Die vollkommene Untauglichkeit der überharten und überdichten Wasserglasfarben (Silikatfarben, Silikatanstrich) gerade auf Kalkmörtel bestätigt auch der erfahrene Restaurator Theodor Vollmer in "Historische Anstrichmittel bei der Restaurierung von Fachwerkfassaden", Der Holznagel 4/2004:
"Mineralfarben [Bindemittel Kaliwasserglas] wurden zur farbigen Fassung von Zementputzen entwickelt [...]. Bei der Fachwerkrestaurierung ist von ihrem Einsatz abzuraten, da Kaliwasserglas vor allem auf frischen Kalkputzen ein Versiegeln der Oberfläche bewirkt. Hieraus entsteht die Gefahr der Abschalung der Putzflächen."
Zur Erinnerung: So sehen die Reste eines hochgepriesenen und von allerlei Denkmalpflegern erstaunlicherweise bevorzugten Silikatanstriches auf barock-altem Kalkmörtel nach einigen Jahren aus.
Im Klartext: Kein Einsatz auf Kalkputzen jedweden Alters, Vorsicht bei
Natursteinen! Und "besonders weich" ist gut gesagt. Prof. Dr. rer.nat. Helmut Weber (s. Seite vor)
könnte; möglicherweise unter gewissen Umständen schon mal mitbekommen haben, daß die niedrigen DIN-Normwerte für die
Druckfestigkeit von Putzen/Mörteln Lug und Trug sind. Und deshalb werden
Mörtel, die im genormten Prüfwürfel zwischen Stahlwandungen
bei 20oC verdursten, auf der Baustelle bei erheblich niedrigeren Temperaturen
und bedeutender Feuchteversorgung aus dem Untergrund bombenfest.
Über dreifache Normwerte sind keine Seltenheit. Und deswegen scheren
genormte Mörtel/Putze gerne vom Untergrund ab, sind jedoch
tragfähig genug für die pickelharten Silikatfarben. Alles eine Frage des
Standpunkts, gell?
Recht interessant bringt eine sehr fachkundig geführte Diskussion in RESTAURO die Silikatfragen auf den Punkt. Ich erlaube mir, zu zitieren (Bildbelege in Druckversion hier nicht wiedergegeben):
RESTAURO 5/01
"Wie man
Denkmalpflege im Keim erstickt
Kommentar
Firmen müssen verallgemeinernde Patentrezepte für ihre Produktpalette liefern, da vor allem das Baugewerbe nach möglichst einfachen (und billigen) Lösungen verlangt. So weit, so normal. Wenn aber Restaurierung von der Baustoffindustrie vermarktet wird und vorgefertigte Produkte und Universalanleitungen auch am historischen Baudenkmal oder Kunstwerk zur Regel gemacht werden, dann zieht meist die Substanz des Denkmals den Kürzeren. Dazu drei Aufstöße aus der aktuellen Praxis:
Anstrichproblematik
Die Grundsatzdebatte Kalk (bzw. auch Öl) versus Wasserglas
oder synthetische
Binder ist bekannt. Hier stehen 3000 Jahre geschichtliche
Bewährung
gegen 50-150 Jahre junge Neuprodukte. Die Lösung wäre
dabei ganz
logisch und einfach: Wo sich auf dem originalen Untergrund (Kalkputz,
Sandstein,
Holz) die historischen Kalktünchen (bzw. Ölanstriche)
von Beginn
mithilfe der periodischen Neuanstriche bis heute erhalten haben,
müßte
diese Tradition unbedingt fortgesetzt werden (z. B. Pfarrkirche von
Schöder/Stmk
um 1500 mit 90% Originalputz - erste irreversible Silikatbeschichtung
im
Vorjahr nach 500 Jahren bestens bewährter Kalktradition). Wo
dagegen
neue Putze oder überhaupt Bauten nach 1850 (mit Zementputzen
etc.)
vorliegen, stehen auch Alternativen zur Wahl.
Verputze
Die Merkwürdigkeiten moderner Normensprache lassen auch noch
stark kunststoffvergütete Fertigmörtel als mineralische
Basis für den Mineralfarbanstrich verkaufen. Das von mir untersuchte alte
Brauhaus in Schwechat (17. Jh.) trug über Alt-Neuputzen einen deckenden
Dispersionsanstrich der 1960er Jahre. Im Vorjahr hat man diesen Anstrich einfach mit 3-5 mm
"Keim-Universalmörtel" überzogen und dann mineralisch
gestrichen. Das sonst so betonte Problem der Dampfdiffusion spielt hier
scheinbar keine Rolle mehr.
Steinkonservierung
Für Hobbyrestauratoren und angelernte Hilfskräfte im
Baugewerbe bietet ein so genanntes Komplett-System wie "Keim-Restauro"
konfektionierte Mörtelmassen und dazu einen bunten Prospekt, wie man es machen
soll. Hier wird als Bilderreihe eine steinsichtige Buntsandsteinfassade
gezeigt und beschrieben: schwarze Krusten (verwitterte
Originaloberflächen) werden mit Wasserstrahl weggereinigt und erst die blanke
Oberfläche wird danach mit Kieselsäure gefestigt. Eine kleine,
unregelmäßige Beschädigung wird sodann auf ein genaues Quadrat erweitert und
auf mindestens 2 cm "bis auf den gesunden Stein" vertieft. Nach dieser
"Verschönerung" des Loches mit zusätzlich mehr als
doppeltem Originalverlust wird es präzise mit farbig
angepaßtem Restaurierungsmörtel aufgefüllt. Dann folgen noch
Farbanstrich und Hydrophobierung, damit alles möglichst wie neu aussieht.
Derartiger Prospektunsinn kann nur als Anleitung zur teilweisen Zerstörung historischer Denkmale bezeichnet werden. Diese als "System" verbrämte Praxis zeigt, dass bis heute auch renommierte Traditionsfirmen (Keim-Werke seit 1878!) nicht begreifen können, dass für Denkmalpflege und Restaurierung im 21. Jahrhundert nicht maximale Erneuerung, sondern nur minimale Eingriffe zur Bewahrung (und Fortsetzung) der historisch-künstlerisch-kulturellen Überlieferungen als einzige Maxime gelten dürfen. Aber auch nur die Befolgung und Kontrolle dieser Prinzipien berechtigt die Existenz einer öffentlichen Denkmalpflege, die sich nicht hinter juristische Paragraphen zurückzieht, sondern das Kulturerbe in unverfälschter Form für Gegenwart und Zukunft erhalten will. Manfred Koller"
Darauf in RESTAURO 3/02
"Leserbrief
Zu: Wie man Denkmalpflege im Keim erstickt, Kommentar
in RESTAURO 5/2001, S. 340
Wir sehen uns zu Unrecht an den Pranger gestellt. In der Zwischenzeit hatten wir Gelegenheit, mit dem Autor, Dr. Manfred Koller, die Abläufe an den genannten Objekten und die Vorwürfe zu diskutieren.
Zu den diskutierten Objekten:
Die Entscheidung, die Pfarrkirche Schöder nicht wieder in
Kalkfarbe auszuführen, ist einzig und allein durch die
zuständigen Behörden getroffen worden, offensichtlich auch ohne Konsultation des
Bundesdenkmalamtes. Eine wie auch immer geartete Beratung durch Keim hat an diesem Objekt
im Vorfeld nicht stattgefunden. (Im Übrigen ist die letztendlich
eingesetzte Dispersionssilikatfarbe z. B. mit dem JOS-Verfahren problemlos zu
entfernen, während sowohl Silikatfarbe als auch Kalkfarbe im eigentlichen
Sinn irreversibel sind.)
Auch beim zweiten Objekt, dem Brauhaus Schwechat, sind Ausschreibung
und Auftragsvergabe durch die Verantwortlichen ohne Objektberatung oder
Rücksprache mit Fachberatern oder technischen Spezialisten der Firma Keim erfolgt.
Die Entscheidung des verantwortlichen Architekten für den
"Keim-Universalputz" ist wohl maßgeblich davon bestimmt worden, dass für
eine denkmalpflegerisch einwandfreie Restaurierung in jedem Fall der Dispersionsanstrich aus
den 1960er Jahren hätte entfernt werden müssen,
wofür wohl - wie so oft - das Geld gefehlt hat. Dafür kann aber Keim beim
besten Willen nicht verantwortlich gemacht werden.
Damit erübrigt sich auch die technische Frage nach den
(tatsächlich unwesentlich) veränderten Diffusionsbedingungen des
Wandaufbaues. Wenn für die optimale Lösung das Geld fehlt, haben
die Verantwortlichen wenigstens mit einer mineralischen Sanierbeschichtung die
nächstbeste Lösung gesucht, statt mit einer neuerlichen
Kunststoffbeschichtung die alten Sünden zu wiederholen.
Der Mangel an finanziellen Mitteln führt auch letztendlich
dazu, dass für viele denkmalpflegerische Arbeiten tatsächlich
die von Dr. Koller zitierten Hobbyrestauratoren" und angelernten
Hilfskräfte im Einsatz sind:
Solange auch bei Ausschreibungen in diesem Bereich "automatisch"
der Bestbieter den Zuschlag erhält, werden Anspruch und
Wirklichkeit der restauratorischen Qualifikation der Handwerker weiterhin im
Widerspruch stehen. Aus diesem Grunde erklärt sich, dass die Industrie
für alle (nicht nur die denkmalpflegerischen) Anwendungsbereiche von
Steinersatzmörteln ihren Kunden anwendungstechnische Unterstützung leisten muss.
Allerdings sehen auch wir die von Dr. Koller kritisierte Darstellung in
einem Keim-Prospekt als verbesserungswürdig an, hier werden
Veränderungen erfolgen. Auch nach unserer Diskussion ist festzustellen, dass ein
Industrieunternehmen mit einem breiten Produktprogramm für den gesamten Bereich der
Altbausanierung weiterhin Kritikpunkte aus der Sicht von Dr. Koller bieten wird. Dieser
Kritik werden wir uns aber auch in Zukunft im Dialog gerne stellen.
Andreas Koch, Hermann Schläffer, Geschäftsführung
der KEIMFARBEN GmbH/Österreich"
und dann in RESTAURO 5/02
""Keim" verdrängt Kalk
Eine Beharrung
500 Jahre alte Kalkputze
Die Firma Keim-Farben fühlt sich zu Unrecht an den Pranger
gestellt (RESTAURO 2001/5, S. 340 und 2002/3, S. 155). Den Pranger verdient in
der Denkmalpflege nur, wer bewußte Zerstörung des Kunst-
und Kulturerbes betreibt, aber auch wer dazu beiträgt, dass Bau- und
Kunstdenkmale an einem falschen Modernismus gemessen oder mit Pseudoverbesserungen
grundlegend verändert (verfälscht) werden. Die Firmenphilosophie
hält immerhin seit der Gründung an der Überlegenheit und
längeren Haltbarkeit von Wasserglasprodukten gegenüber der
Kalktradition fest, was eine unbewiesene Behauptung ist (da keine
mehrhundertjährigen Dauervergleiche zwischen beiden Technologien möglich sind).
Diese einseitige Botschaft wird einerseits in allen Werbemittel verbreitet -
andererseits schiebt man jede Eigenverantwortung in Fällen
unpassender Anwendung (unter Hinweis auf die Entscheidungskompetenz des
Auftraggebers) auf andere oder auf ökonomische Zwänge ab (siehe die
letzte Reaktion). Im Zeitalter des Konsumentenschutzes und einer ganzheitlichen
Denkmalpflege kann aber der Materialerzeuger nicht aus seiner Verantwortung
für die Anwendung entlassen werden. Entweder hat bei den von mir
kritisierten Beispielen in Österreich der Gebietsbeauftragte der Firma
versagt (und weiß nicht, welchen Wert fast unversehrt erhaltene 500
Jahre alte Kalkputze und -anstriche auf gotischen Kirchen haben) oder man
nimmt die Zerstörung einer 500jährigen bewährten
Kalktradition zum eigenen Vorteil in Kauf.
Schadensfälle
Die generelle Behauptung der Überlegenheit von Mineralfarben
widerlegen prominente Negativbeispiele mit nicht mehr als 20- bis
30-jährigen Anstrichintervallen (z. B. Stiftskirche St. Florian, OÖ., um
1965-1993, Stiftskirche Melk, NÖ., 1978-1997, Innsbruck: Stuckfassade des
Helblinghauses 1980-2002). Mit dem täuschenden Hinweis auf bessere
"Garantien" für industriell vorgefertigtes Fassadenanstrichmaterial wird
den Auftraggebern die Entscheidung für die Ersatzprodukte nahe gelegt, auch wenn
diese teurer kommen. Die im schadensfall eintretende Garantieleistung
betrifft dabei in der Regel nur die Beistellung neuen Anstrichmaterials, kann
aber nie Ersatz für die Spätfolgen eines Traditionsbruches
in der Anstrichtechnik bieten, wie
- bleibende Veränderungen des Untergrundes,
- häufig großflächige Putzerneuerung als
Bedingung für diese Anstrichgarantien und
- Risiken durch spätere technische Methoden zur
Wiederentfernung ("problemloses" Abstrahlen etc.)
Gutachten für Schloss Hellbrunn
Die Überheblichkeit der Keimgestützten Wasserglaspropaganda kennzeichnet
auch die Gutachten, die von - im weiteren Firmenbereich tätigen -
Baulabors gestellt werden. Dies illustriert als aktuelles Beispiel ein
Gutachten für Schloss Hellbrunn bei Salzburg mit besonderer
Deutlichkeit. Ein übereifriger Mitarbeiter des Salzburger Stadtbauamtes hat
ohne Kontaktaufnahme mit der Schloßverwaltung und dem
Landeskonservator für die 1976 vom Autor untersuchten historischen
Schlossfassaden über Vermittlung von Keim-Farben, Salzburg, ein Gutachten beim Institut
für Bautenschutz und Bausanierung GmbH (IBB), Welden-Zürich,
erstellen lassen.
Die Begutachtung nahm der Institutsleiter Dr. Erfurth, vereidigter Sachverständiger für Anstriche und Außenputze, nach einem Ortstermin am 25. Februar 2002 vor.
Sein Bericht vom 18. März 2002 hält Abwitterungen/Schäden an den exponierten Fassadenteilen, besonders im Bereich von Giebeln (!), Ecken (!) und undichten Wasseranschlüssen (!) fest und konstatiert danach "massiven Abbau der Kalkbindung" (nach immerhin 25 Jahren!). Ferner wurden in einer Höhe von 180 cm über dem Boden zwei Putzproben (bei über 2000 m² Fassadenfläche!) zur Messung von Anstrichstärke, Zusammensetzung und Salzbelastung entnommen. Die Analyse ergab reinen, stark kreidenden Kalkanstrich von nur mehr bis 0,025 mm (statt neu 0,1 mm) Dünne, dichteren Ober- als Unterputz (Probe 1) bzw. Sanierputz (Probe 2) und deutliche Nitratwerte (nur Probe 2) bzw. Sulfatwerte (nur Probe 1), aber nur Spuren von Chloriden.
Das alles kennzeichnet aber nur den oberen Sockelbereich eines fast 400 Jahre alten Wasserschlosses mit über 50% Originalputzbestand.
Trotzdem kommt das IBB-Gutachten zu folgendem Schluss: "Die Untersuchung der Kalkanstriche am Schloss Hellbrunn hat ergeben, dass nur noch sehr dünne Pigmentschichten vorliegen und dass stellenweise der Untergrund schon zu sehen ist. Aufgrund der Salzanalyse muss von einer nach wie vor hohen Säurebelastung aus der Atmosphäre ausgegangen werden. Da eine Freskobemalung nun nicht mehr möglich ist, ist aus Gründen der Stabilität des Anstrichs eine reine Silikatfarbe unbedingt vorzuziehen. Ein Ätzen soll vermieden werden. Die Optik kann nach den Wünschen der Denkmalpflege mit den gleichen Pigmenten wie jetzt eingestellt werden."
Kommentar
Die Denkmalpfleger dürfen sich also nur etwas "für
die Optik wünschen." Aus mageren Analysewerten wird aber mit
pseudowissenschaftlichen Argumenten den jetzt in Hellbrunn über 380 Jahre mit sieben
Anstrichphasen (d. h. alle 50/60 Jahre) bewährten Kalkanstrichen (auch ohne
Freskoauftrag) eine "längere Lebensdauer und ein dauerhafterer optischer
Eindruck abgesprochen", welchen "auf jeden Fall reine Silikatfarben vorzuziehen"
Wären.
Was aber "längere Lebensdauer" heißt, wird in dem Gutachten offen gelassen. Sind nicht 25 Jahre für einen normalen Kalkanstrich eine beachtliche Zeit? Haben nicht aufwendige Silikatanstriche auf Großfassaden wie in Melk, St. Florian oder dem Innsbrucker Helblinghaus auch nur 20/25 Jahre gehalten?
Solche Gutachten von nur auf die derzeitige Baupraxis ausgerichteten Sachverständigen ignorieren die ganzheitlichen Maßstäbe und Erfahrungen der Denkmalpflege. Ihre einseitigen Urteile zeigen, dass sie die Denkmalwerte der beurteilten historischen Bauten gar nicht kennen, diese nur als optische Kulisse betrachten und die Bedeutung ihrer historischen Materialien und Zustände einfach ignorieren.
Das Wasserschloss Hellbrunn, um 1615 für Erzbischof Markus Sittikus fertig gestellt, ist nicht weniger als die bedeutendste Villa suburbana der Spätrenaissance nördlich der Alpen und Teil der Stadt Salzburg als Weltkulturerbe. Sind dafür alle 25-30 Jahre zu erneuernde Kalkanstriche als "Opferschichten" (je nach Situation ohne oder mit hydrophobierenden Zusätzen) unwirtschaftlich - oder bringen nicht vielmehr die teueren, härteren und höchstens einen einmaligen Überstrich tolerierenden Silikatfarben neue Probleme mit sich, wie einen irreversiblen Traditionsbruch und eine ganz andere Optik (vor allem im Alterungsprozess)? Außerdem wird die SO2-Belastung der Atmosphäre in Österreich von Jahr zu Jahr weniger.
Wunsch der Produktkennzeichnung
Daher mein dringender Wunsch an die Keim-Farben-Vertreter am
Denkmalpflegemarkt interessierte Produzenten: Kennzeichnen sie ihre Produkte analog den
Vorschriften der Pharmaindustrie etwa in folgender Weise:
- nicht nur Anwendung auf original erhaltenen, historischen Kalkputzen
und -anstrichen vor 1850 geeignet, und
- vor Anwendung an Bauwerken von historischer und
künstlerischer Bedeutung (Baudenkmalen) fragen Sie wegen möglicher negativer
Nebenwirkungen die zuständigen Denkmalbehörden. Manfred Koller"
Hier gibt es Genaueres zum Thema Hydrophobierung
Carl Weißlein begründet auf S. 25 in Bautenschutz+Bausanierung 2/02 die Abstrahlung der zerstörten Sandsteinoberflächen an der Klosterkirchenfassade Birnau:
"Befinden sich doch an der Fassaden der Birnauer Basilika zwei bis vier Schichten Silikat-Anstriche. Damit wurde der Stein am Diffusionsaustausch gehindert, so dass er >>erstickte<<. Naheliegend daher, mit Strahlgeräten diese Versiegelung behutsam und rationell zu entfernen."
Wer kennt noch nicht die sogar an unseren schönsten Baudenkenkmälern aufgerissenen, abplatzenden und krakelierten Silikatfarbanstriche und Wasserglasfestigungen? Und da die gerissene "Gelschicht" obendrein "porös" ist, dringt hier Kondensatwasser und im Riss auch Kapillarwasser bestens ein. Um dann unter der kapillartrocknungsblockierenden Gelschicht hygrische und frostbedingte Spannungen aufzubauen, die wir im Ergebnis als abmehlende und -schiefernde Putzuntergründe beobachten können. Zu bemerken ist, daß nicht nur in Petrischalen besonders dicke Gelschichten drohen, sondern auch auf schlecht bzw. gar nicht saugenden Untergründen wie hydrophobierte Sanierputze oder Natursteine. Auch hier sind Silikatanstrichabplatzungen ein häufig zu beobachtendes Schadensbild. Um hier überhaupt noch Untergrundbindung zu bewerkstelligen, wurden die Silikatfarben zur Kunstharzdispersions-Silikatfarbe "weiterentwickelt".
Weiter: Kapitel 5