Hrsg. H. Hofrichter: Putz und Farbigkeit an mittelalterlichen Bauten,
Theiss 1993, ISBN 3-8062-1069-1
Der Forschungsstand zum Thema historische Fassung mit
vielen internationalen Beiträgen. Argumente gegen den Natursichtigkeits-Wahn.
Tagungsband der Deutschen Burgenvereinigung e.V..
B. Gnekow: Das "rote" Plau? Zur Architekturfarbigkeit
einer Mecklenburgischen Fachwerkstadt, in: Landesamt für
Denkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern (Hrsg): Denkmalschutz und Denkmalpflege
in Mecklenburg-Vorpommern, Heft 6, 1999, Schwerin Dezember 1999
Die nationalmasochistische Vergackeierung historischer
Fachwerkbauten durch Freilegung im Gefolge des Romantizismus offenbart
dieser bemerkenswerte Aufsatz. Nicht dunkelkackig, sondern beispielweise
in lichtem Englischrot strahlten historische Fachwerkhölzer: sie nobilitierten
sich mit dem Gefach durch überschlämmte Kalkkaseinfarben zur
einheitlichen Optik. Wenn sie nicht ganz unter dekorativer Kalkputzgliederung
verschwanden und als wirtschaftliches Bausystem den aufwendigeren Massivbau
nur vortäuschten. Die heimelige Fachwerkstadt aus braunschwarzem Konstruktionsgerippe,
nur eine Gemütskrankheit? Auch durch die schönen Abbildungen
ein Leckerbissen für wahre Fachwerkfreunde.>
E. Jägers (Hrsg.): Dispergiertes Weisskalkhydrat
für die Restaurierung und Denkmalpflege, Altes Bindemittel - Neue
Möglichkeiten, Michael Imhof Verlag, Petersberg 2000, ISBN 3-932526-58-9
Den aktuellen Forschungsstand rund
um die Bindemittel für Restauriermörtel und -anstriche reflektiert
dieser Aufsatzband. Restauratoren, Denkmalpfleger und Hersteller berichten
über die vergeblichen Versuche, mit 'modernen' Baustoffen der Silikat-,
Zement- und Kunstharzchemie das Wasser- und Salzproblem alter Bausubstanz
in den Griff zu kriegen. Es kommt eben vorwiegend auf die Materialverträglichkeit
und kapillare Entfeuchtungsleistung an, wenn historische Oberflächen
beschichtet, gefestigt und hinterspritzt werden sollen.
Italienische Restaurierpampen, deutsche Mineralfarben und Fassadenhydrophobie, polnische Zemente: Einsatzgrenzen und Schadenspotential werden ungeschminkt dargestellt - und vor allem das Hohe Lied des Kalkes gesungen. In Form gebracht durch Dispergieren, ein durch Rochus Strotmann bis zur technischen Anwendungsreife entwickeltes mechanisches Behandlungsverfahren in Verbindung mit geringen Mengen von stabilisierenden Zusätzen, entstehen dem Kalk neue und erweiterte alte Einsatzbereiche. Die vorgestellten Ergebnisse bestätigen die Überlegenheit des Kalkes als bestandsschonendes Bindemittel.
Besondere Spitze der abschließende Beitrag von Jens Gumbold, der als Chemiker der Alligator-Farbwerke der Künzelschen Fassadentheorie den letzten Fußtritt gibt. Nun hat es auch die fortschrittliche Industrie begriffen: wasserabweisende Beschichtungen sind Gift für Naturstein und alte Putzfassaden.
Ross, Stahl: Praxishandbuch Putz - Stoffe, Verarbeitung, Schadensvermeidung
Horst Rusam: Anstriche als Beschichtungen
für mineralische Untergründe, Eigenschaften und fachgerechte
Aufbringung, (expert), 1999, 112 Seiten mit 28 Bildern, 12 Tabellen, ISBN 3-8169-1655-4
Viele Schadensfälle geben Einblick in die Problematik "moderner" Anstrichstoffe aus Kunstharz- und Siliaktkomponenten, von
Rißschäden auf Leichtmauerwerk und die bekannte Schimmel- und Algenproblematik auf
KS-Mauerwerk, WDVS und Kunstharzputz und -anstrich.
Zum altbaugerechten Kalkanstrich zu wenig Stoff.
Insgesamt zwar etwas fortschrittsgläubig, dennoch - etwas gegen den Strich gelesen - nicht uninteressant.
buildingconservation.com: Lime Mortars & Renders; The Relative Merits of Adding Cement<> Pozzolans for Lime Mortars
EUROLIME, newsletter No. 3. Drittes Internationales
EUROLIME-Treffen in Mainz, 1.-2. Mai 1998. Bestellung: Institut
für Steinkonservierung e.V., Mainz
Überblick zum aktuellen Stand
der internationalen Kalkforschung. Widersprüchliche, und dadurch zum
weiteren Nachdenken auffordernde Einblicke in Theorie und Praxis,
auch des Verfassers der Altbau und Denkmalpflege Informationen. Empfehlenswert
für alle engagierten Denkmalpfleger.
Gerd Ziesemann, Martin Krampfer, Heinz Knieriemen: Natürliche
Farben, Anstriche und Verputze selber herstellen (AT), Aarau, Schweiz,
1996, 142 Seiten mit vielen Farbabbildungen, ISBN 3-85502-523-1
Informationen, Tips und Rezepturen rund um Putz und Farbe.
Von engagierten, praxiserfahrenen und auch wissenschaftlich kompetenten
Fachleuten. In Sachen giftfreier Holzschutz nicht auf aktuellem Stand. Rezension s.u.
H.G. Meier: Sanierputze
- Ein wichtiger Bestandteil der Bauwerksinstandsetzung, Mit 65
Bildern, 7 Tabellen und 106 Literaturstellen. expert 1999, ISBN 3-8169-1547-7
Der Altmeister der Sanierputzherstellung plaudert aus
dem Nähkästchen. Alles rund um Schadensfälle aus Verarbeitung,
Transport und Fehlanwendung. Räumt mit Vorurteilen und der Wahnvorstellung
auf, Sanierputzporen könnten entsalzen und entfeuchten. Unbedingt
empfehlenswert, um Sanierputze richtig anzuwenden, Fehler zu vermeiden
und andere Putzkonzepte besser zu verstehen. Lang-Rezension siehe Titellink.
A. Boué: Der Putzbaukasten -Historische
Fassadenputze authentisch wiederherstellen, Fraunhofer IRB Verlag, Stuttgart 1999, ISBN 3-8167-4717-5
Auf der Suche nach der historischen Mörtel-Rezeptur. Vor allem die Thüringer historischen Kalk-Gips-Fassadenputze
sollen durch das referierte Forschungsprojekt als Werktrockenmörtel
eine Renaissance erhalten. Dabei werden die von Prof. Bedals Forschungen
nachgewiesenen Hochbrandgipse, die besonders witterungsstabil sind, seltsamerweise
nicht berücksichtigt. Auch die Anstrichtechnik muß den traditionellen
Weg verlassen, zugunsten kunstharz- und zementhaltiger Baustoffe! Gespreiztes
wie: "In der Diskussion um Authentizität ist das Akzeptanzproblem
impliziert." (S. 22), "Trotz der Verwendung eines modernen Zementes
als hydraulischer Zusatz kann auch diese Baukasten-Variante, denkmalpflegerischen
Ansprüchen genügen." (S. 67 ff., Kommasetzung im Original) - wirkt schönfärberisch, überzeugen kann es nicht.
Etwas zu durchsichtig erscheint auch die herbeigeschriebene "Akzeptanz" für Bauprodukte und
Zusatzmittel der modernen Bauchemie anstelle reiner Kalktechnik, deren eigentliche Werkgeheimnisse man
aber nicht kennt. Das wiederholt bekundete Negativimage des Kalkes führt ersichtlich
(absichtsvoll?) in die Sackgasse, aus der dann ausgerechnet Kunstharzvergütung retten soll.
Gleichwohl finden sich sehr schöne Bauwahrheiten im Buch: "Wegen des hohen Alkali- und
Magnesiumgehaltes können [bei Traßmörteln] Ausblühungen von Natrium-,
Kalium- und Magnesiumsalzen entstehen." (S. 39) und: "Es darf [in
Fassadenputzen] nicht zu osmotischen Staudrücken oder inneren Kondensaten
kommen. Ablösungen und Zerstörungen sind die unausweichliche
Folge." (S. 121) - eben der wasserabweisend vergüteten Kunststoffanstriche
sowie Putze, und: "Schließlich lösen auch die Spannungen
aus thermischer Dehnung der [acrylatverschnittenen Kalk-] Farbschicht Verwitterungsmechanismen
aus" (S. 137) und weiter: "Heute werden unter Bezeichnung Latexfarben
alle möglichen Kunststoffdispersionen vertrieben, die keineswegs auf
der Basis des sehr teuren Naturkautschuk hergestellt werden." (S. 123).
Trotzdem bleibt das Kunststoff-Farbsystem die Vorzugsfarbe des Baukastensystems
und man rät auch zum "hydraulischen Bindemittelstrahl". Um
es weniger vornehm zu umschreiben: Chemiepampe und Zementmörtel. Als
ob wir deren Schadensträchtigkeit nicht schon ausgiebig genug praktisch ausgetestet hätten.
Der Putzbaukasten resümiert: "Wenn man also erwartet, einen Baukasten verschiedener
Mörtelkomponenten zu bekommen, die "do it yourself" zu einem Putz zusammengesetzt werden,
so ist diese Vorstellung das genaue Gegenteil dessen, was mit dem Baukastensystem
erreicht werden soll." (S. 147). Es braucht nämlich immer externe
"Produkt- und Konzeptverantwortung", die inkl. Materiallieferung durch
die Forschungsbeteiligten dann gegen Entgelt angeboten wird (S. 147 ff.).
Da man aber davon ausgeht, daß "jüngere Neuverputze [...] vollständig entfernt werden" (S.
148) und auch mehrheitlich bei Altputzen "der Systemaufbau des authentischen Baukastenputzes
auf einem von Putzresten gereinigten Grund erfolgen soll [...]" (S.
148), wird sich die Akzeptanz bei echten Denkmalpflegern nicht so freudig
einstellen. Da geht es nämlich um Erhaltung des Bestands - und dazu
gehören eigentlich alle Bauphasen bis gestern.
Wahre Liebe zum Denkmal weiß von Dehio: "Man kennt bis heute keine einzige
Restauration, auch nicht unter den zu ihrer Zeit bewundertsten, die nicht nach zwanzig
Jahren den Nimbus sog. Echtheit schon wieder verloren gehabt hätte.
Unbegreiflich, wie, nachdem eine an Enttäuschungen und Reue übervolle Erfahrung
hinter uns liegt, gewisse Zauberer es noch immer zustande bringen, den
vertrauensvollen Laien zu suggerieren, sie, sie endlich und ganz gewiß,
hätten das große Arkanum gefunden. Es wird nie gefunden werden.
Der Geist lebt fort nur in Verwandlungen; in seine abgelegten Schlangenhäute
läßt er sich niemals wieder zurückzwingen." (in: Georg Dehio, Kunsthistorische Aufsätze,
München/Berlin 1914, S. 276). Ob das auch in Thüringen gilt?
Das waren noch Zeiten, als man die "Echtheit" dem fremdsprachigen Tarnbegriff "Authentizität"
vorzog. Trotz und wegen der klassischen Bildung!
W. Müller (Hrsg): Handbuch der Farbenchemie, Grundlagen, Technik,
Anwendungen, Loseblattwerk (ecomed), ISBN 3-609-72700-4
Grundlagen- und Praxiswissen rund um die Farbe - mit allen Vorzügen und Nachteilen eines Loseblattwerks.
Für wirklich Interessierte.