Prof. Dr.-Ing. habil. Claus Meier
Architekt SRL
Neuendettelsauer Straße 39
90449 Nürnberg
Tel.: 0911/6897526 Fax: 0911/6897527
In Bauhandwerk/Bausanierung erschien dann 1/2001 folgender Beitrag Prof. Meiers als Contra Passivhaus gegen eine Pro von Dr. Feist, das wegen seiner rein werbenden Behauptungen hier nichts zu suchen hat:
"Passivhaus - Contra 1
Das Passivhaus wird als Prototyp zukünftigen Bauens propagiert. Äußerst laienwirksam werden unter anderem folgende Schwerpunkte gesetzt:
Außenhüllen müssen bestens wärmegedämmt sein
Die empfohlenen Superdämmungen bis zu 40 cm sind aus drei Gründen abzulehnen:
1) Der k-Wert gilt nur für den Beharrungszustand, ignoriert damit die vorhandene Solarstrahlung und die Speicherfähigkeit der Außenwand. Als alleiniges Maß des Gebäudewärmeschutzes kann er demzufolge nicht eingesetzt werden, die ”Rechnungen” sind falsch. Wärmeschutz besteht seit jeher aus Dämmung und Speicherung. Außerdem: Ein WDV-System schottet die Solarenergie ab und verhindert die Speicherung. Infolge sorptionsdichter Schichten durchfeuchtet außerdem die Wand.
2) Große Dämmstoffdicken sind effizienzlos. Die Hyperbelform der k-Wert-Funktion macht die nach EnEG § 5 geforderte Wirtschaftlichkeit unmöglich. Anders lautende Aussagen sind Mogelpackungen und bedeuten Roßtäuscherei. Der zusätzliche ”Energiegewinn” ist derart gering, daß auch kaum zusätzliche CO2-Einsparungen erzielt werden.
3) Dämmstoff-Leichtkonstruktionen sind nicht temperaturstabil. Eine äußere Temperaturschwankung pflanzt sich nur gering gedämpft und sehr schnell nach innen fort und sorgt für Barackenklima. Eine teure Gebäudetechnik ist kein Ersatz. Es besteht Infektionsgefahr durch Verschmutzung der Luftkanäle; Schweden konnte hier reichlich Erfahrung sammeln.
Fenster müssen erneuert werden
Der k-Wert-Wahnsinn setzt sich beim Fenster fort. Zertifizierte wärmegedämmte ”Holzfenster” mit sorptionsbehindernder Schichtenfolge sind en vogue. Auch die kF-Wert minimierenden Doppel- und Dreifachscheiben, Edelgasfüllungen und metallischen Beschichtungen zur ”Wärmeverlustminderung” sind nicht notwendig, wenn eine Strahlungsheizung vorgesehen wird. Wärmestrahlen (Kaminfeuer, Kachelofen, temperierte Wand, Strahlplatte) durchdringen kein normales Glas und verbleiben somit im Raum. Die Raumlufttemperatur kann wesentlich gesenkt werden – die Energieeinsparung ist gewaltig. Vonnöten sind keine wärmegedämmten Rahmen sowie Wärme- und Sonnenschutzgläser, sondern Strahlungsheizungen, die keine Luft, sondern nur Wände und Mobilar erwärmen; es kann kein Schimmelpilz entstehen.
Alle Fugen müssen abgedichtet sein
Die geforderte Dichtheit der Fenster bewirkt Schimmelpilzbildung. Die obere Lippendichtung herauszunehmen oder mit Lüftungsschlitzen versehende Fensterrahmen kennzeichnen das angerichtete bautechnische Chaos. Nun wird das dichte Gebäude gefordert – aus ”energetischen” Gründen. Auch dies ist falsch; die energetischen ”Verluste” sind unbedeutend. Dagegen führt bei Undichtheiten eine unbelüftete ”Skelettbauweise” (Vollwärmeschutz) unweigerlich zu irreparablen Feuchteschäden. Nur deshalb wird der Popanz mit der Blower-Door-Prüfung veranstaltet. Schlimm ist auch das Sick-Building-Syndrom, das durch eine ”Passivhaus-Bauweise” ausgelöst wird. Es werden krankmachende Häuser gebaut.
Die Heizkessel müssen ausgewechselt werden
Abgewirtschaftete Kessel müssen ersetzt werden – aber es muß nicht gleich der Brennwertkessel sein. Wirkungsgrade beziehen sich auf den Betriebszustand der Beharrung (etwa nach ½ bis 1 Stunde), wann aber kommt dies bei dem geringen Leistungsbedarf vor? Auch reicht der Wirkungsgradunterschied zum Normalkessel nicht aus, um die Mehrkosten zu rechtfertigen. Hinzu kommt: Die Nutzung der Kesselwärme endet am Schornstein und nicht am Kesselstutzen; diese zusätzliche Wärme ist als Gewinn und nicht, wie in der EnEV vorgesehen, als Verlust zu werten.
Fazit für das Passivhaus
So ziemlich alles muß bei sachlicher Analyse abgelehnt werden –das Passivhaus ist ein zum Platzen verurteilter, energetisch aufgeblasener Luftballon."