wird. Ob er dabei mechanisierte Bauaufnahmeverfahren
im Gegensatz zur "Handaufnahme" als "wenig zuverlässig"
entlarvt oder zur Präzision bei der Probenentnahme auffordert - bei
allem scheint seine Kenntnis des Denkmalalltags durch.
Der Ruf nach "langjährig geschulten Diplom-Restauratoren"
(S. 202) oder für die Zwecke der "professionellen Bauforschung
... ausgebildeten, spezialisierten Mitarbeitern" im Architektur- oder
Statikbüro (S. 167) ist sicher berechtigt. Er wird aber weiter ungehört
verhallen, solange die "Ausschreibung unter vergleichbar qualifizierten
Fachkräften"(S. 167) von dafür unqualifizierten Amtspersonen
weiter außerhalb jeglicher Vergabeverordnung (VOF) erfolgt. Damit
wird alles Bemühen um Qualität durch Kampfpreise für Minderleistung
unterlaufen. Das Bayerische Landesamt ebenso wie die für Denkmale
so wichtig gewordene Städtebauförderung tragen dazu mit ihren
Zuschußrichtlinien kräftig bei. Wie ist es sonst zu erklären,
daß die Bezuschussung der für Baudenkmale besonders aufwendigen
Planungsleistungen an Einheitspauschalen bemessen wird, die für eine
Großmaßnahme über 20 Mio Baukosten vielleicht ausreichend
sein mögen, für Vorhaben an Bürger- und Bauernhäusern
jedoch nie? Das Verschweigen dieses systemimmanenten Faktors zur Schlechtleistung
am Denkmal ist für die Autoren als beamtete Denkmalpfleger vielleicht
vornehm, für die Praxis aber wenig hilfreich.
Die Architekten zumindest werden auch die Themen Förderung, Vertragsgestaltung,
Ausschreibung, Vergabe und Abrechnung sowie die Anwendung von Normen am
Baudenkmal vermissen, die die praktische Arbeit doch so nachhaltig beeinflussen.
Was hier mißlingt, wird der beste Wille nicht ausgleichen.
Der vollständige Abdruck "internationaler Grundsatzpapiere"
(von der Charta von Venedig bis zu der von Washington), eine umfangreiche,
thematisch gegliederte Literaturliste (Kunsttopographische Reihen und Denkmalschutzgesetze
Deutschlands, sonstige Fachliteratur) und die Adressen der deutschen Denkmalämter
schliessen das Werk ab. In kurzer Folge ist es schon in der zweiten Auflage
erschienen, ein deutlicher Beleg, wie dringend die Praxis darauf gewartet
hat. Die "Praktische Denkmalpflege" darf also in keiner Fachbibliothek,
vor allem aber auf keinem Schreibtisch praktizierender Denkmalpfleger fehlen.
Konrad Fischer
Sind Sie Opfer von Trockenlegungsfirmen - hat Ihr Gutachter Aufsteigende Feuchte diagnostiziert? Rätseln Sie,
welches der teuren Trockenlegungs- / Entfeuchtungs- / Sanierungs-Angebote das richtige ist?
Dieser Aufklärungs-Knüller hilft bestimmt etwas weiter:
Wissenschaftsbetrug der Bauchemie und Geräteindustrie, Geschäftemacherei der Planerluschen, Schlechtachter,
Schwachverständigen sowie der Nepper, Schlepper, Bauernfänger und Handwerkspfuscher mit "Aufsteigender
Feuchte (engl.: Rising Damp)", Ursachen und Sanierung feuchter Wände:
Jeff Howell: The Rising Damp Myth
(Rezension in Deutsch)
Sonstige Nützlichkeiten rund um Denkmalschutz und Baudenkmalpflege, Hauserneuerung, Bausanierung,
Gebäudeinstandsetzung, Hausinstandsetzung, Bauwerkssanierung, Bausanierung, Altbausanierung sowie für feuchte
und nasse Baudenkmale/Baudenkmäler und sonstige Altbauten (soweit es nicht um nutzlose Horizontalisolierung geht):
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