U. Topper: Die >Große Aktion< - Europas erfundene Geschichte. Die planmäßige
Fälschung unserer Vergangenheit von der Antike bis zur Aufklärung,
Grabert 1998, ISBN 3-87847-172-6
Eine Zusammenstellung von Geschichtsfälschungen, an die wir so gerne glauben. Wie alt sind die monotheistischen
Religionen und ihre schriftlichen bzw. baulichen Zeugnisse? Gab es wirklich eine arabische
Eroberung Spaniens? Wie "arbeitet" die etablierte Geschichtswissenschaft und Diplomatik? Berichte aus der Fälscherwerkstatt der
Humanisten und ihrer Vorgänger in den Mönchsschreibstuben. Leider geht der
Autor wie schon in seinem Werk "Das letzte Buch", München 1993
(eine wundersame Mystifizierung und Überinterpretation der Johannes-Apokalypse
wie üblich) etwas nachlässig mit seinen Literaturquellen um.
Die Konstruktion und liturgische Durchsetzung neuer Sprachen nach dem Vorbild der babylonischen Sprachverwirrung durch "Humanisten"
vatikanischer Kommissionen wird zwar nicht ausreichend dokumentiert, aber
dennoch in Randbereichen beleuchtet. Durch Anwendung des damals in Humanistenkreisen
verbreiteten kabbalistischen Regelwerks (die 32 Middoth (Schriftdeutungsregeln)
des Rabbi Ismael) wurde dabei vor allem durch "Themura" (Buchstabenversetzung/-umstellung)
und "Zeruph" (Buchstabenersatz nach den Regeln "Athbasch", "Albam" und "Atbach") sowie Vokalauslassung in Verbindung mit gefälschten
"Sprachdokumenten" eine "neue" und schwer schreib-/sprechbare Ritualsprache
(Slawczysckiczimus) konstruiert. Damit wurde der germanische Sprachgebrauch verformt und
das "Heidentum" der christlichen Mission mit gleichzeitiger Umvolkung verfügbar
gemacht. (Vgl. Steven Pinder: Der Sprachinstinkt (Kindler, München1996):
"Ich [...] kann daher bezeugen, daß sprachliche Unterschiede zu Unterschieden
in der ethnischen Identifikation führen [...]" (S. 278); "Darwin selbst
drückte die zentrale Erkenntnis folgendermaßen aus: [...] Herrschende
Sprachen und Dialecte verbreiten sich weit und führen allmählich
zur Ausrottung anderer Sprachen. Ist eine Sprache einmal ausgestorben,
so erscheint sie ... gleich einer Species niemals wieder." (S. 279); "[...]
wie das Beispiel des Hebräischen im zwanzigsten Jahrhundert zeigt
- kann schon der fortdauernde zeremonielle Gebrauch einer Sprache in Verbindung
mit bewahrten Dokumenten ausreichen, um sie mit neuem Leben zu füllen,
sofern man nur will" (S. 301) Und unter Romanisten ist ja eh bekannt, wie
erst im 18./19. Jahrhundert auch deren Sprachen codifiziert, ja oft neu
erfunden wurden, um das Projekt Nationalismus voranzubringen. Den Italienismen
fielen dann z.B. die langobardischen "Ursprachen" zum Opfer.). Für Neugierige. In
Anbetracht des großen Titels nicht immer zufriedenstellend argumentiert. Dennoch gut zum Einstieg.
Tip: Auch Heribert Illig: "Das erfundene Mittelalter" (mit qualifizierterer Belegführung, Econ-Verlag, s.u.) und Kammeier: "Die Fälschung der deutschen Geschichte", "Die Fälschung der Geschichte des Urchristentums" lesen! Hier wird gnadenlos mit liebgewordenen, aber leider mißbrauchsfähigen Nationalmythen aufgeräumt. Wobei nicht nur die deutsche Geschichte bis zum 15./16. Jh. im Abgrund der Fälschung verschwindet, sondern - bei genauer Überprüfung entsprechend Kammeiers Thesen - auch die Nationalromantik des mittelalterlichens Spaniens, Italiens, Schwedens, Polens, Rußlands, Englands, Frankreichs usw. usf. Überall fehlen nämlich "originale Quellen" des Mittelalters, wir haben nur geradezu abenteuerlich sich widersprechende erstunkene und erlogene Kopien und Fragmente sowie vollkommene aus dem Nichts erfundene, aber sehr absichtsvolle Fiktionen bis zu "Königschroniken", "Herrschergenealogien" und vor allem auch "Schenkungsurkunden und Stiftungen" aus der Hochzeit der Fälscherzunft - dem Humanismus. Das verschweigt aber unsere aktuelle Fälscherzunft der "Geschichtswissenschaft" wiederum recht eigentlich oder - noch raffinierter - verharmlost das Problem. Bitte selbst Nachprüfen!!!
Und wer nachvollziehen will, wie die Johannes-Apokalypse als kosmologische Zusammenschau des Planetenlaufs durch die Zodiak-Sternbilder von "Johannes Chrysostomos" (oder seinem Plagiator/Erfinder, vielleicht ganz und gar aus dem Spätmittelalter) konstruiert wurde, lese "Die Offenbarung Johannis - Eine astronomisch-historische Untersuchung von Nikolaus Morosow, mit einem Geleitwort von Prof. Dr. Arthur Drews in Karlsruhe", Stuttgart, Verlag von W. Spemann, 1912. Besser kann man den fundamentalistischen Endzeiterwartungen und evangelikalen/pietistischen Apokalypsen-Scharlatanen der Vulgär-Esoterik nicht den Boden entziehen!
Uwe Topper: ZeitFälschung. Es begann mit der Renaissance. Das neu Bild der Geschichtsschreibung, F.A. Herbig Verlagsbuchhandlung, München 2003
Ein echter Topper, klugerweise selbst eingeführt als "keine wissenschaftliche Arbeit" (S. 11): Sich lang hinziehendes allgemeines Gesochse und Geraune über fremde Forschungsergebnisse (toll, was der Autor alles schon las, der Laie wenigstens gewinnt einen Einblick in verschiedene geschichtskritische Arbeiten ernsthafter Forscher, vgl. die gute Literaturliste im Anhang), systematische Einstreuungen seiner alten Bücher (die zum Kauf anregen sollen und recht eigentlich nichts sagen), bis zum Schluß auf wenigsten Seiten doch etwas kommt: Der historische Jesus war möglicherweise ein "mittelalterlicher" Sozialist, der im Zusammenhang mit dem Zusammenbruch der Bankenherrschaft der Templer eine allgemeine Entschuldung propagierte, die dann in Folge durch seine wahren und scheinheiligen Anhänger durchgesetzt wurde und sich als christlich-katholischer Kirchenglaube manifestierte. Ausgehend von Frankreich, da stimmt er mit Kammeier überein. Zentrales Motto: "Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern". Aha. Da die Norddeutschen Lande (Stedingeraufstand usw.) von der Verschuldung als freie Bauern auf freier Scholle ebenso wie die freien Reichsstädte weniger betroffen waren, wollten sie logischerweise auch nicht so dolle gern katholisch werden und hingen lieber weiter irgendwelchen alten Planetenreligionen an oder dann der Reformation. Daß alle Religionssysteme bzw. ihre Kosmologien reine Planetenreligionen sind und waren (auch Jesus als Mondgott mit dreinächtiger Unsichtbarkeit, mondgebundene Feiertage, Kalenderheilige mit astronomischer Bedeutung (Johannes als Sonnenenthauptung zur Mittsommerwende, Jesus als Lichtgeburt zur Wintersonnenwende), Fisch als Opfertier wg. Fische als wiedergeburtsverheißendes Frühlingspunkt-Sternbild zu Ostern usw.), weiß Topper allerdings nicht. Dennoch. Sein trotz 284 Buchseiten kurzer Diskussionsbeitrag eröffnet der historischen-Jesu-Forschung wieder mal eine neue Tür. Das ist ja auch was.
H. Illig: Das erfundene Mittelalter, Die größte
Zeitfälschung der Geschichte, ECON, 7. und verbesserte Auflage 1999, ISBN 3-430-14953-3.
Rund um den großen Karl mit seinem pseudo-europäischen Karolinger-Kult, der mit
umfangreicher Argumentation ins Reich der Fabel verwiesen wird. Politisch und
wirtschaftlich zwar nützlich bis heute, aber vielleicht erstunken und erlogen? Peinliche
Fragen gerade für die aktuellen Aachner Finten und Paderborner Fundarmut.
Illig reitet seinen Parcour durch nahezu alle historischen Hilfswissenschaften
mit Bevorzugung der Astronomie und vor allem der Sachzeugnisse. Genau
das bringt die biegsame, amtlich etablierte Historikerzunft, die auch in
der jüngeren Geschichte bis zum Schweigen über gesetzlose
NATO- und USrael.Verbrechen ihre Elastizität ins Unendliche steigert, zum entsetzten
Schwitzen. Bewährte Strategie: Öffentliche Aufforderung zum
Totschweigen (Prof. Borgolte: "Nun ist es besser, über ihn [Illig] zu
schweigen.") des Unerwünschten. Lesefreude für alle aufgeklärten Geister,
nur ein bißchen getrübt durch das gnadenlose Infragestellen
der eigenen Gutgläubigkeit. Was aber nicht schadet, oder? Und
im Mittelalter und im Frankenland der Karolinger beileibe nicht endet.
Mantis-Verlag * Heribert Illig * Phantomzeit* Erfundenes Mittelalter
Die andere Seite: Uwe Hamelberg: Einige Anmerkungen zur "Illigschen Lücke" Karl der Grosse (742-814) Geschichte DarkAgesCharlemagneBulfinch's Mythology, 'Legends of Charlemagne or Romance of the Middle Ages' History / Historical figures / Charlemagne Charlemagne's Biography CATHOLIC ENCYCLOPEDIA: Charlemagne
Wie die ur-hungarisch-hunnomanische Geschichtsfolklore funktioniert, wieviel Land ihrer lieben Nachbarn sie beansprucht, wie alle Runen recht eigentlich ihr Werk sind und den tumben Germanen das Vorbild boten, finden Sie auf diesen Links (Vorsicht: Ernstgemeint, Kichern verboten, übertrifft fast die italienische Barbarenmanie!!): www.hunmagyar.org/hungary/archeology/archeology.htm + hunrun.htm
Gerhard Heß: Oding-Wizzod, Gottesgesetz und Botschaft der Runen,
Droemersche Verlagsanstalt Th. Knaur Nachf., München 1993, TB 86034, ISBN 3-426-86034-1
Was Heß hier wohl zum ersten Mal in der Geschichte der Runenforschung vorstellt, verblüfft: Demnach sind die Runen - in der von
vom Ende des Futhark gelesenen Reihenfolge - auch ein Mondkalender und repräsentieren die Schwarz- und Vollmondphasen im Jahreslauf
sowie die ihnen zugehörigen Festivitäten des Sakraljahrs. Damit entschlüsselt der Autor den altgermanischen
luni-solaren Kalender, die kosmologische Bedeutung der Feste und Feiertage, bringt Numerologisches und macht auch vor dem "Runenorakel" nicht Halt.
Wenn auch mit Abschweifunge ins Esoterische, spannend zu lesen und auf jeden Fall ein wichtiger Beitrag zur Deutung und Entwicklung unserer Schriftsysteme.
Geschichte und Chronologie - Eugen Gabowitschs Internet-Zeitschrift mit heißem Forum. Spannend und hintergründig! Unglaubliche Argumentationen weit über Illig hinaus, mit teils ausgiebiger Belegführung. War "Geschichte" auch früher nur interessierte Einflußnahme irgendwelcher Sieger? Waren die Habsburger Türken, die Russen Mongolen, der Deutsche Orden die Goldene Horde oder was? Alexander, Cäsar, Karl, Iwan der Schröckliche - alles nur Luftnummern? Und die Chinesische Mauer ein recht neues Bollwerk gegen russischen Artilleriebeschuß des 16./17. Jahrhunderts? Die chinesische Geschichte gar eine chinoise Umschrift der abendländisch erfundenen Geschichtsquellen irgendwelcher Kaiserzeiten? Oh je.
Der Berliner Geschichtssalon - Chronologierevision pur
www.efodon.de- Ungebührliche Kritik an der etablierten Historiker- und Archäologenzunft. Kontroverse Beiträge rund um die Rätsel der "Antike" und des "Mittelalters".
Uwe Topper: Was Newton von der antiken Chronologie hielt (Zur Geschichte der Chronologierevision)
www.dbs.informatik.uni-muenchen.de/~krojer - Ein Gegner der Chronologierevision Dr. Illigs und anderer, der seine "überzeugende" Argumentation sogar mit Auschwitzkeulen nachwürzen muß (!).
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