Prof. Dr.-Ing. habil. Claus Meier
Architekt SRL
Neuendettelsauer Straße 39
90449 Nürnberg
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Niedrigenergie- und Passivhaus im Kreuzfeuer 2
Fakt Nr. 1:
Das Passivhaus wird mit ca. 30 kWh/m²a Heizenergie gehandelt. Spitzenwerte für die "Energieeffizienz" liegen – gerechnet! - schon bei ca. 10 kWh/m²a). Sogenannte Referenzhäuser wurden vor zehn Jahren mit 100 kWh/m²a angenommen. Die Wärmeschutzverordnung (heute: Energieeinsparverordnung EnEV) legt den berechneten Bedarf (das ist nicht der Verbrauch) im Mittel etwa auf 75 kWh/m²a fest.
Die energetischen Verbesserungen betragen somit rein rechnerisch im ersten Fall etwa 70 beziehungsweise im zweiten Fall 45 kWh/m²a; das sind konkret 7 bzw. 4,5 Liter Heizöl oder an Heizkosteneinsparung etwa 3,90 DM/m²a bzw. 2,50 DM/m²a.
Wer die dynamische Investionsrechnung richtig handhabt (auch dies wird sinnigerweise dem Kunden vorenthalten), kommt dann auf maximale Mehrkosten von etwa 47 DM/m² bzw. 30 DM/m².
Bei 100 m² Wohnfläche würden dies maximale Mehrkosten von 4700 oder 3000 DM bedeuten.
Die Pioniere der ”energiesparenden” Bauweisen operieren inzwischen mit Mehrkosten, die ja nur bei 15.000 bis 25.000 DM liegen würden! Wie man sieht, hier wird der Kunde bei der Wirtschaftlichkeit maßlos hinters Licht geführt und betrogen; ihm wird mit den Offerten dieser Wahnsinnsbauweise, ohne nun eine entsprechende Gegenleistung in Form einer ausreichenden Heizenergieeinsparung zu erhalten, nur das Geld aus der Tasche gezogen.
Als Richtschnur kann folgende Faustformel dienen:
Eine Einsparung von 10 kWh/m² Nutzfläche darf bei wohlwollender Beachtung der Wirtschaftlichkeit grob die dafür notwendigen Mehrkosten von 8 DM/m² Nutzfläche nicht überschreiten.
Dieses Limit wird jedoch bei der Niedrigenergiebauweise immer überschritten.
Hier vollzieht sich ein theaterreif inszenierter, modern interpretierter Ablaßhandel, jetzt allerdings im Namen der Umwelt. Dabei sollen Schlagwörter wie ”Energieeffizienztechnik, ”effizientes Bauen” und ”hocheffiziente Wärmerückgewinnung” die Gehirne der Anwender und Kunden vernebeln. Die Erfinder dieser Sprechblasen wissen offensichtlich überhaupt nicht, was Effizienz bedeutet; die Hauptsache scheint wohl nur zu sein, daß das Schlagwort beim Kunden gut ankommt.
Effizienz ist per Definition das Abwägen von Aufwand und Nutzen. In all den angepriesenen ”neuen” Techniken ist die Effizienz, hier in Form der Wirtschaftlichkeit, jedoch nie und nimmer gegeben. Mit Effizienz haben all diese baulichen ”Trends” nun wirklich nichts zu tun.
Karl Steinbuch sagt in seinem Buch ”Maßlos informiert, die Enteignung unseres Denkens”:
”Wo Begriffe und Strukturen verflüssigt werden, versinkt man im Sumpf”
– und Mangel an Sumpf besteht ja zur Zeit wahrlich nicht. Diese Herren befinden sich durchaus in ehrenwerter Gesellschaft.
Da die Wirtschaftlichkeit nicht gegeben ist, weicht man thematisch auf das ”Minimum” aus, das jedoch nur den Nutzen ohne Berücksichtigung des Aufwandes minimiert. ”Minimum-Lösungen” ohne Angabe des Aufwandes sind jedoch wertlos, sind Mogelpackungen. Mehr noch: jenseits des ”Minimums”, wenn die Kurve wieder ansteigt, wird mit mehr Aufwand weniger erreicht: Das Minimum kennzeichnet also den Beginn einer technisch-geistigen Verwirrung. Diese unzulässige und falsche Interpretation des Minimums als Maß der Wirtschaftlichkeit bedeutet deshalb ”Betrug am Kunden”. In der ”Fachliteratur” zieht sich dieser Irrtum wie ein roter Faden durch die Wirtschaftlichkeitsdiskussion; die Folge sind bezüglich der Wirtschaftlichkeit ständig falsche Aussagen.
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