Seit über 20 Jahren sind sie am Markt, die hochgelobten Sanierputze. Zu ihren Markteinführern zählt der Autor Hermann G. Meier. Was er schreibt, entstammt also Insiderwissen und langjähriger Praxis. Ein sicheres Fundament für ein gutes Fachbuch.
Von den Schadensmechanismen an Mauerwerken und Putzen über die Entwicklungsgeschichte, Lebensdauer und Rezeptbestandteile von Sanierputz bis zu Ausschreibungs-, Verarbeitungs- und Literaturhinweisen gönnt Meier allen am Altbau echtes Praxiswissen. Und er beklagt zurecht: „Es ist leider so, daß die meisten Hersteller nicht bereit sind, die Zusammensetzung ihrer Sanierputzsysteme weitgehend offenzulegen. Wäre dies der Fall, wäre die Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege vielleicht einfacher, aufwendige „Neuentwicklungen“, die dann auch Zement enthalten, könnten in vielen Fällen unterbleiben“ (S. 21). Die Konflikte zwischen hydraulischem Bindemittel und sulfatbelastetem Mauerwerk, zwischen Traßbeigabe und abbindungshemmender Hydrophobie, zwischen hohem Anspruch und trauriger Wirklichkeit bei hydraulischen Kalken, zwischen Luftporen- und Festigkeits-Soll und -Ist werden nicht ausgespart. Ausführungs- und Systemprobleme verschweigt dieses Buch nicht. Es beweist damit Praxisnähe und -tauglichkeit. Sogar die Anwendungsgrenzen des Sanierputzes im Vergleich zu kapillar aktiven Putzen werden dargestellt.
Und daß bei Sanierputz - anders als oft beworben: „Die im Mauerwerk vorhandenen gelösten Salze [...] zum größten Teil im Mauerwerk verbleiben“ und „der durch die Hygroskopizität der Salze ausgelöste höhere Feuchtegehalt im Mauerwerk [...] sich durch die Verwendung von Sanierputzen nicht wesentlich senken lassen [wird]“ (S. 19) wird offenbart und erklärt: „Durch hydrophobierend wirkende Zusatzmittel wird der Wassertransport in den Kapillaren stark reduziert.“ (S. 14) und „die Transportleistung durch Diffusion [ist] wesentlich niedriger, als sie durch Kapillarität wäre“ (S. 19). Hierfür gibt ja z.B. Prof. Ivo Hammer den Faktor 1:1000 an. Und so schlußfolgert Meier zutreffend: „Sanierputze dienen deshalb primär weder für eine Entsalzung noch für eine Entfeuchtung von Mauerwerken“ (S. 19).
Sanierputze sind also vorrangig ein gut haltbarer Mauerwerksbewurf in kritischen Fällen. Aber nur, wenn die
umfangreichen Voraussetzungen bei ihrer Verarbeitung auch wirklich eingehalten werden. Hierzu liefert
dieses Buch wesentliche Hilfe. Auf dem neuesten Stand von Wissenschaft und Praxis. Fachautoren und das gewohnte
Produktmarketing müssen sich künftig an diesem wichtigen Beitrag zum guten Bauen messen lassen!
Konrad Fischer
Kaum zu überblicken sind heute die vielen Anstrichsysteme im Angebot für Heimwerker und Baufachleute. Als „Ratgeber und Nachschlagewerk zur Beschichtung mineralischer Untergründe und Fassaden“ möchte dieses Buch Auszubildenden, Planern, Handwerkern und Sachverständigen Aufklärung anbieten. Vom Untergrundproblem über Rezepturmöglichkeiten bis zum Schadensfall inkl. seiner Beseitigung spannt sich sein inhaltlicher Bogen. Die im „modernen“ Bauen bekannten Rissgefahren auf porosiertem Ziegel- bzw. feuchteempfindlichem KS-Mauerwerk werden ebenso ausgiebig behandelt wie die Grün- bzw. Schwarz-Veralgung und Verschimmelung der kunstharzhaltigen Farb- und nur angeblich energiesparenden WDVS-Beschichtungen. Wenn auch die vorgeschlagenen Saniermethoden mit toxischen und synthetischen Inhaltsstoffen nicht immer überzeugen. Hier bräuchte es die kritische Auseinandersetzung mit den bauphysikalischen Wahnvorstellungen, die den „Energiesparmarkt“ heute noch beherrschen. Das gilt auch für die Mär von diffusionsoffenen und witterungsfesten Anstrichsystemen, die entweder die entscheidende Kapillaraustrocknung blockieren oder die durchtränkten Putzschwarten durch- und abreißen. Wie lange muß man noch warten, um aus den auch in diesem Buch dokumentierten Schäden klug zu werden?
Eine sehr fortschrittsgläubige Position offenbaren Aussagen wie diese: „Kalkfarben werden wegen der geringen Witterungsbeständigkeit und ungenügendem Regenschutz in Wohnbauten kaum noch angewendet“ (S. 63). Ihr geringer Marktanteil ist jedoch eher die Folge solcher von der Synthetik- und Silikatfarbindustrie gepflegten Anschuldigungen, die für traditionell vergütete und richtig verarbeitete Kalkfarben nicht zutreffen. Und so wird im nächsten Satz immerhin zugestanden: „In der Altbausanierung und im Bereich Denkmalpflege ist der Einsatz von Kalkfarben noch üblich“ (S. 64). Weil offenbar hier Handwerk und Praxiserfahrung noch den Ausschlag gibt.
Auch die im Mauerwerk angeblich „aufsteigende Feuchte“ wird wieder
mal als Schadensfaktor verdächtigt (S. 99). Daß vom feinporigen Mauerstein in den grobporigen Fugmörtel
Kapillarwanderung unmöglich ist, ist Rusam offenbar noch unbekannt - ebenso die aktuellen Veröffentlichungen
(z.B. Künzel oder Venzmer) dazu. Gleichwohl bietet das Buch viele Hinweise, um Ausführungs- und
Systemmängel der „modernen“ Anstrichsysteme besser zu verstehen. Und das ist bei der weiten
Verbreitung, die Silikat- und Synthetikfarben heute noch genießen, von großem Vorteil.
Konrad Fischer
Ein wahres Kleinod der Denkmalkunde ist diese Werk aus berufenem Munde. Der Autor war Referent für Aus- und Fortbildung in der Gebäudeversicherung und verfügt über weitreichende Kenntnisse nicht nur bei der Ermittlung von Wertmaßstäben am Baudenkmal, sondern weit darüber hinaus:
So bietet diese handliche Buch nicht nur klare Aussagen zur Einschätzung von Bau- und Sanierungskosten, sondern geradezu einen Parforceritt durch die Bau-, Handwerks- und Kunstgeschichte. Dabei wird nahezu jedes Bau- und Schmuckelement am Bau mit zutreffender Nomenklatur angesprochen, seine Formgebung erläutert und die Bedingung seiner Herstellung knapp, aber anschaulich umrissen. Damit erhält der Leser Einblick sowohl in den handwerklichen wie auch künstlerischen Wert der historischen Baukunst, der wohl seinesgleichen sucht.
Mögen auch gewisse Ausführungen, insbesondere zur Fassadenmalerei (Kapitel 4.5.5, S. 96), nicht ganz dem sonst zutreffenden denkmalpflegerischen Ansatz entsprechen - auf historischen Fassaden sind tradierte Anstrichtechniken nach wie vor die Vorzugsvariante und hydrophobierte Kalkfarben leiden unter dieser Vergewaltigung mehr als der Autor offenbar denkt -, bietet das Buch trotzdem viel brauchbaren Stoff. Eine wertvolle Hilfestellung für den Denkmalpfleger und den an Bauwerkswert und -kosten interessiertem Besitzer, Planer oder Gutachter!
Die Bewertung der am Altbau üblichen Sanierungskosten im Reparatur- bzw. Schadensfall muß besondere Bedingungen beachten: Der Gestehungs- und Erhaltungsaufwand für die wertvolle Substanz, deren Alterung und Verschleiß müssen dabei zutreffend eingeschätzt werden. Viele Objektbeispiele vom Schloß zum Fachwerkhaus, vom Stockbrunnen zum Renaissanceportal, vom Maßwerk bis zur spätgotischen Quetschfalte verdeutlichen diese Wertfindung. Unzählige Rechenexempel tatsächlich abgerechneter oder auf den Baupreisindex 1914 bezogene Kosten ziehen sich durch die ganze Bandbreite des Bauhandwerks bis zur Glasmalerei. Sogar für die unterschiedlichen Oberflächengestaltungen an historischer Bauzier bringt der Autor nachvollziehbare Rechenwerte.
Daß bei den Angaben zu Baukosten gerechterweise „eine gewisse Hemmschwelle überschritten werden [muß], zumal auch die Nebenkosten, also Honorare für Architekt, Statiker usw. nicht normalen Maßstäben unterliegen“ (S. 120), zeugt vom Qualitätsverständnis des Autors. Hier wäre ein Hinweis auf das bedeutende Einsparpotential substanzschonder Planungs- und Reparaturtechnik angebracht gewesen.
Ein knappes Quellenverzeichnis und Sachregister ergänzen den immer
bündigen Text. Mit dem reichen Abbildungsmaterial aus historischen
Quellen und bester Architekturfotografie unterstützt das Werk nicht
nur seine Sachaussagen sowie die stil- und baugeschichtlichen Begriffe.
Es schenkt jedem Liebhaber unserer an Baukunst so reichen Vergangenheit
darüberhinaus auch eine wahre Augenweide.
Konrad Fischer
Die derzeit erfreuliche Absatzsituation für Strom aus regenerativen Energieträgern hat auch für die Besitzer und Betreiber von Flußkraftwerken und alten Wassermühlen angenehme Auswirkungen. In gar nicht wenigen Fällen "rechnet" sich die Instandsetzung, Modernisierung oder gar Wiedereinrichtung mit positivem Ergebnis. Daraus entstehen durchaus auch Bauaufträge für Architekten und Ingenieure. Doch wie steigt man ein in die Reparatur bzw. Wiedereinrichtung einer historischen Wasserkraftanlage? Das vorliegende Buch bietet wertvolle Hilfe: Insgesamt 10 Autoren - allesamt Referenten auf Symposien für Klein- und Kleinstkraftwerke der Technischen Akademie Esslingen in den vergangenen Jahren - bündeln hier ihr Fachwissen zusammen, um unterschiedlichste Aspekte der Wasserkraft darzustellen. Von der Anlagen- und Systemtechnik über Fragen der Wirtschaftlichkeit bis zu steuer- und energierechtlichen Zusammenhängen wird fundiertes Fachwissen bereitgestellt - durch die nahe am Vortragstext gehaltene sprachliche Gestaltung im großen und ganzen auch dem Einsteiger in derartige Themenkomplexe zugänglich. Na ja - ein bischen Spaß an hydraulischen Rechenmodellen wird durchaus auch befriedigt.
Viele Grafiken und Fotos veranschaulichen das Prinzip und die Wirkungsweise der stromerzeugenden Wassermühle, der zugehörigen Turbinen- und Steuerungstechnik und die Entscheidungskriterien, wie, warum und wo welche Technik zum Einsatz kommt. Dabei liegt der Schwerpunkt auf der Turbinentechnik, die romantische Mühle mit Wasserschaufelrad kommt hier nicht vor. Es geht ja um die effektive Stromerzeugung für das Industriezeitalter. Und hier kann sich die Wasserkraftanlage durchaus sehen lassen. Hat sie zwar nur einen bescheidenen Anteil an der Gesamtenergieerzeugung von weit unter 10%, weist sie doch eine hervorstechende Verfügbarkeit auf:
Energie aus Jahresstunden
Wasser ca. 8.000
Atom ca. 7.000
Kohle ca. 7.000
Wind ca. 3.800
Sonne ca. 1.500
Und dann der Wirkungsgrad der Energieausbeute: Wasser 90%, Atom 40%, Kohle 40%.
Das läßt sich sehen und verweist auch auf die günstigen betrieblichen Rahmenbedingungen der Wasserkraft mit geringen energiefluß- und wartungsbedingten Stillstandzeiten. Der energiepolitisch und von Herstellerseite geführte Kampf um die in unseren Bereitengraden aus wirtschaftlichen und umweltschützenden Gründen sinnlose Solarenergie wird auch durch solche Zahlen konterkariert. Die anlagentechnisch ausgebeutetet Sonne wird freilich Hobby und Renommeobjekt der Sonnenanbeter bleiben. Wie klug waren da doch die alten Baumeister: Die Speicherfähigkeit dicker Mauern und massiver Ausfachungen für die kostenlose Sonnenenergie mußten sie noch nicht wie die heutigen Lehrmeister mit langen Titelschwänzen an der Innenwandoberfläche kaputtmessen und mit tragischen Rechenfehlern niederrechnen. Im Sommer kühl - im Winter warm, das darf immerhin der Rezensent als Bewohner einer barocken Wassermühle - massives Untergeschoß, aufgesetztes Fachwerk, ein modernes Turbinenwerk im Anbau - täglich erleben. Bei bisher bester Gesundheit trotz Elektrosmog und ohne Fengshui.
Dipl.-Ing. Nowotny geht in seinem Beitrag "Gesamtplanung, Reparaturen, Generalüberholung auf den Umgang mit vorhandener Anlagentechnik ein und zeigt sowohl historische Turbinensysteme als auch die typischen Verschleißprobleme (Kavitation) deutlich auf. Seine Übersicht über die Wasserkraftanlagentechnik bis in die ökologischen und fischereirechtlichen Belange (Fischtreppe) ist aus Sicht des interessierten Planers besonders wertvoll.
Architekten und Ingenieure, die sich den technischen Herausforderungen eines Kleinstkraftwerkes stellen wollen,
werden dieses handliche Büchlein ebenso mit Gewinn lesen, wie Liebhaber und Besitzer solcher Anlagen.
Konrad Fischer
Für fachwerkinteressierte Architekten, Fachingenieure und Eigentümer, also eine durchaus gemischte Zielgruppe, hat Johannes Wetzel fünf Beiträge eines Seminars der Techn. Akademie Esslingen zusammengestellt. Deren Informationsgehalt ist vom Themenkreis der technischen Bestandsaufnahme über die Sanierung mit industriellen Fassadenprodukten bis zu Schalldämmformeln und -tabellen entsprechend bunt geraten.
Der Beitrag Wetzels: „Der Architekt am historischen Fachwerk“ (51 S) liefert auch dem Eigentümer allgemeine Aufschlüsse der wirtschaftlichen, rechtlichen und technischen Fragen am Altbau. Das Spannungsfeld zwischen Abriß und Erhalt wird hier bis zum „Gemütswert des Fachwerkbildes“ ausgebreitet. Erfahrung mit dem öffentlichen Bauherrn blitzt dabei ebenso durch, wie die Begeisterung des gelernten Zimmermeisters und sachverständigen Architekten für sein Handwerk bei den eher technischen Hinweisen. Insgesamt darf dieser Beitrag unter dem Begriff „Leitfaden für Anfänger“ zusammengefaßt werden, für jedermann gut lesbar.
Den Empfehlungen von H. Frensch zur Tragwerksplanung (14 S.), das Fachwerkgefüge zur Zustandskontrolle „Ausbeinen“, Verformungen nach Entkernung rückgängig zu machen und teilgeschädigte Tragelemente vorzugsweise „vollständig auszuwechseln“ wird zumindest bei Baudenkmalen nicht immer zu folgen sein. R. Schmid hält Brandschutz (6 S.) dann „den Ansprüchen des Denkmalschutzes genügend“, wenn „der spätere Nutzer diese Maßnahmen gar nicht sieht“. Beide verzichten auf Abbildungen und Literaturliste. Auf Gerner: “Handwerkliche Holzverbindungen der Zimmerer“ mit schönen Reparaturdetails und Kabats ausgewogene Darstellung in “Brandschutz in Baudenkmälern“ wäre hier hinzuweisen.
Eher ins bauphysikalische Detail und Rechenmodell geht H. Baumgartner (36 S.), sachlich und mit guten Tips angereichert auch dem Architekten zweckdienlich.
Entgegen Wetzels Warnung (S.32) am Altbau, bei Wand- und Deckenfüllung,
Putz und Anstrich „neu entwickelte Baustoffe ... zu vermeiden“ benutzt
H.Reul (20 S.) für die erneute Sanierung einer mißlungenen Fassadensanierung
hydraulische Gefache-, Putz und Haftmörtel, Dispersionssilikatfarbe,
Alkydharz-Holzschutz-Lasur und zum (Holz-) Abschluß Reinacrylatanstrich.
Hier wäre einer zweiten Auflage vielleicht noch etwas Redaktion zu
wünschen. Dennoch, die fachliche Auseinandersetzung mit der Fachwerksanierung
wird auch durch dieses handliche (A5) Büchlein bereichert.
Konrad Fischer