"Für das [...] Magazin hat sich unsere Mitarbeiterin [XY] mit [dem Energieberater Z.] über eine sinnvolle
Sanierung unterhalten.
Y: Herr Z., wenn jemand ein Haus aus den 1960 Jahren kauft, an dem noch nie etwas saniert wurde - mit welchen Maßnahmen muss er
rechnen?
Z: Da man von einem Sanierungszyklus von 40 Jahren ausgeht, muss bei einem 50 Jahre alten Haus alles erneuert werden. Dies beginnt bei
der Dämmung des Dachgeschosses, den Einbau neuer Fenster und der Fassadendämmung des Hauses. Diese wird am besten außen
gedämmt. Idealerweise wird auch die alte Heizung in eine umweltfreundliche Anlage mit nachwachsenden Brennstoffen ausgetauscht. Zu
empfehlen sind Flächenheizungen, da diese mit niedrigen Temperaturen arbeiten.
Y: Wie analysieren Sie ein Haus?
Z: Wir beraten vor Ort um zu schauen, wo die Schwachpunkte liegen und wo Energie verloren geht. Zur Bestandsanalyse kann eine
Wärmebildkamera eingesetzt werden. Allerdings kann damit nur die momentane Situation dargestellt werden. Nach der Analyse des Hauses
wird ein auf das Gebäude abgestimmtes Energiekonzept entwickelt. Im Moment ist übrigens genau der richtige Zeitpunkt für
energetischer Maßnahmen. Was man jetzt macht, hat für die nächsten 40 Jahre Bestand und ist sinnvoll. Mit der Analyse des Hauses,
erfährt der Bauherr, welcher Energiestandard erreicht werden kann. Je besser der Standard, um so mehr Zuschüsse fließen."
Da werfen sich freilich rund um das Thema "Sinnvolle Sanierung" ein paar Sinnfragen auf, die ich hier zumindest stellen und mit
mir in den Sinn gekommenen Antworten möglichst sinnig versehen möchte, falls sich jemand dafür interessiert und noch
nicht 100%ig der Klimaschutz-Massenhalluzination erlegen ist:
1. Was bedeutet eigentlich "Sanierungszyklus"?
Einen irgendwie verbindlichen Sanierungszyklus als standardmäßig wiederkehrenden Austauschrhythmus für gealterte Bauteile
gibt es überhaupt nicht. Selbstverständlich gibt es Erfahrungswerte für eine durchschnittliche Lebensdauer - wie sie auch
die Versicherungswirtschaft für das Lebensalter von Mann und Frau hat. Doch was heißt das für Sie in Ihrer Lebenssituation
zwischen Sonnenbrand, Alkoholmißbrauch und Autounfall? Rein gar nix! Es ist folglich vom jeweiligen Belastungs-
und Erhaltungszustand jedes einzelnen Bauteils in seiner spezifischen Situation vom Keller bis zum Dach, in der Sozialstinkbude bis zum
Bankerpalais, von der Ost- bis zur Nordseite, von der Maas bis an die Memel, von der Etsch bis an den Belt abhängig, was saniert
werden muß und wann. Natürlich gibt es dabei ein paar bautechnische und wirtschaftliche Abhängigkeiten, wie zum Beispiel,
was alles an vorgezogener Instandsetzung sinnvollerweise mitgemacht werden sollte, wenn schon einmal das Fassadengerüst für den
neuen Anstrich der stark angewitterten Westfassade steht. Alle diese Fragen sind aber immer einzelfallabhängig und nicht über
einen Leisten zu schlagen. Weitere Info: Richtig instandsetzen
2. Welcher Sanierungszyklus ist maßgeblich?
Der für das einzelne Bauteil geltende Sanierbedarf gibt den sinnvollen Takt vor, nicht Bauvorschriften oder Normen. Natürlich
gibt es in der Energieeinsparverordnung sogenannte "Nachrüstpflichten", diese stehen aber alle unter dem Vorbehalt der
Wirtschaftlichkeit und Amortisation in 10 Jahren - wie in der Heizkostenverordnung expressis verbis gefordert und von der gefestigten
Rechtsprechung der Obergerichte festgelegt. Wenn sich die Energiespar- und auch die Nachrüstinvestition nicht rentieren, bieten
alle Verordnungen und Gesetze Paragrafen zur Befreiung von den Pflichten. Ein Berater schuldet diese Information und haftet mit
Schadensersatz, wenn er den Bauherren wirtschaftlich in die Irre führt. Weitere Info: EnEV-Befreiung
3. Was sollte bei einem 50 Jahre alten Haus tatsächlich erneuert werden?
Alles, was defekt ist, gebraucht wird und sich nicht mehr wirtschaftlich reparieren und instandsetzen läßt. Und zwar nur dann,
wenn sich der Bauherr das leisten kann und leisten will. Sonst nicht. Es gibt auch Behelfsmaßnahmen und Akzeptanz geschädigter
Bereiche. Wirklich wichtig ist, immer bestandsgerecht mit den bewährten Baustoffen und nur wo erforderlich zu sanieren. Damit
scheiden alle bestandsschädlichen, vergeblichen und übertriebenen Pfuschereien, mit denen viele Handwerker und
Planer im Sold der Baustoffindustrie heute oft prunken und dem Bauherren das Geld aus der Tasche ziehen, von
vornherein aus. Mein Tipp: Unter Löcher in der Dachdeckung erst mal einen Eimer und dann bald flicken. Der Rest ist meistens
wiederverwendbar und kann warten, muß es aber nicht. Weitere Info: Richtig instandsetzen -
Aufsteigende Feuchte? Gibt es nicht! - Falsche und schädliche Beschichtungsstoffe
auf alten Fassaden - Kalkmörtel, Kalkputz, Kalkanstrich - Die beste Lösung für viele Fälle
4. Wie dämmt man ein Dachgeschoß?
Indem man erst mal prüft, ob angesichts der Verbrauchszahlen oder den Ausbauabsichten eines Kaltdachs eine Dämmung
überhaupt Sinn macht oder unabdingbar ist. Und wenn ja: Nur mit sorptionsfähigen Baustoffen, die die zwangsweise anfallende
Feuchte durch Kondensat und eventuelle Belastung durch Flugschnee und Regeneintrieb schadensfrei aufnehmen und verkraften. Wichtig ist
auch der sommerliche und winterliche Wärmeschutz - einseitige Temperaturerhöhungen sollen nicht ungebremst auf die andere
Seite "durchschlagen". Die Begriffe, um die es vorzugsweise geht, heißen "Temperaturamplitudendämpfung" und "Phasenverschiebung".
Im Klartext: Hohe einseitige Temperaturen sollen nur als geringe Temperatur auf die andere Seite und - der kritische Sommerfall - erst
dann auf der anderen Seite spürbar werden, wenn man sie durch kühle Nachtluft "bekömpfen" kann. Was bleibt da über?
Massives Holz und massiver Ziegelstein, und auf keinen Fall irgendwelche Kondensatfallen wie übliche Dämmstoffe und Folien
(Dampfsperren, Dampfbremsen). Weitere Info: Dachdämmung und andere Katastrophen
5. Braucht es neue Fenster?
Auf keinen Fall, wenn man die Wirtschaftlichkeit betrachtet. Sie sind fast immer die Bauteile mit schlechtester Amortisation in der
Wirtschaftlichkeitsberechnung einer "energetischen Sanierung" und deswegen lohnt sich das nie. Jedes Fenster kann instandgesetzt werden
und zwar zu 90 Prozent wirtschaftlicher und preisgünstiger, als dessen Erneuerung. Wer das nicht zugibt, verdient am
Fensteraustausch oder hat keine Ahnung. Selbst Einfachfenster - optimalerweise gekoppelt mit Fensterläden zur extremen Behinderung
des nächtlichen Wärmeverlusts durch Strahlungsaustausch mit dem eisigen Himmel - können ohne weiteres Energiesparkonstruktionen
sein - jede zusätzliche Scheibe mindert ja den Solarenergiegewinn auch diffuser oder direkter Strahlung um etwa 10 Prozent. Ihre
Sollkondensatorfunktion hält den Raum trocken und wirkt energiesparend, da trockene Luft billiger auf Temperatur geheizt werden kann,
als feuchte. Modern dichte Fenster ohne Fugenlüftung erzwingen dagegen schwerste Wohnkrankheiten und Pilzbefall
in den überdichten und durch Stoßlüftung niemals ausreichend trockenzulüftenden Wohnungen. Die zusätzlich
geforderte Wohnungslüftung verschiebt die Unwirtschaftlichkeit noch weiter ins Nirwana, ist selber extrem störungsanfällig
und wartungsintensiv und verursacht dann Sick-Building-Syndrom-Erkrankungen. Verschönerungsaktionen an der gestalterisch
verpfuschten Fassade durch fenstertechnische Aufhübschung und Aufsprossung bleibt hierbei außer Betracht. Weitere Info:
Alte Fenster erneuern oder reparieren?
Mit Einfachfenster Energiesparen? Kontroverse Diskussion im Fachwerkforum
6. Was bringt Fassadendämmung?
Pfusch. In Amerika ist das Wärmedämmverbundsystem deutscher Machart auf Holzgebäuden schon seit 1996 verboten. Grund: Über
90 Prozent der von Bausachverständigen und der Architektenvereinigung untersuchten WDVS-Fälle zeigten schwere
Nässeschäden, viele Krankheitsfälle. Hierzulande sind die Dämmungen auch alle nach einiger Zeit durchnässt,
veralgt und teils sogar bis zur Volltränkung mit Tauwasser abgesoffen. Da es aber auf Massivfassaden geschieht, nur manchmal innen
bemerkbar - wenn z.B. die Nässe durch die die Dübellöcher den Weg in die Wohnung findet. Gleichwohl haben die
WDVS-Fassaden auch hierzulande traurige Berühmtheit erlangt: Das Institut für Bauforschung in Hannover hat festgestellt,
daß deren Instandhaltung pro Jahr und Quadratmeter mehr als 9 Euro mehr kostet, als eine Putzfassade, und in einem
80-Jahre-Betrachtungszeitraum sogar zweimal komplett zu erneuern ist. Das kann sich also rein wirtschaftlich von Anfang an niemals lohnen,
selbst wenn es die berechneten Energieersparnisse gäbe - was leider nicht der Fall ist: Kein Ministerium, kein Institut hat
irgendwelche Zahlenbelege, wonach sich Dämmung wirklich lohnen würde. Daß die Fassadendämmung energetisch nichts
zustandebringt, zeigen dagegen alle Auswertungen von unverfälschten Vorher-Nachher-Vergleichen. Weitere Info:
Das Dämmproblem an der Fassade - US-Dämmstoffverbote -
Lohnt sich Fassadendämmung? Echte Vergleichszahlen
7. Muß die alte Heizung raus?
Nein. Sie kann bei Defekten wie üblich gewartet und instandgesetzt werden. Auch hier gilt bezüglich Nachrüst- oder
Erneuerungspflicht das Wirtschaftlichkeitsgebot. Und meistens kann einfach nachgewiesen werden, daß sich ein Heizungsaustausch
inklusive Kaminsanierung nicht wirklich lohnt. Im Gegensatz zu einer neuen Leitungsführung, wenn die Heizungsrohre in der Wand
liegen und dort Unmengen Wärme sinnlos in der Baukonstruktion verlieren. Weitere Info: Richtig Heizen -
Heizungsaustausch?
8. Sind nachwachsende Brennstoffe die überlegene Lösung?
Da auch Kohleflöze, Ölquellen und Gaslager nachwachsen (Stichwort "Abiotische Genese "fossiler" Energien), könnte man
antworten: Vielleicht. Gemeint sind hier aber meist Holzpellets und Hackschnitzel. Sie werden durch Subventionen in den Markt
gepreßt, ihre vielen technischen und wirtschaftlichen Nachteile geflissentlich übersehen. Die überlegene Lösung im
wirtschaftlichen und technischen Sinn ist bei Altanlagen deren Weiterbetrieb, eventuell nach einigen Verbesserungen in Richtung
geringerer Wärmeverluste und mehr Strahlungswärme, im Neubaufall die Elektrodirektheizung. Vollkostenanalyse vorausgesetzt. Und
Zuheizung mit arbeitsintensivem, aber angenehmen Scheitholzofen nicht verboten. Schön, wenn man dafür einen kostenlosen
Holzhacker und Heizer kennt. Weitere Info: Abiotische Genese "fossiler" Energie -
Welche Heizenergie ist optimal?
9. Sind Flächenheizungen das Beste?
Keinesfalls. Gemeint sind hier Fußbodenheizungen und Wandheizungen. Stellen Sie sich nur mal deren Erneuerung nach Ende der
Rohrlebensdauer (Metall, Plastik) und deren Verbindungsbauteile (Fittings, Lötnähte, Schweißnähte) vor, dann
verstehen Sie, um was es geht. Und dann denken Sie dran, wieviel Wärme in der Baustoffeinbettung ungenutzt verloren geht -
erkennbar an der "Trägheit" der Systeme und deren Temperaturverlust vom Rohr bis zur Baustoffoberfläche, dann verstehen Sie,
um was es hier geht. Die erhöhten Einbau- und Anlagenkosten kommen noch hinzu. Weitere Info: Heizungsrohre
unter oder auf Putz?
10. Muß vor Ort entschieden werden, was energetisch notwendig wird?
Normalerweise nicht, wenn man den Bauherrn günstig und fair bedienen will. Ausnahme: Gravierende und komplexere Schäden wie zum
Beispiel Hausschwammbefall. Zu 99 Prozent genügt aber für ein sinnvolles Konzept die Fernbeurteilung von durchschnittlichem
Wärmeverbrauch, Erhaltungszustand und Alter der Bauteile und Anlagenteile anhand von Fotos, Dokumenten und Bauherrenaussagen sowie
eine mehr oder weniger detaillierte Wirtschaftlichkeitsbetrachtung.
11. Was bringt eine Wärmebildkamera?
Meistens einen unglaublichen Energieberater-Schwindel: Die Dämmfassaden werden nur in extrem unterkühltem Zustand in der Nacht
oder am frühen Morgen fotografiert und erscheinen dann blauschwarz im Unterschied zu den ungedämmten Wänden. Durch die
Unterkühlung unter den Taupunkt nehmen die Dämmfassaden viel ankondensierendes Tauwasser auf und veralgen. Deshalb werden
sie inzwischen vergiftet (mit Pestiziden wie Algizide und Fungizide) oder beheizt (Patent Ewald Dörken AG). Die Massivfassaden jedoch
strahlen die ganze Nacht die tagsüber eingespeicherte diffuse und direkte Sonnenenergie gelbrot ab und unterschreiten niemals den
Taupunkt. Käme der Wärmebildfotograf jedoch tagsüber beispielsweise am Nachmittag, drehen sich die Verhältnisse
total um: Die Dämmfassaden glühen bis zu 80 °C warm, da sie die Sonnenenergie nicht richtig wegspeichern können, die
Massivfassaden können 40 °C nur ausnahmsweise (rote/braune/schwarze Oberflächenfarbe wie Klinker) überschreiten.
Im Klartext: Vor der Sanierung zeigt sich immer gelbrot auf der Wand, und danach immer tagsüber, und zwar auf Dämmfassaden
wesentlich gelbröter als auf jeder Massivfassade. Das erfahren die Thermographen nach dem ersten Aufnahmeversuch und in ihrer
Trick-Schulung. Deswegen huschen die Wärmebildschwindler immer in den Nachtstunden und früh am Morgen vor den Fassaden herum.
Nur dann gelingen ihnen die Fake-Fotos naßblauschwarzer Dämmqualität richtig! Weitere Info:
Thermographie/Wärmebildaufnahmen - Entlarvt
12. Ist heute der richtige Zeitpunkt für energetische Maßnahmen?
Der richtige Zeitpunkt ist für jedes Haus und jeden Bauherren immer individuell herauszufinden. Genau das wäre die Aufgabe einer
wirtschaftlich und technisch verantwortungsvollen Bauberatung und Planung. Weitere Info: Kostengünstig instandsetzen
13. Haben heutige Maßnahmen 40 Jahre Bestand?
Das hängt von den Maßnahmen selber ab. Techniklastigen Klapperatismen im Heizungssektor wie die extrem störungsanfälligen
Pelletsheizungen und Hackschnitzel-Heizanlagen, wie elektronisch geregelte Heizkessel aus Stahl oder empfindliche Wärmepumpenanlagen
werden nicht einmal vom Hersteller 40 Jahre Lebensdauergarantie gegeben. Auch nicht den labberigen Dämmfassaden und den feuchteempfindlichen
Dachdämmungen. Was 40 und mehr Jahre Bestand am Bau hat, zeigen entsprechend alte Bauten. An unseren Baudenkmälern können
und sollten wir das langlebige Bauen wieder lernen. Unsere Industriegesellschaft bevorzugt aber die Wegwerfmentalität. Warum das so
ist, ist jedoch ein anderes Thema.
14. Decken die Zuschüsse die Standardoptimierung?
Schön wär's. Das Gegenteil ist wieder einmal der Fall und jeder weiß das, auch Ihr Energieberater und trotz aller seiner
Tricks, die Sache schönzurechnen. Deswegen finden Sie in seinen Krampftexten immer die Klimaschutz-Weltrettungsklausel und
fabulöse CO2-Einsparerfolgsgrafiken als Gegenpol der Wirtschaftlichkeitsbetrachtung. Auch die von der KfW zum Mitverdienen zwischen
sich und dem Einfaltspinsel eingeschalteten Bankinstitute - vorzugsweise Sparkassen, Volksbanken und Raiffeisenbanken - rühren
für die unwirtschaftliche Dämmerei kräftig die Werbetrommel. Billiger kommen sie an die sinnlose Verschuldung und das
Eingemachte des Kreditnehmers - ein werthaltig besicherter Hausbesitzer - ohne wirklichen Gegenwert und ohne echtes Einsparpotential
bestimmt nicht heran. Bauernfang bzw. Oberlehrer-Gimpel-Leimrute. Dümmer als mit KfW-Kredit und Zuschuß oder gar einem
Bankkredit kann man nicht mit dem Investitions-Schinken nach der Energiespar-Wurst werfen. Und das dürfte jeder Bauherr - selbst mit
eingeschränktesten Fähigkeiten des Kopfrechnens - ganz leicht selber entdecken. Probieren Sie es aus, das ist mein
kostenloser Tipp. Meine Beratungskunden haben das jedenfalls alle ohne fremde Hilfe herausgefunden. Weitere Info:
KfW-Inlandsförderung Programübersicht -
Info Auslandskredit ohne Schufa
Aus der SZ 4.2.1999:
"Kinder im Osten haben seit der Wende öfter Allergien
Magdeburg(dpa) - Nach der Wende geborene Kinder in den neuen Ländern erkranken ähnlich oft an Heuschnupfen wie ihre Altersgenossen im Westen. Dies geht aus einer Studie des Medizinischen Instituts für Umwelthygiene Düsseldorf hervor. Bei älteren Mädchen und Buben gibt es weiterhin Unterschiede: Allergische Erscheinungen treten öfter im Westen als im Osten auf. Laut Studie gaben etwa drei von 100 Eltern aus Halle an, daß bei ihren Kindern Heuschnupfen festgestellt worden sei. 1994 seien es noch zwei Prozent gewesen. Als mögliche Ursachen für vermehrten Heuschnupfen bei kleineren Kindern im Osten nach der Wende nannten die Forscher unter anderem die drastische Zunahme von Autoabgasen, veränderte Trink- und Eßgewohnheiten oder neue Materialien für die Raumausstattung."
Zu letzterem gehören vorzugsweise die gummilippengedichteten Fenster und die Massenwohnungsbausanierung mit Wärmedämmverbundsystemen. Danach geht´s los mit dem krankmachenden Wohnraumklima mit schadstoffangereicherter und feuchter Luftvergiftung.
Aus der SZ 29.1.1999:
"Suche nach einer schadstoffreien Wohnung:
Die Nadel im Heuhaufen
Wer als Mieter ein biologisch ausgestattetes Zuhause sucht, braucht Geduld und detektivisches Talent
Von Christa Eder
[...] Immer mehr Menschen wollen oder müssen giftfrei wohnen, weil sie die Ausdünstungen in den Durchschnitts-Behausungen nicht mehr vertragen. Daß Bauten krank machen können, ist spätestens seit den Asbest- und Holzschutzmittelskandalen ins Bewußtsein der Öffentlichkeit gerückt. Aber das sind freilich nur die spektakulären Fälle. Bekannt aber nicht bewußt hingegen ist die gesundheitliche Bedenklichkeit von konventionellen Bausubstanzen.
Sick Building Syndrom
So können Baustoffe, die beispielsweise Hochofenzement, chemisch hergestellten Gips oder Bimsstein enthalten, radioaktiv belastet sein; Kunststoffe wie Polyurethan, die in Putzen, Ortschäumen oder Strukturtapeten vorkommen, setzen womöglich gesundheitsschädliche Flammenschutzmittel frei; Lacke, Kleber, Bodenbeläge oder Abbeizmittel wiederum setzen Lösemittel und Glykole frei. Ein Problem stellen auch Altlasten wie PCB (seit 1978 verboten), Asbest (seit 1991 verboten) oder Lindan dar. Diese Substanzen wurden vor allem in den sechziger und siebziger Jahren verwendet. Eine Sonderrolle nimmt das Formaldehyd ein. Es findet sich nach wie vor in vielen herkömmlichen Baustoffen (Spanplatten, Laminat und Fertigparkett, Kleber, Dämmschäume, Lacke, PVC, aber auch in Abgasen von Tiefgaragen) und kann Allergien hervorrufen oder verstärken.
All die genannten Stoffe können eine Reihe von Symptomen auslösen: Schleimhautreizungen, Atembeschwerden, Allergien, Kopfschmerzen, Schlafstörungen bis hin zu Organschäden und Krebs. Fachleute fassen gesundheitsschädliche Faktoren von gebäudebedingten Faktoren unter dem Sammelbegriff Sick Building Syndrom (SBS) zusammen. Auffällig bei den Betroffenen ist eine Geruchsempfindlichkeit in Verbindung mit den genannten Symptomen. Wer an SBS leidet, kann seine Wohnung oder Arbeitsstätte im wahrsten Sinne nicht mehr riechen. [...]."
Weiter: Kapitel 19Und wohin mit all´den giftigen Substanzen des Wohnraums bei dichten Fenstern und Blower-Door-kontrollierter Versiegelung des dämmtechnisch erwürgten Bauwerks? Na klar doch - in die effektivste Filteranlage der Welt: Das Lungengewebe des Menschen mit seiner fußballplatzgroßen inneren Oberfläche. Da ist doch Platz, oder?
Neben dem Sick Building Syndrom SBS, das vorzugsweise in zwangsentlüfteten bzw. klimatisierten Aufenthaltsräumen den Menschen zum Opfer der ärztlichen Kunst verdammt, gibt es aber auch die sog. Building Related Illness BRI. Sie faßt die Erkrankungen durch Schimmelpilz, Radon, Milben usw. zusammen, die als Bronchialasthma, Allergie usw. auftreten.
Im Unterschied zum SBS kann bei BRI die Quelle der Krankheit eindeutig bezeichnet werden. In Frage kommen z.B. die typischerweise verkeimten Lüftungsanlagen, der Schimmelbefall in gem. DIN abgedichteten Bauwerken usw. Letztlich gibt es auch noch die Multiple Chemical Sensitivity MCS. In vielfältigen Erscheinungsformen ist sie das Ergebnis unserer modern "vergüteten" Bauprodukte der Bauchemie vom Bodenkleber über schadstoffdünstende PVC-Fenster und Küchenmöbel bis zu den kunstharzhaltigen Putzen und Anstrichen.
Alle diese Krankheiten werden durch "modernes" Bauen, vorschriftsmäßiges Wärmedämmen inkl. Raumabdichtung und zwangsbetriebene Lüftung mittels Anlagentechnik zu einem regelrechten Anschlag auf die Volksgesundheit gesteigert. Und jeder wirbt für seinen Quatsch und schiebt es im Schadensfall auf den anderen. Darf man das 'Irreführende Werbung' nennen?
Und wir erinnern uns: In ihrem Grundlagendokument "Hygiene, Gesundheit und Arbeitsschutz" fordert die Bauproduktenrichtlinie: "Das Bauwerk muss derart entworfen und ausgeführt sein, dass die Hygiene und die Gesundheit der Bewohner und der Anwohner ... nicht gefährdet werden durch Freisetzung giftiger Gase, Vorhandensein gefährlicher Teilchen oder Gase in der Luft, Emissionen gefährlicher Strahlen ...".
Man ahnt schon, welch´ Prozeßlawine die Rechtsvertreter der SBS/BRI/MCS-geschädigten Bauwerksnutzer lostreten werden, wenn sie auf diese Passage stoßen. Und gegen wen? Natürlich gegen den gesamtschuldnerischen Architekten. Der ist ja haftpflichtversichert, da lohnt sich jeder Prozeß und bringt immer Kohle.
Literaturtipp: Klaus Fiedler: Innenraumqualität, Bauprodukte und Gesundheit, Deutsches Architektenblatt DAB 1/2000
(wobei anzumerken ist, daß das DAB Kritik nicht selten in den Papierkorb wachsen läßt, lesen Sie hier die nicht angenommenen Leserbriefe zum Thema)