Ein von mir nicht überprüfter Nachweis der Temperierung als bauschadensbekämpfende Heizmethode gegen Durchfeuchtung findet sich als Fußnote 17 zu der Publikation der Temperierungs-Minimalanlage des historischen Rathauses Tittmoning,
"in dessen Tiefparterre 1992 die erste meßtechnische Bestätigung der thermischen Trockenlegung (an bis zu 1,8 m starkem Tuffsteinmauerwerk mit je einer Heizrohrschleife pro Wandsockel) gelang [...]."
in: Henning Großeschmidt: Das temperierte Haus: sanierte Architektur und "Großvitrine", 14 Jahre besucherfreundliche Schadensprävention mit Temperieranlagen, Sonderdruck aus: Aspekte der Museumsarbeit in Bayern, Erfahrungen - Entwicklungen - Tendenzen, MUSEUMSBAUSTEINE Band 5, Hrsg.: Walter Fuger und Kilian Kreilinger i.A. der Landesstelle für Nichtstaatliche Museen beim Bayer. Landesamt für Denkmalpflege:
"Im Mai 1992, nach 4,5 Monaten "Fundamentbeheizung" war der Durchfeuchtungsgrad des überschweren, stark salzbelasteten Mauerwerks in den äußeren unteren Testbereichen über Gelände (ca. 2 m von den Sockelheizrohren des Tiefparterres entfernt) um bis zu 60% zurückgegangen, ohne daß weitere Schäden durch die Bodensalze auftraten.
Im "Vorabbericht" für die Stadt Tittmoning (Institut für Gebäudeanalyse und Sanierungsplanung GmbH, München, 4.6.1992) wurde geraten, zur Förderung des weiteren Austrocknens die Sockelzonen zunächst unverputzt zu lassen, wobei "zusätzlich die Funktionstüchtigkeit der Fundamentbeheizung gewährleistet sein muß."
Die Untersuchung fand im Rahmen eines Forschungsprojektes "Diagnose und Therapie überhöhter Feuchte-/Salzbelastung in historischen Mauerwerkskomplexen" statt, gefördert vom Bundesministerium für Forschung und Technologie.
Dennoch wurde das Projekt nicht in den Abschlußbericht des Forschungsvorhabens aufgenommen.
Statt dessen erschien dort ein Bericht desselben Instituts über einen zum Beweis des Gegenteils vorgenommenen Laborversuch, der die Wirkung eines elektrischen Heizkabels von 28 Watt Leistung und 1 m Länge untersuchte, das im Sockel einer gleichlangen, in einem Stall in einem Wassertrog aufgebauten Testwand von 36 cm Stärke in 26 cm Höhe eingemörtelt war.
Zwei Aussagen belegen auch hier die Wirksamkeit des Prinzips (die in einer Kirche von Neuenschwand/Opf. ein Jahr zuvor unter realistischen Bedingungen bei Betrieb einer Kabelschleife von 40 W/m eintrat):
"Schon in einer Höhe von ca. 0,6 m über dem Heizkabel machte sich der Einfluß der Beheizung praktisch nicht mehr meßbar."
und
"Generell ist über den Meßzeitraum [von sieben Monaten] insgesamt ein leichter Anstieg der Raumluftfeuchte zu verzeichnen."
Da sich dank der zylindrischen Isothermen auch unterhalb eines Heizelements die Temperatur erhöht, kann man aus den Angaben entnehmen,
- daß am Sockel eine Temperaturerhöhung auf einer ca. 80 cm hohen Fläche eingetreten war
und
- daß durch die "Tauchsiederwirkung" der unteren Sockelzone ständig Wasser aus dem Trog in den Raum verdunstete.
Claus Arendt: Abschlußbericht zum Forschungsvorhaben BAU 5030 A, Diagnose und Therapie überhöhter Feuchte-/Salzbelastung in historischen Mauerwerkskomplexen.
München 1994"
Inwieweit diese Fußnotenweisheit nun ein ewig überzeugender Nachweis für die Dauer-Trockenlegung versalzter und nasser Wände durch Temperiertechnik ist, kann
ohne weitere Überprüfung wohl kaum festgestellt werden. Denn oft genug wird ja dann die Problemzone mit sperrendem Sanierputz
kaschiert und erst einige Zeit später zeigt sich dann, daß es nicht funktioniert hat, das Salz thermisch zu beherrschen. Denn dann ist alles wieder feucht und
der Sanierputz zeigt Schäden. Wie es nun am Rathaus Tittmoning weiterging - ein Unternehmer wirbt im Internet (Stand 8/16) mit seinem Sanierverputz im Inneren
des Rathauses - entzieht sich meiner Kenntnis.
Temperieranlagen - heizwasserversorgt oder elektrisch - sind gleichwohl mehr und mehr ein konservatorischer Standard zur Sicherung von kondensatgefährdeten
archäologischen Ausgrabungsbefunden in überdeckter Präsentation wie z.B. bei Kirchen und im Freilichtmuseumbereich. Die dort gegebene Feuchteproblematik
- soweit ohne hygroskopische Salze als eigentliche Feuchteursache - ist dabei mit geringem Anlagenaufwand, der nur die Taupunktuntzerschreitung verhindern soll,
zu beherrschen.
Dies gilt auch für die Sicherung von Dachausbauten (Naßraumeinbau, Wechsel vom gut durchlüfteten Kaltdach zum feuchtegefährdeten ausgebauten Dachgeschoß mit vermindertem Lüftungsquerschnitt unter der Dachhaut) oder die Beherrschung der Feuchteproblematik in feuchten, höherwertig umgenutzten Kellergeschossen oder kondensatbelasteten Sockelbereichen / Sockelzonen in sonst ungeheizten Räumen. Daß man dabei teils eingeputzte Rohrführungen der Temperierung einsetzt, mag aus ästhetischen Gründen akzeptabel sein, bedingt freilich etwas höheren Energieverbrauch durch die direkte Wärmeeinleitung in die massiven Kontaktflächen rund ums Heizrohr.
Wie es in typischen Kellern aussehen kann, kennt jeder:
Unter dem
Bodenbelag des Kellers aktiver Hausschwamm. Es sieht aber zunächst nur nach Dreck
oder dem Mieter ausgelaufene Farbe aus. Einfache (und preisgünstige)
Methoden können hier Abhilfe schaffen, auch wenn der "Experte"
erst mal vom Hausabbruch, mindestens jedoch von Vollvergiftung schwafelt.
Die Algen am
Fenster - sie blühen sommers am schönsten - sind ebenso wie die
abbröselnde Farbe keine Folgen "aufsteigender Feuchte" - auch wenn das mancher Schwachverständige glaubt. Diese Wand
muß nicht nachträglich horizontalisoliert oder sanierverputzt
werden - es stehen viel einfachere Methoden zur Verfügung. Eine
bescheidene Hüllflächentemperierung mit geringer Vorlauftemperatur - angeschlossen
an die vorhandene Heizung - kann auch (vielleicht als ergänzende Maßnahme) dazugehören.
Die strahlungsintensive Hüllflächentemperierung bzw. Wärmewellenheizung packt die unangenehmen Begleiterscheinungen der Feuchte an der Wurzel.
Zerschimmeltes
Mespelbrunn-Puzzle auf kondensatbelasteter freistehender Massivwand eines
Lagerraumes. Es ist eben nicht aufsteigende Feuchte,
die auf Holz, Papier, Textil, Leder und anderen organischen feuchteanreichernden
Substratoberflächen in unbeheizten Räumen Schimmel
und Hausschwamm heranwachsen läßt.
Im Umfeld empfindlicher Raumschalen wie bei hochdekorierten Rokokozimmern mit intarsiertem Schmuckparkett kann das Vermeiden havariegefährdeter wasserführender Leitungssysteme erforderlich werden. Hier sind elektrisch versorgte Abstrahlsysteme sinnvoll.
Strahlplatten mit relativ geringer Oberflächentemperatur vermeiden das Verbrennen/Verschwelen von Staub (das auch bei hocherhitzten und bodennahen Heizleistensystemen auftreten kann) und damit verbundene erhöhte Oberflächenverschmutzung. Sie bringen ihre Wärmeenergie energiesparend bei niedrigen Vorlauftemperaturen in den Raum, dagegen brauchen konvektive Heizkörper systematisch hohe Vorlauftemperaturen. Auch der Einsatz von mobilen elektrischen Strahlungskörpern kann sinnvoll sein, z. B. bei zeitlich begrenztem Betrieb oder bei im Winter geschlossenen musealen Bereichen in grundsätzlich trockeneren Obergeschossen. Besonders raffinierte Lösungen für lokal wirksame Minitemperierung schimmelgefährdeter Einzelobjekte oder besonders kondensatgefährdeter Bauteilbereiche ermöglicht der gut reversible Einsatz von Heizkabeln.
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